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21.10.2024, 15:58 Uhr | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Arburg: Maschinenbauer erwartet deutlichen Umsatzrückgang

v.l.: Tobias Baur, Geschäftsführer für Vertrieb und After Sales, Michael Hehl, Geschäftsführender Gesellschafter und Sprecher der Geschäftsführung, Guido Frohnhaus, Geschäftsführer Technik, Steffen Kroner, Geschäftsführer Finanzen, Controlling, IT und Personalmanagement - (Bild: Arburg).
v.l.: Tobias Baur, Geschäftsführer für Vertrieb und After Sales, Michael Hehl, Geschäftsführender Gesellschafter und Sprecher der Geschäftsführung, Guido Frohnhaus, Geschäftsführer Technik, Steffen Kroner, Geschäftsführer Finanzen, Controlling, IT und Personalmanagement - (Bild: Arburg).
Im Jahr 2023 hat Arburg einen Umsatz von 784 Mio. Euro erzielt. Wie Steffen Kroner, neuer Geschäftsführer Finanzen, Controlling, IT und Personalmanagement (siehe auch plasticker-News vom 20.03.2024), im Rahmen der Pressekonferenz des Unternehmens auf der Fakuma 2024 berichtete, gab es im Jahr 2024 dank einiger schöner Projekte zwar punktuelle Erfolgsgeschichten, aber die Situation bei den Auftragseingängen sei und bleibe nach wie vor schwach. Stand jetzt geht das Unternehmen davon aus, dass es im Jahr 2024 einen konsolidierten Umsatz von rund 620 Mio. Euro erzielen wird, das wären dann fast 21 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr.


Regionen und Branchen
Die Marktschwäche betrifft dabei laut Arburg alle Regionen und Branchen nahezu gleichermaßen, wenngleich aber Verschiebungen und kleine Trends erkennbar seien:
  • Europa inklusive Deutschland bleibt insgesamt auf einem einigermaßen konstanten Niveau gegenüber dem Vorjahr. Hierbei ist Osteuropa ein kleiner Lichtblick.
  • Deutliche Schwächen zeigt die Marktentwicklung in den Amerikas inklusive den USA.
  • Auch in Asien steht man aufgrund der Schwächung von China weiter vor großen Herausforderungen.

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Bei den Branchen beschreibt Arburg die Lage wie folgt:
  • Der Sektor Mobility - im Wesentlichen die Automobilindustrie - ist weiterhin einem unsicheren Umfeld ausgesetzt und bleibt auf schwachem Niveau.
  • Die Elektronik-/Elektrobranche hat etwas an Stärke verloren, ist aber noch auf einem guten Niveau.
  • Die Branchen Medical und Packaging sind relativ stabil.


After-Sales-Geschäft stabil
Wie Tobias Baur, seit dem 1. Oktober 2024 Nachfolger von Gerhard Böhm bei Arburg als Geschäftsführer für Vertrieb und After Sales (siehe auch plasticker-News vom 21.06.2024), erläutert: „Arburg hat seit jeher auch einen starken Fokus auf einen erstklassigen Service gelegt. Das After-Sales-Geschäft ergibt insgesamt ein sehr positives Bild und wir befinden uns hier auf dem Niveau des Vorjahres.“

Optimistischer Ausblick
Trotz des aktuellen Umsatzeinbruchs, will man in Loßburg weiterhin optimistisch nach Vorne schauen und sieht sich für die Zukunft gut aufgestellt, egal in welche Richtung sich die unsicheren Märkte in den kommenden Jahren bewegen werden. Für das Jahr 2025 geht der Vorstand zumindest nicht mit einem weiteren Rückgang des Umsatzes aus. Diese Einschätzung resultiert zum einen aus dem stabilen Geschäft im Bereich Aftersales, zu welchem auch der Bereich „Retrofit“ zählt, woraus Vertriebsvorstand Tobias Baur schließt, dass von der großen Kapazität der weltweit installierten Arburg-Maschinen zur Zeit kaum Anlagen ungenutzt stillstehen, „unsere Kunden arbeiten mit unseren Maschinen und sind aktuell gut ausgelastet“, so Bauer. Und gut ausgelastete Maschinen würden eben früher oder später durch neue ersetzt. Zum anderen sei der Auftragseingang in diesem Jahr nicht noch weiter zurückgegangen, dort erlebe man "in 2024 eine Querbewegung im Vergleich zu 2023“, so Bauer weiter.

