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08.02.2008 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

GKV: Kunststoffverarbeiter mit 7,5 Prozent Umsatzplus - Kostensteigerungen drücken auf die Marge

Die Kunststoff verarbeitende Industrie hat ihren Wachstumskurs fortsetzen können. Der Umsatz der Branche stieg 2007 um 7,5 Prozent auf 53 Milliarden Euro. Der Zuwachs liegt damit erneut deutlich über dem des Bruttoinlandsproduktes. Mehr als ein Drittel der in Deutschland hergestellten Kunststofferzeugnisse gingen in den Export, der wiederum überproportional zunahm. Die Ertragslage der Unternehmen blieb wegen erheblich gestiegener Energie- und Rohstoffpreise extrem angespannt.

Zuwachs in allen Sparten
Im Jahr 2007 hat die Kunststoff verarbeitende Industrie Waren im Wert von 53 Milliarden € hergestellt. Dies entspricht einem Umsatzplus von nominal 7,5 Prozent und - bereinigt um den 1,7 Prozent höheren Preisindex - real 5,8 Prozent. Dr. Reinhard Proske, Präsident des Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. (GKV, www.gkv.de) stellte am Aschermittwoch in Frankfurt das Jahresergebnis der Branche vor. Das höchste Umsatzplus erzielten die Zulieferer der Automobil- und Elektroindustrie mit 9,5 Prozent (real 9,8 Prozent), gefolgt von den Verpackungsmittelproduzenten mit 9 Prozent (real 5,5 Prozent). Die Hersteller von Konsumwaren wie z.B. Haushalts-, Sport- und Freizeitartikeln erwirtschafteten ein Plus von 6,6 Prozent (real 6,7 Prozent). Gedämpft ist die Stimmung bei den Produzenten von Anwendungen für die Bauindustrie. Nach einem starken Vorjahr konnte diese Sparte lediglich 4,7 Prozent mehr Umsatz erlösen (real 1,7 Prozent). Die Ursache hierfür liegt im Wesentlichen in der Abschwächung der Baukonjunktur insbesondere im zweiten Halbjahr 2007.

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Außenhandel auf hohem Niveau
Der Export lag erneut über der Inlandsnachfrage. Beim Auslandsumsatz 2007 bilanziert die Kunststoffverarbeitung ein Plus von 9,8 Prozent, beim Inlandsumsatz von 6,4 Prozent. Die Exportquote liegt mit 36,6 Prozent auf Rekordniveau. Mit Sorge blickt die Branche auf den kontinuierlich steigenden Eurokurs, der europäische Verarbeiter gegenüber Anbietern aus anderen Wirtschaftsräumen zunehmend benachteiligt. Als weiterer Risikofaktor wird die sich verschärfende Finanzmarktkrise in den USA und deren gesamtwirtschaftliche Folgen angesehen.

Erträge unter Druck
Als mittelständisch geprägter Industriezweig zwischen multinationalen Rohstoffkonzernen auf der einen und nachfragemächtigen Großabnehmern auf der anderen Seite hat die Kunststoffverarbeitung mit ständig wachsendem Margendruck zu kämpfen. So konnten viele Unternehmen auch 2007 trotz verbesserter Konjunktur die Kostensteigerungen nicht entsprechend weiterbelasten. Dies wurde bei den Zulieferern für die Automobil- und Elektroindustrie sowie für den Maschinenbau besonders deutlich. Hier übertraf die Mengen- die Umsatzentwicklung, was angesichts steigender Rohstoff-, Energie- und Transportkosten zu eine Erosion der Erträge führte. Zudem sah sich die Branche immer härteren Lieferkonditionen seitens der Rohstofferzeuger ausgesetzt.

Beschäftigtenzahl steigt um 3 Prozent
Die Kunststoff verarbeitende Industrie ist Arbeitgeber für ca. 284.000 Menschen in 2.780 Betrieben. 2007 beschäftigte die Branche 8.000 Personen mehr als im Vorjahr. Dies entspricht einer Zunahme von 3 Prozent. Nach wie vor aber leidet die Branche unter akutem Fachkräftemangel. 1.000 Ausbildungsplätze konnten 2007 nicht qualifiziert besetzt werden.

Hohe Energiepreise beeinträchtigen Wettbewerbsfähigkeit
Viele Kunststoffverarbeiter konnten im zurückliegenden Jahr ihre Energiekontrakte nur zu erheblich höheren Preisen verlängern. „Wir sehen unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit durch die Situation auf dem deutschen Energiemarkt gefährdet“, so GKV-Präsident Dr. Reinhard Proske: „Wir vermissen aber nicht nur einen funktionierenden Wettbewerb zwischen den Versorgern, sondern auch ein klares Energiekonzept der Bundesregierung.“ Zur Verbesserung ihrer Energieeffizienz haben sich zahlreiche Mitgliedsunternehmen an der vom GKV mitgetragenen Initiative „EnergieEffizient in der mittelständischen Industrie“ beteiligt.

Diskussion um Tragetaschen
Im Hinblick auf das derzeit in China und Australien diskutierte Verbot von Kunststofftragetaschen betont der GKV, dass die dortige Situation nicht annähernd mit der in Deutschland vergleichbar sei. Hier würden die Tragetaschen schon seit langem kostenpflichtig abgegeben und über die dualen Systeme gesammelt, sortiert und einer umweltgerechten Verwertung zugeführt.

Kontrolle bei Importen unzureichend
In der öffentlichen Debatte um den Import von minderwertigem Kinderspielzeug aus Fernost wird nach Ansicht des GKV unterschlagen, dass die jüngsten Fälle nichts über die Qualität der in Deutschland produzierten Kunststoffwaren aussagen. Diese müssten strenge gesetzliche Auflagen erfüllen, die eine schädliche Migration von Stoffen ausschließen. Aus Gründen des Verbraucherschutzes, aber auch der Wettbewerbsgleichheit müsse sichergestellt werden, dass importierte Ware den europäischen Gesetzen und Qualitätsstandards entspricht.

Verhalten optimistisch für 2008
Nach einer Konjunkturumfrage bei Mitgliedsunternehmen des Gesamtverbandes liegt die Auslastung der Betriebe bei derzeit 82 Prozent. Zwei Drittel der Befragten gehen für 2008 von einer weiter steigenden Nachfrage aus. Nur 7 Prozent befürchten einen Rückgang. Vor diesem Hintergrund prognostiziert der GKV für das laufende Jahr ein Wachstum der gesamten Kunststoff verarbeitenden Industrie von 3,5 bis 4 Prozent. Michael Rathje, Hauptgeschäftsführer des GKV: „Wir sehen das Wachstums- und Innovationspotential unserer Branche noch lange nicht ausgeschöpft. Aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage, die derzeit einige Risiken birgt, und aufgrund der immer schwieriger werdenden Position der Verarbeiter in der Wertschöpfungskette Kunststoff sind wir aber nur vorsichtig optimistisch.“

Gesamtverband kunststoffverarbeitende Industrie e.V., Frankfurt am Main

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