16.03.2007 | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Betriebe bevorzugen Tiefendemontage gegenüber Schrottmühlen / Riesiger potenzieller Markt Das polnische Gesetz "Über das Recycling stillgelegter Fahrzeuge" von 2005 wird jetzt für die Wirtschaft des Landes zunehmend zur Herausforderung. Der geforderte Mindest-Recyclinganteil soll in den nächsten Jahren systematisch steigen und 2015 bei 95% liegen. Schon bald drohen bei Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorgaben empfindliche Sanktionen aus Brüssel - bis hin zur Einstellung von EU-Hilfen im Bereich Umweltschutz. (Kontaktanschriften) Angesichts der steigenden Zahl von Autowracks, die schon bald die 1-Mio.-t-Grenze erreichen, sind die gesetzlichen Recycling-Pflichten eine enorme Herausforderung. Vielerorts fehlen geeignete Technologien zur Umsetzung der Rechtsvorschriften. Analysen haben ergeben, dass aus genannter Menge jährlich mindestens 850.000 t Rohstoffe gewonnen werden müssten, um das Gesetz zu erfüllen. Das ist ein gewaltiger, potenzieller Markt. Wie Adam Malyszko, Geschäftsführer der Kfz-Recyclingfirma Ambit in Bialystok, gegenüber der bfai mitteilte, zögen Autorecycler in Polen - im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern - aber die Tiefendemontage herkömmlichen Schrottmühlen vor, da diese effektiver sei und sich mit ihrer Hilfe ein viel höheres Wiederverwertungsniveau erzielen lasse. Denn auf diese Weise würden alle Teile demontiert und einer neuen Verwendung zugeführt. Zementwerke nehmen zum Beispiel Gummi ab und setzen diesen zur Energieerzeugung ein. Manche Verarbeitungsbetriebe kaufen Altkunststoffe, andere alte Autobatterien auf. Auch Raffinerien zählen zu den Abnehmern. Stahlhütten übernehmen Metallteile, ausgewählte Elemente werden über Autoteilebörsen verkauft. Seine Firma, fügt Malyszko stolz hinzu, kann ihre Recyclingprozesse bereits online per Computer überwachen. Landesweit gibt es 476 Demontagestationen sowie 94 gut zugängliche ELV-Annahmestellen (end-of-life vehicle). Das ist zwar mehr als der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein, doch fehlen moderne Anlagen in ausreichender Menge. Die gesetzlichen Vorschriften bezüglich der Rohstoffgewinnung können noch nicht erfüllt werden. Manche Anlagen sind schon relativ alt und den modernen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Anderen fehlt zu ihrer optimalen Nutzung eine effektive, logistische Infrastruktur, um ein breites Leistungsspektrum vom Schrotthandel bis hin zum Sekundär-Rohstoffhandel anbieten zu können. Wie das Erfolg versprechende Beispiel Ambit zeigt, ist es technisch längst nicht mehr damit getan, alte Autowracks zusammenzupressen oder sie in eine Schrottschere zu stecken. Benötigt werden unter anderem Scheibentrennvorrichtungen, Motorreißer, Katalysatorscheren und Reifen-Felgen-Trennanlagen für die moderne Liniendemontage. Inoffiziellen Angaben zufolge ist hier schon ein gefährlicher, grauer Markt entstanden, begünstigt durch eingeführte Autoteile aus Deutschland und Großbritannien sowie durch die Bevorzugung veralteter Technologien. Aufbereiteter Metallschrott, den Demontagewerke zur direkten Weiterverarbeitung an Stahlhütten liefern, kostete 2006 durchschnittlich 750 Zl pro t netto, Gießereien zahlten im Mittel 800 Zl. Allerdings sind die Preise sehr volatil: Unbehandelter Schrott, wie zum Beispiel Altkarosserien mit Lack-, Kunststoff- und Gummirückständen kostete Anfang März 2007 gut 600 Zl pro t (etwa 100 Zl mehr als Anfang 2006). Der Nationale Fonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft in Polen gewährt 2007 Vorzugskredite und Zuwendungen an Firmen, die sich mit Fahrzeug-Recycling beschäftigen. Das ist sicher kein Riesenwurf, doch ein bescheidener Ansatz. Die bereitgestellten Gelder stammen aus so genannten Recycling-Gebühren. Hintergrund: Seit Januar 2006 erhebt Polen für jeden eingeführten Pkw oder Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis 3,5 t eine Gebühr von 500 Zl für das künftig obligatorische Recycling. Unternehmer, die mehr als 1.000 Fahrzeuge im Jahr importieren, sind von dieser Zahlung befreit unter der Bedingung, dass sie ein Netz von Stationen zur Demontage ausgesonderter Fahrzeuge aufbauen. 