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21.03.2006 | Lesedauer: ca. 2 Minuten    

EPS: Mikroben verwandeln Styropor in abbaubaren Biokunststoff

Deutschen Forschern ist zusammen mit irischen Kollegen gelungen, Styropor mit einer zweistufigen Technik in einen abbaubaren Biokunststoff umzuwandeln. Dazu erhitzen die Forscher um Prof. Walter Kaminsky von der Universität Hamburg (www.uni-hamburg.de) das Styropor auf über 500 Grad Celsius. Bei dieser Temperatur wandelt es sich in ein Öl um. Mit der Flüssigkeit wird das Bakterium Pseudomonas putida gefüttert, das daraufhin den bioabbaubaren Kunststoff aus der Gruppe der Polyhydroxyalkanoate (PHA) produziert. Mit dem PHA können anschließend biologisch abbaubares Geschirr aus Kunststoff und andere Kunststoffartikel hergestellt werden, schreiben die Forscher in einem unter wissenschaft.de veröffentlichten Artikel.

Styropor findet in Dämmstoffen, Folien und Kunststoffplatten breite Anwendung und besteht aus langkettigen Polystyrolmolekülen. Es ist ein extrem langlebiger Kunststoff, der sich beispielsweise in Hausmülldeponien nicht zersetzt.

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"Diese langen Ketten brechen wir mit der Pyrolyse auf", sagt Matthias Donner aus der Hamburger Arbeitsgruppe gegenüber wissenschaft.de. Die Pyrolyse ist eine Wärmebehandlung, mit der die langen Molekülketten bei rund 520 Grad Celsius in ganz kurze Styrolmoleküle zerlegt werden. Das resultierende Pyrolyseöl ist bei Zimmertemperatur flüssig und kann Bakterien vom Stamm Pseudomonas putida als Nährmedium dienen. Das irische Team um Kevin O´Connor vom University College in Dublin füttert die Bakterien dann in einem Fermenter mit dem Styrolöl und erhält so den bioabbaubaren Kunststoff PHA.

Der Umsetzungsgrad von Styropor zum Styrolöl liege schon bei zufriedenstellenden 85 Prozent, berichtet Donner. Allerdings erzeugen die Bakterien im zweiten Schritt aus einem Gramm Öl bislang nur 65 Milligramm PHA-Kunststoff. "Ich bin aber optimistisch, dass wir auf eine Gesamtausbeute von 80 Prozent kommen werden", erklärt Donner weiter. Der Vorteil des Verfahrens liege darin, dass der Styroporabfall nicht extra aufbereitet werden muss, heißt es weiter. "Aus dem Pyrolyseöl nehmen die Bakterien sich das heraus, was sie brauchen", ergänzte Donner abschließend.

Verunreinigungen im Pyrolyseöl beeinträchtigen im Moment noch das Bakterienwachstum und damit die PHA-Produktion. Die Forscher wollen durch die Verfeinerung der Prozessbedingungen den Ertrag steigern. 14 Millionen Tonnen Styroporabfälle fallen jährlich weltweit an. Nur ein Prozent davon wird derzeit recycelt. Mit dem Hamburger Verfahren könnte der Styroporabfall demnach in einen begehrten bioabbaubaren Wertstoff verwandelt werden.

Weitere Informationen:
Matthias Donner, Walter Kaminsky (Universität Hamburg), Kevin O´Connor (University College, Dublin) et al.:
A Two Step Chemo-biotechnological Conversion of Polystyrene to a Biodegradable Thermoplastic"
Online-Vorabveröffentlichung, Environmental Science & Techology, American Chemical Society, Published on Web 02/15/2006, 10.1021/es0517668

Universität Hamburg, Hamburg

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