11.04.2019, 14:34 Uhr | Lesedauer: ca. 6 Minuten |
c7-consult hat für den österreichischen Markt typische Verpackungen verschiedener Produkte - von Getränken bis Waschmittel - hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen untersucht, vom Beitrag zum Klimawandel bis zum Wasserverbrauch. Auftraggeber ist Alpla. Der Spezialist für Verpackungslösungen mit Sitz in Vorarlberg will damit zur Versachlichung der öffentlichen Diskussion beitragen. Die Studie belegt laut Alpla den positiven Beitrag von Recycling auf die Ökobilanz. Das Beratungsunternehmen c7-consult hat für Verpackungen von acht im österreichischen Lebensmittelhandel erhältlichen Produktkategorien Ökobilanzen nach ISO 14044 erstellt. In Summe wurden 59 Material-Inhalt-Kombinationen untersucht. Sechs Sachbilanzgrößen und sieben Wirkungskategorien wurden berechnet, um die Umweltauswirkungen zu vergleichen. Diese reichen vom Beitrag zum Klimawandel bis zum Wasserverbrauch. "Die aktuelle Diskussion wird oft sehr emotional geführt. Wir wollen mit dieser umfassenden Studie die Sachlage objektiver darstellen", erklärt Dr. Christoph Hoffmann, Director Corporate Strategy, Sustainability & Circular Economy bei Alpla. Er ergänzt: "Die Industrie will nachhaltigere Verpackungslösungen und der Gesetzgeber schreibt höhere Recycling-Quoten vor. Hier liefert die Studie wichtige Anhaltspunkte." Die letzte öffentlich gemachte Studie für Österreich liege schon eine Zeit zurück: "Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg bilanzierte 2010 PET- und Glasflaschen für Mineralwasser und Limonade", erklärt Studienautor Roland Fehringer. Fehringer präsentierte am 10. April in Wien auszugsweise die Ökobilanzen für Gebinde von typischen Markenartikeln in Österreich: Mineralwasser, kohlensäurehaltige Limonade, Milch, Lebensmittel und Waschmittel. Dabei wurden deren Beitrag zum Klimawandel, das Versauerungspotenzial, der Beitrag zum Sommersmog und der Wasserverbrauch als relevanteste Umweltauswirkungen dargestellt. PET vor Glas bei Mineralwasser Bei Wasser liegt der Studie zufolge die 1-Liter-Glas-Mehrwegflasche nur beim Klimawandel vor der Flasche aus Polyethylenterephthalat (PET) ohne Rezyklatanteil. Beim Versauerungspotenzial und beim Sommersmog sei bereits die PET-Flasche ohne Rezyklat günstiger als die Glas-Mehrwegflasche. Rezyklatanteile (rPET) vergrößern den Abstand deutlich. Der Wasserverbrauch sei bei Mehrweggebinden um 50 Prozent höher als bei Einweggebinden. "Theoretischer Sieger ist die PET-Mehrwegflasche mit 100 Prozent Rezyklatanteil", erklärt Roland Fehringer. "Allerdings gibt es in Österreich kein entsprechendes System und der Vorteil ist auf den Klimawandel beschränkt, denn bei Versauerung und Sommersmog ist die PET-Einwegflasche aus 100 Prozent rPET leicht im Vorteil." Christoph Hoffmann ergänzt: "Wir werden uns zukünftig vermehrt mit Mehrwegsystemen auseinandersetzen und in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden praktikable Lösungen entwickeln. In einigen Märkten gibt es bereits Mehrweglösungen von Alpla. Allerdings muss man wissen, dass die Konsumenten in Österreich PET-Mehrweg bei Wasser und Limonade nicht ausreichend gut akzeptiert haben und es daher vom Markt genommen wurde. Die Verhältnismäßigkeit von Zusatzkosten und Umweltnutzen muss unbedingt untersucht werden." Die Glas-Einwegflasche zeige auch hier durch die Bank die höchsten Umweltauswirkungen. HDPE schneidet bei Milch gut ab 1-Liter-Flaschen aus High Density Polyethylen (HDPE) sind laut Studie bei Milch ökologisch vorteilhafter als die untersuchten Alternativen. Einzig beim Sommersmog habe die Einwegflasche, die zur Gänze aus rPET besteht, geringere Auswirkungen als die HDPE-Flasche ohne rHDPE. Der Getränkeverbundkarton zeige leichte Vorteile gegenüber der Glas-Mehrwegflasche und der 50-%-rPET-Flasche. Einfachere Verbundkartonsysteme könnten noch besser abschneiden als die hier bewertete Variante. Die Glas-Einwegflasche weise bei allen Kriterien die gravierendsten Auswirkungen auf die Umwelt auf. Limonade in der rPET-Flasche top Bei kohlesäurehaltiger Limonade liegen der Untersuchung zufolge 0,5-Liter-Einwegflaschen aus PET mit maximal 50 Prozent Rezyklatanteil leicht hinter der Glas-Mehrwegflasche in Hinblick auf den Klimawandel. Alle drei untersuchten PET-Mehrwegflaschen und die PET-Einwegflasche mit 100 Prozent rPET lägen demnach vor der Glas-Mehrwegflasche. Bei den