2006 kamen auf diese Weise rund 340 Mio. Zl Recycling-Gebühren zusammen. Über Polens Straßen rollen heute etwa 15,8 Mio. Fahrzeuge. Pro Jahr kommen fast 0,5 Mio. hinzu. Rund 12 Mio. davon sind Pkw. Die übrigen sind Nfz, also Lkw und Lieferwagen, Zugmaschinen, Ackerschlepper, Bau- oder Spezialfahrzeuge (Militär-, Feuerwehr-, Polizeiwagen usw.). Das Land erwartet in nächster Zeit eine jährliche Steigerung neuer Registrierungen um 10%. Das würde bedeuten, dass im Jahr 2015 nahezu 20 Mio. Autos Polens Asphaltpisten befahren werden. In etwa zehn Jahren, rechnen Analysten, wird sich die durchschnittliche Nutzungsdauer von Autos in Polen auf zehn Jahre verkürzt haben. Das hieße, dass pro Jahr 2 Mio. Fahrzeuge stillgelegt würden. Kontaktanschriften Narodowy Fundusz Ochrony Srodowiska i Gospodarki Wodnej (NFOSiGW) Nationaler Fond für Umweltschutz und Wasserwirtschaft ul. Konstruktorska 3a, 02-673 Warszawa Tel.: 004822/459 00 00, -459 00 01, Fax: -459 01 01 www.nfosigw.gov.pl Izba Przemyslowo-Handlowa Gospodarki Zlomem (Industrie- und Handelskammer für die Schrottwirtschaft; IPHGZ) ul. Swietokrzyska 18 lok. 206, 00-052 Warszawa Tel./Fax: 004822/829 93 20 l: biuro@iphgz.pl Stowarzyszenie Forum Recyclingu Samochodow (Autorecycling-Forum; Portal, das vielfältige Informationen in polnischer Sprache rund um das Thema anbietet) Al. Jerozolimskie 202, 02-486 Warszawa Tel./Fax: 004822/874 01 14 fors@fors.pl, www.fors.pl Weiterführende Informationen |
bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
» insgesamt 374 News über "bfai" im News-Archiv gefunden
Ihre News im plasticker? Bitte senden Sie Ihre Pressemitteilungen an redaktion@plasticker.de!
» zurück zum Seitenanfang |
Top-Meldungen der letzten Tage
BASF: Neues PA/PPA für mehr Möglichkeiten beim Metallersatz
ElringKlinger: Stilllegung des Werks in Thale geplant - 33 Mitarbeiter betroffen
Gerhardi Kunststofftechnik: Automobilzulieferer ist insolvent
Aramco + Sinopec: Grundsteinlegung für Petrochemiekomplex in Fujian
Amcor: Verpackungsmittelkonzern übernimmt Berry Global
Voelpker: Neuer Formaldehyd-Fänger - Unterdrückung von Kettenabbau und Formaldehydfreisetzung
Fakuma 2026: Nächste Ausgabe findet von Montag bis Freitag statt
Meist gelesen, 10 Tage
Gerhardi Kunststofftechnik: Automobilzulieferer ist insolvent
Voelpker: Neuer Formaldehyd-Fänger - Unterdrückung von Kettenabbau und Formaldehydfreisetzung
Fakuma 2026: Nächste Ausgabe findet von Montag bis Freitag statt
Starlinger: Übernahme der Gewebesparte von Windmöller & Hölscher
Amcor: Verpackungsmittelkonzern übernimmt Berry Global
Engel: „foammelt Days 2024“ am 27. und 28. November in Schwertberg - Schaumspritzgießen von A bis Z
Kiefel: Strukturelle Neuausrichtung schreitet fort - Stellenabbau in Freilassing geplant
Meist gelesen, 30 Tage
Gerhardi Kunststofftechnik: Automobilzulieferer ist insolvent
Voelpker: Neuer Formaldehyd-Fänger - Unterdrückung von Kettenabbau und Formaldehydfreisetzung
Fakuma 2026: Nächste Ausgabe findet von Montag bis Freitag statt
Starlinger: Übernahme der Gewebesparte von Windmöller & Hölscher
Dieffenbacher: Übernahme des Composites-Geschäftes von Schmidt & Heinzmann
Meist gelesen, 90 Tage
Arburg: Maschinenbauer erwartet deutlichen Umsatzrückgang
LyondellBasell: Neuer Kunststoff-Recyclingkomplex bei Gießen
New Albea Kunststofftechnik: Automobilzulieferer stellt Insolvenzantrag in Eigenverwaltung
Albis: Nachhaltige Kunststoffe für den Spritzguss und Extrusionsanwendungen im Fokus
Sumitomo (SHI) Demag: Personalabbau und strukturelle Veränderungen an deutschen Standorten
Gerhardi Kunststofftechnik: Automobilzulieferer ist insolvent
Neue und gebrauchte Maschinen & Anlagen finden Sie in der großen Maschinenbörse.
Kostenfreie Nutzung aller Börsen! Registrieren Sie sich jetzt!
Experimentelle und simulative Analyse der Mischwirkung in Einschneckenextrudern
Eine Vielzahl von Kunststoffen wird zur Produktion von Halbzeugen und Fertigprodukten auf Einschneckenextrudern aufbereitet bzw. |