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10.12.2007 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Kuratorium der Kunststoff-Industrie: Risiko-Management gefordert

Das Kuratorium der Kunststoff-Industrie plädiert dafür, den Weg hin zu einem echten Risiko-Management zu beschreiten. Die Vorsitzende des Gremiums Klaudia Martini erklärte jetzt bei einer "Zum Umgang mit dem Risiko" betitelten Veranstaltung in Hamburg, die Gesellschaft müsse sich von der Null-Risiko-Mentalität verabschieden. Es gebe einfach keine Gesellschaft ohne Risiko. Dies müsse im Bewusstsein der Menschen verankert werden.

Mitglieder des Kuratoriums und zahlreiche hochrangige Gäste hatten sich zur öffentlichen Diskussion in Hamburg getroffen. Darüber hinaus waren insbesondere viele junge Erwachsene mit dabei. Es referierten Prof. Dr. Robert Leicht, Prof. Dr. Rolf Mülhaupt, Prof. Dr. Paul Nolte und Dr. Manfred Spindler. WDR-Moderator Michael Brocker führte durch die Veranstaltung, zu der der Hamburger Wirtschaftssenator Gunnar Uldall ein Grußwort sprach. Uldall betonte, er freue sich, dass eine so hochkarätige Veranstaltung in Hamburg durchgeführt werde. Man erhoffe sich davon wichtige Impulse.

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Professor Nolte - er ist Professor für neuere Geschichte an der Berliner FU und unter anderem auch Mitglied des Rates für Innovation der Bundeskanzlerin - sagte, Risiko sei die andere Seite der Medaille der Gestaltbarkeit. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts habe man an ein "goldenes Zeitalter" geglaubt: Freiheit, Sicherheit und maximale Berechenbarkeit bei gleichzeitig unbegrenzten Chancen und Möglichkeiten, dieser Traum sei ausgeträumt sei. Inzwischen habe aber das Bedürfnis nach Risikoausschaltung in vielen westlichen Gesellschaften ein Stadium erreicht, das zur Innovationshemmung führe.

Der politische Korrespondent und Kolumnist Prof. Dr. Robert Leicht beleuchtete das Thema Risiko aus politischer Sicht. "Ohne Bewusstsein von Risiko gäbe es überhaupt keine Politik, keinen Staat", so Leicht. Staat treibe man von jeher, um der Risiken Herr zu werden. Unterscheide man aber heute nach Schadensminimierern und Nutzenmaximierern, also danach, ob eher Chancen oder die Gefahr Scheiterns gesehen werde, so seien die Deutschen inzwischen ein Volk, das den Schaden möglichst klein halten wolle. Nutzensicherung sei jedoch nicht ohne Risiko zu haben, umgekehrt sei das Minimieren von Risiken keineswegs per se nachhaltig.

Dr. Manfred Spindler, Vorstandsmitglied der Evonik und von PlasticsEurope Deutschland, sprach über das Risiko aus wirtschaftlicher Sicht. "Zero risk", so Spindler, "ist nicht erreichbar", die gesellschaftliche Toleranz für ein akzeptables Restrisiko sei jedoch essentiell.
Prof. Dr. Rolf Mülhaupt näherte sich dem Thema aus wissenschaftlicher Perspektive. Der Direktor des Instituts für Makromolekulare Chemie der Uni Freiburg betonte, für die Wissenschaft sei der Mut zum Risiko seit Jahrhunderten zentraler Lehr- und Lerninhalt. "Nur wer etwas wagt kann wissenschaftliches Neuland gewinnen" postulierte Mülhaupt.

Dem im Jahr 2000 gegründeten Kuratorium der Kunststoff-Industrie gehören Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Lebensbereichen an. Das Gremium arbeitet autonom. Ziel ist es, unabhängig und losgelöst von den jeweiligen Tagesereignissen Kunststoff-Industrie und Gesellschaft zu einem kritisch-konstruktiven Dialog zusammenzubringen. Die Grundsätze einer vorausschauenden Politik und der daran ausgerichteten Tätigkeit der Industrie stehen dabei im Zentrum der Überlegungen des Kuratoriums. Immer wieder tritt das Kuratorium mit Veranstaltungen an die Öffentlichkeit. Behandelt wurden bereits Themen wie etwa die Energiegewinnung der Zukunft, Fragen der Nachhaltigkeit, des Managements von Stoffströmen oder der Verbrauchersicherheit. Dank Tagungsbänden sind nahezu alle Veranstaltungen des Kuratoriums nachlesbar.

Die Mitglieder des Kuratoriums:
Klaudia Martini, Rechtsanwältin, Staatsministerin a. D., Vorsitzende des Kuratoriums, München

Verena Auffermann, Journalistin und Autorin, stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums, Vorsitzende der Jury des Kunstpreises des Kuratoriums, Berlin

Margit Conrad, Ministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz, Mainz

Prof. Dr. Manfred Eigen, Nobelpreisträger, Dir. (emer.) des Max-Planck-Instituts für biophys. Chemie, Göttingen

Olaf Heukrodt, Mitglied des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Präsident des Deutschen Kanuverbandes (DKV), Duisburg

Prof. Dr. Robert Leicht, Politischer Korrespondent und Kolumnist, Hamburg

Prof. Dr. Rolf Mülhaupt, Direktor des Instituts für Makromolekulare Chemie der Universität Freiburg, Freiburg

Prof. Dr. Paul Nolte, Professor für Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte in ihren internationalen Verflechtungen an der Freien Universität Berlin, Berlin

Hubertus Schmoldt, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE), Hannover

Günter Schwank, Unternehmer, Ehrenpräsident Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV), Schüttorf

Prof. Dr. Rudolf Stauber, Hauptabteilungsleiter Betriebsfestigkeit und Werkstoffe, BMW Group, München

Kuratorium der Kunststoff-Industrie, Frankfurt am Main

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