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23.12.2008 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Balda: Vorstandsvorsitzender Joachim Gut scheidet aus

Die Balda AG (www.balda.de) kommt weiter nicht zu Ruhe. Nachdem erst vor 10 Tagen die erfolgreiche Unterzeichnung der Verträge mit ihren Banken zur Neustrukturierung der Finanzen (s. plasticker vom 02.12.2008) gemeldet wurde, gab Balda letzten Freitag überraschend bekannt, dass der Vorstandsvorsitzende Joachim Gut (46) mit Wirkung zum Jahresende 2008 aus dem Unternehmen ausscheidt. Künftig soll der bisherige Finanzvorstand Dirk Eichelberger den Konzern als Alleinvorstand und CEO führen.

Joachim Gut war seit Juni 2003 Vorstandsmitglied und seit dem 14. Oktober 2003 Vorstandsvorsitzender des Spezialisten von Kunststoff- und Elektronikprodukten für Kommunikations- und Unterhaltungshardware. Unter seiner Führung wurde die Internationalisierung des Konzerns vorangetrieben, die chinesischen und indischen Fertigungsstätten wurden ausgebaut und 2006 erfolgte der Einstieg in das Touchscreengeschäft. Damit wurde aus der ostwestfälischen Unternehmensgruppe, welche u.a. von der BenQ Insolvenz stark betroffen war, ein international agierender Konzern, dessen Schwerpunkte von Produktion und Entwicklung sich stark nach Asien verschoben.

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Zuletzt erneute Neuausrichtung angekündigt
Nachdem noch vor Jahresfrist die Konzentration auf die Touchscreen Aktivitäten verkündet wurde, nebst des zunächst gescheiterten Versuchs, drei defizitäre europäische Tochtergesellschaften zu verkaufen (s. plasticker vom 12.03.2008) kündigte Gut im Herbst nach der Reduktion der chinesischen Touchscreen Beteiligung TPK die erneute Neuausrichtung des Unternehmens an.

Mit der Wieder-Fokussierung auf Kunststoff- und Elektronikprodukte klang dies ein wenig nach "Rolle Rückwärts": Ende September verkaufte Balda 12% seiner Anteile an der TPK an den Investor Michael Chiang. Damit hält Balda noch 38% an TPK. Nach einer bei TPK anstehenden Kapitalerhöhung wird sich der Anteil auf 33,5% verringern. Balda erhielt durch die Transaktionen liquide Mittel, durch die man "derzeit" kein frisches Geld von seinen Banken brauche, wie das Unternehmen seinerzeit verlautete. Weiter hieß es, das Hauptaugenmerk bei Balda liege künftig auf dem Geschäft mit Kunststoffkomponenten und -systemen sowie mit Elektronikprodukten für die Kommunikation.

Wie wird es nach zwei schwierigen Jahren weiter gehen?
Die Jahre 2007 und 2008 waren für Balda hart, das letzte Jahr wurde zudem durch erhebliche Turbulenzen und immer wieder aufkeimende Insolvenzgerüchte geprägt, nachdem Balda mehrfach seine Ziele verfehlte und grosse Verluste melden musste. Der Aktienkurs brach im Laufe der letzten 12 Monate um über 90% ein und auch für 2008 erwartet Balda nach Steuern ein negatives Ergebnis:

In den ersten neun Monaten 2008 setzte Balda nach eigenen Angaben 207,1 Mio. Euro um, nach 153,0 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Auf EBITDA-Basis steht zwar ein Gewinnanstieg um mehr als 5 Mio. Euro auf 24,3 Mio. Euro in den Büchern, allerdings belasten schon auf EBIT-Basis Sonderbelastungen das Ergebnis. So muss das Unternehmen Wertberichtigungen im Volumen von 14 Mio. Euro verbuchen. Das EBIT fällt daher im Vorjahresvergleich um 13 Mio. Euro und liegt mit 5 Mio. Euro Verlust in den roten Zahlen. Im fortgeführten Geschäft hat Balda in den ersten neun Monaten 2008 einen Verlust von 17,2 Mio. Euro zu verkraften. Im Vorjahreszeitraum lag das Ergebnis noch mit 2,1 Mio. Euro im positiven Bereich.
Das Umsatzziel für 2008 wird also voraussichtlich nicht erreicht weswegen schon Ende Oktober eine Umsatzwarnung ausgegeben wurde.

Trotz dieser - zumindest von den reinen Zahlen her - verheerenden persönlichen Bilanz für Joachim Gut, fand die Trennung nach Angaben des Unternehmens einvernehmlich statt und der Aufsichtsrat danke Herrn Gut ausdrücklich für sein Engagement. Als Gründe für die Trennung wurden die Neuausrichtung und die Entscheidung des Aufsichtsrats für eine Verkleinerung des Vorstands genannt.

Geht dort jemand nach erfolgreicher Umstrukturierung und Neuausrichtung oder macht Gut genau dafür den Weg frei? Nach Bekanntgabe dieser Nachricht stieg die Aktie der Balda AG noch am Freitag sogleich; die Börse glaubt scheinbar an letzteres.

Bedeutung für Deutschland nur noch gering
War Balda vor wenigen Jahren noch einer der bedeutendsten Kunststoffverarbeiter hierzulande, der 2005 in Deutschland fast 2.500 Menschen beschäftigte, spielt Ostwestfalen als Produktionsstandort für Balda nur noch in der Medizintechnik mit Balda Medical eine Rolle. Alles andere folgte den Mobiltelefonherstellern nach Asien. Aktuell beschäftigt der Konzern in Deutschland nur noch rund 200 Mitarbeiter.

Balda AG, Bad Oeynhausen

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