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15.02.2023, 15:23 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Frimo Group: Sanierung über ein Insolvenzverfahren

Die deutsche Technologie-Unternehmensgruppe Frimo Group hat damit begonnen, sich mithilfe eines Insolvenzverfahrens zu sanieren. Die Geschäftsführung stellte einen entsprechenden Antrag beim zuständigen Amtsgericht Münster. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Restrukturierungsexperten Rechtsanwalt Stefan Meyer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH. Die Frimo Group gilt als einer der führenden Technologieanbieter für Werkzeuge, Anlagen und „Turnkey“-Produktionssysteme für die internationale Automobilindustrie.

Wie es in einer Presseinformation weiter heißt, hat neben der Holding-Gesellschaft Frimo Group GmbH auch die operative Tochtergesellschaft Frimo GmbH Insolvenzantrag gestellt. Auch in diesem Verfahren ist Stefan Meyer als vorläufiger Verwalter tätig. Beide Gesellschaften haben ihren Sitz in Lotte bei Osnabrück. Die Frimo GmbH unterhält zudem unselbstständige Niederlassungen und Produktionsstätten in Freilassing, Hamburg und Sontra. „Die Produktion bei Frimo wird während des Sanierungsprozesses in vollem Umfang in enger Abstimmung mit den Kunden fortgeführt“, betonte Stefan Meyer heute am Frimo-Hauptsitz in Lotte bei Osnabrück. „Alle Aufträge im Projektgeschäft werden derzeit geprüft, mit den Kunden verhandelt und soweit möglich einvernehmlich fortgeführt; auch die Serviceleistungen und das After-Sales-Geschäft sollen uneingeschränkt fortgeführt werden.“ Die Frimo-Tochtergesellschaften im Ausland (Ungarn, Polen, USA, Mexiko und Shanghai) sind von der Einleitung des Insolvenzverfahrens nicht unmittelbar betroffen und sollen mit geeigneten Maßnahmen stabilisiert werden, um Folgeinsolvenzverfahren bestmöglich zu vermeiden. In der Gruppe beschäftigt Frimo rund 1.200 Mitarbeiter.

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Die Frimo Gruppe gehört in ihrem Marktsegment zu den internationalen Markt- und Technologieführern. Der vorläufige Insolvenzverwalter Meyer sagt: „Wir werden alles daransetzen, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und sämtliche Optionen prüfen, um eine Sanierung und den Neustart der Unternehmensgruppe zu ermöglichen. Kurzfristig wird auch in Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss eine Investorensuche im Rahmen eines strukturierten M&A-Prozesses gestartet.“ Meyer macht sich derzeit mit seinem Team vor Ort in Gesprächen mit der Geschäftsführung, dem erweiterten Management und in Verhandlungen mit Kunden und Stakeholdern ein Bild der über die wirtschaftliche und rechtliche Gesamtsituation. Zudem will Meyer die rund 500 Mitarbeiter an den deutschen Standorten in den nächsten Tagen ausführlich über die eingeleiteten Schritte und ihre Situation als Arbeitnehmer informieren. Die Löhne und Gehälter aller Arbeitnehmer sollen bis Ende April 2023 über das Insolvenzgeld gesichert sein. Eine Insolvenzgeldvorfinanzierung sei beabsichtigt und bereits eingeleitet.

Die Frimo Group entwickelt und baut Anlagen und Werkzeuge für ein breites Technologiespektrum. Der Schwerpunkt liegt auf Ausrüstungen zur Fertigung von Kunststoff- und Verbundkomponenten, und zwar sowohl für das Automobil-Interieur als auch Exterieur in großen Stückzahlen. Dazu zählen z.B. Innenraumverkleidungen, Dach- und Bodenmodule oder Stoßfänger. Kunden sind sowohl Zulieferer als auch Autohersteller in Deutschland und weltweit. Spätestens seit Beginn der Absatz- und Lieferkrise der Automobilindustrie befindet sich die Gruppe in einem anhaltenden Prozess der Krisenbewältigung und Restrukturierung. Die Krisen sind bekannt: begonnen bei den Corona-Lockdowns, gefolgt von der Lieferkrise in der Automobilindustrie bis hin zu den gegenwärtigen geopolitischen Krisen, die Auslieferungen blockiert oder gar unmöglich gemacht haben. Hinzu kommt die Explosion bei den Kosten für Rohstoffe und Energie, ohne dass diese Mehrkosten an die Kunden weitergegeben werden konnten. Diese Situation wird verschärft durch die Zahlungsbedingungen innerhalb der Branche.

Zwar zeigte sich beim Auftragseingang und auch bei den Umsatzzahlen zuletzt ein deutlicher Trend der Erholung, nicht zuletzt dank der wachsenden Absatzmärkte in der E-Mobilität. So hat die Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr rund 160 Mio. Euro erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es nur 145 Mio. Euro Gesamtleistung, die in den Jahren 2019 und davor aber noch bei über 200 Mio. Euro lag. Somit besteht noch viel Potenzial nach oben, was die Kapazitäten und Möglichkeiten der Unternehmensgruppe betrifft. In den schwachen Jahren 2021 und 2022 hat die Frimo Group viel Liquidität verloren, die von den Fremd- und Eigenkapitalgebern jetzt nicht weiter gedeckt werden konnte, um die außergerichtliche Restrukturierung fortzusetzen.

„Trotz unserer konsequenten strategischen Ausrichtung und positiven Wachstumsindikatoren ist eine Fortführung des Frimo Geschäftsmodells im bisherigen Rahmen nicht mehr möglich“, betont Siegfried Köhler, Co-CEO Sales & Operations in der Frimo Group. „Das Insolvenzverfahren gibt uns nun die Möglichkeit, bei laufendem Geschäftsbetrieb langfristig tragfähige neue Konzepte für unsere Unternehmensgruppe mit einem Mehrwert für unsere Kunden zu entwickeln.“ Paulo Cruz Pinto, Co-CEO für die Bereiche Finance & Administrations in der Frimo Group: „Frimo verfügt technologisch über die besten Voraussetzungen, um weiterhin global und wettbewerbsfähig im Sinne unserer Kunden zu agieren.“

Die Frimo Gruppe wird auch während des Sanierungsprozesses im Insolvenzverfahren auch weiterhin von einem Beraterteam der Sanierungskanzlei Wellensiek unterstützt (Büros Frankfurt./M und München).

Weitere Informationen: www.frimo.com, www.pluta.net

Frimo Group GmbH, Lotte

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