drei anderen Umweltauswirkungen liege PET - mit und ohne Rezyklat - in Front, wobei die PET-Einwegflasche mit 100 Prozent rPET sogar die Mehrwegvarianten ökologisch übertrumpfe. Deutlich höhere Umweltauswirkungen hätten die Aluminiumdose und die Glas-Einwegflasche gezeigt. Nachfüllbeutel für Waschmittel ökologisch günstig 1,8-Liter-Nachfüllbeutel aus Polypropylen (PP) hätten sich in der Studie als ökologisch nachhaltigste Verpackungslösung für Waschmittel herauskristallisiert. Hier könnten auch 1,5-Liter-PET- und HDPE-Flaschen aus 100 Prozent Rezyklat nicht mithalten. Laut Studienautor wird derzeit nur ein einstelliger Prozentsatz der Nachfüllbeutel recycelt, der Rest werde thermisch verwertet. "In der mangelnden Recyclingfähigkeit sehen wir einen Nachteil", kommentiert Christoph Hoffmann. PET bei Nahrungsmitteln klarer Sieger Bei Nahrungsmitteln wurden eine Erdnussbutter-Einwegverpackung aus PET, ein Einwegglas für Marmelade und eine Weißblechdose für Mais analysiert. Um einen fairen Vergleich zu ermöglichen, wurde das Füllvolumen, das zwischen 310 und 420 Millilitern liegt, auf 350 Milliliter normiert. Klarer Sieger sei das Gebinde aus PET. Das Einwegglas habe doppelt so hohe Umweltauswirkungen, die Blechdose gar bis zu siebenmal höhere. Der Rezyklatanteil bei PET-Gebinden wirke sich positiv aus, aber schwächer als bei Getränken, da die Transportverpackung bei den kleinen Gebinden vergleichsweise aufwändiger ist. Resümee der Studie Die Glas-Einwegflasche sei bei den untersuchten Material-Inhalt-Kombinationen - mit Ausnahme der "Nahrungsmittel", dort schneide die Konservendose aus Blech am schlechtesten ab – das ökologisch ungünstigste Gebinde. Die Aluminiumdose liege bei den untersuchten Anwendungen fast immer hinter den Kunststoffgebinden, aber vor Glas-Einweg. Bei Wasser und Limonade wäre die PET-Mehrwegflasche beim Klimawandel leicht zu favorisieren, bei den anderen Umweltauswirkungen liege die PET-Einwegflasche mit 100 Prozent rPET voran. Zwischen Glas-Mehrweg und PET-Einweg ohne Rezyklatanteil lasse sich für Österreich kein klares Ranking ableiten. Die Erhöhung des Rezyklatanteils bei Kunststoffflaschen reduziere in jedem Fall die Umweltbelastung und lasse die Glas-Mehrwegflasche somit hinter sich. "Für unsere Kunden und uns selbst sind die vorliegenden Ergebnisse sehr wertvoll, um bei der Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen die richtigen Entscheidungen zu treffen", erklärt Christoph Hoffmann. Studienkriterien In der Studie erfasst sind die Herstellung von Gebinde, Verschluss, Etikette, Verkaufs- und Transportverpackung, die Abfüllung und das Waschen von Mehrweggebinden, die Auslieferung zum Lebensmitteleinzelhandel und der Rücktransport von Mehrweggebinden, sonstige Transporte wie Rohmaterialanlieferung, Gebinde und Verschlüsse zur Abfüllung, die separate Sammlung der Gebinde beziehungsweise die Sammlung gemeinsam mit dem Hausmüll sowie die stoffliche und energetische Verwertung. Von der Studie nicht erfasst sind die Herstellung der Inhalte, Verluste bei Transport und Lagerung, Einkaufsfahrt zum Handel, Kühlprozesse zu Hause, Verlust durch beschädigte Verpackungen und mögliche Unterschiede in der Haltbarkeitsdauer zwischen den verschiedenen Verpackungssystemen. Alle im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel angebotenen Gebinde wurden von c7-consult eingekauft und Gebinde, Verschlüsse und Etiketten gewogen. Daten zu Verkaufs- und Transportverpackungen, Transportentfernungen, Energie- und Wasserverbrauch bei der Abfüllung stammen den Angaben zufolge aus vertraulichen Informationen aus der Getränkewirtschaft und früheren Analysen von c7-consult. Die Umrechnung in Wirkungskategorien und Sachbilanzgrößen erfolgte mit Hilfe der Umweltdatenbank Ecoinvent 3.5. Kritische, ergebnisrelevante Parameter wie Umlaufzahl von Mehrweggebinden, Distributionsentfernung zum Lebensmitteleinzelhandel, Masse des Getränkeverbundkartons für Milch, Sekundärmaterialanteil bei Aluminiumdosen sowie die Sammel- und Verwertungsquote in Österreich wurden in der Sensitivitätsanalyse untersucht und bewertet. Das abschließende Peer Review durch Harald Pilz von to4to bestätige die Ergebnisse der Ökobilanz. Weitere Informationen: www.alpla.com, www.c7-consult.at, www.to4to.at |
Alpla Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG, Hard, Österreich
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