Bekenntnis zum Standort Deutschland, aber auch Kritik
Den zuversichtlichen Blick in die Zukunft verband Michael Hehl, Geschäftsführender Gesellschafter und Sprecher der Geschäftsführung, in seinem Statement mit einem deutlichen Bekenntnis zum hiesigen Standort, schließlich entfalle auch nach wie vor rund 30 Prozent des Jahresumsatzes von Arburg auf den deutschen Markt. Daher präsentiere man sich auch auf der Fakuma 2024 so groß und umfangreich wie in den Vorjahren mit elf Maschinen-Exponaten auf über 1.300 Quadratmeter Standfläche.

Dennoch äußerte Hehl auch deutliche Kritik an hiesigen Entwicklungen, wobei er die aus seiner Sicht deutlich zu hohen Energiekosten als aktuell größtes Problem ansieht. Hinzu kämen in diesem Zusammenhang auch die erheblichen behördlichen wie rechtlichen Schwierigkeiten beim Ausbau eigener regenerativer Energiequellen, wie etwa PV-Anlagen und Windrädern. Und last but not least seien da noch die hohen Lohnkosten.

Aktuell Kurzarbeit - Personalabbau wahrscheinlich
Die Mitarbeiterzahl von 3.700 Angestellten weltweit, davon allein 3.100 in Deutschland, sei bislang stabil geblieben, erläuterte Finanz- und Personalvorstand Steffen Kroner. Zur Zeit federe man den Rückgang bei Aufträgen und Umsatz noch durch Kurzarbeit ab und „prüfe dabei von Monat zu Monat deren Bedarf und Umfang“. Ähnliches gelte für einen möglichen Personalabbau, den Kroner ausdrücklich nicht ausschloss, „wir sind heute zu groß für den jetzigen Umsatz, der Umfang von etwaigen Maßnahmen bleibt aber noch zu definieren.“

Ein Blick auf die Vergleichszahlen der letzten Jahre mache dies ebenfalls deutlich: So wird der Umsatz in diesem Jahr voraussichtlich auf dem Niveau von 2016 liegen, wobei Arburg seinerzeit erst 2.700 Mitarbeiter zählte.

Schrittweise Internationalisierung der Produktion
Wie Michael Hehl im Hinblick auf die langfristige Strategie des Unternehmens weiter konstatierte: „Ich kann gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wie diesen nicht oft genug erwähnen: Das klare Statement von uns als Unternehmer- und Eigentümerfamilie: Arburg war, ist und bleibt ein unabhängiges Unternehmen in Familienhand! Und, was den Standort Deutschland betrifft, gilt nach wie vor: Bei allen Überlegungen zur Entwicklung unseres Unternehmens spielt die Sicherung des Standorts Loßburg eine wichtige Rolle. Gleichzeitig ist eine sinnvolle Internationalisierung für uns ein wichtiges Thema, um Arburg für die Zukunft weiterhin sicher und nachhaltig aufzustellen.“

Im Zuge der weiteren Internationalisierung plant Arburg als nächsten Schritt nun auch die Montage kompletter Maschinen in China (Pinghu) und künftig auch in Nordamerika, wobei hier ein genauer Standort noch nicht feststeht.

In Pinghu sollen die Produktion und das „local sourcing“, also die Beschaffung möglichst vieler Maschinenkomponenten vor Ort in China, innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre aufgebaut werden. Dabei wolle man sich auf die Baureihe der „Allrounder Golden Electric Evo“ konzentrieren, also Modelle, die schon jetzt ausschließlich in Asien angeboten werden.

Nachhaltigkeit
Neben dem gewohnten Arburg Nachhaltigkeitsbericht hat das Unternehmen in diesem Jahr auch einen Nachhaltigkeitsreport nach GRI-Richtlinien (Global Reporting Initiative) veröffentlicht, was die umfangreichen Aktivitäten von Arburg auch international vergleichbar machen soll. Zudem warte man auf das Ecovadis-Rating 2024, für das die Evaluierung derzeit laufe.

Mit seiner Klimastrategie verfolgt Arburg durch die Science Based Targets Initiative (SBTi) validierte Treibhausgasreduktionsziele, die jetzt offiziell und auch online veröffentlicht sind. Arburg verpflichtet sich demnach:
  • bis 2050 in der gesamten Wertschöpfungskette Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen.
  • und die absoluten Treibhausgas-Emissionen – ausgehend vom Jahr 2021 – wie folgt zu reduzieren
    • bis 2030 um 42 Prozent in Scope 1 und 2 sowie um 25 Prozent in Scope 3
    • bis 2050 um 90 Prozent in Scope 1, 2 und 3.


Fakuma 2024, Friedrichshafen, 15.-19. Oktober 2024, Halle A3, Stand 3101

Weitere Informationen: www.arburg.com

Arburg GmbH + Co KG, Loßburg

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