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10.10.2007 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Kanada: Gute Aussichten für Elektronik-Recycling

Regierung will Müllhalden eindämmen / High-Tech-Maschinen gefragt

Die Wiederverwertung von Rohstoffen aus obsoleten Elektro- und Elektronikgeräten wächst in Kanada mit zweistelligen Zuwachsraten. Entsprechend wird investiert, wobei auch importierte Maschinen zum Einsatz kommen. Eine Vorreiterrolle nimmt die Provinz Alberta ein, die von Händlern und Herstellern eine Entsorgungsgebühr erhebt und dem Verbraucher die Abgabe von E-Schrott an Sammelstellen kostenlos ermöglicht. Doch auch andere Provinzen und die Zentralregierung ziehen nach. (Kontaktanschrift)

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Die mit ausgesonderten Computern, Bildschirmen, Handys, DVD- und Video-Geräten überhäuften Halden wachsen auch in Kanada unaufhaltsam. Dabei wird selbst im flächenmäßig zweitgrößten Land der Erde der Platz für neue Müllhalden langsam knapp. Noch knapper ist die Bereitschaft der Bevölkerung, weitere Umweltschäden durch gefährliche Substanzen in den Geräten in Kauf zu nehmen. Gleichzeitig steigt angesichts des weltweiten Rohstoffhungers die Nachfrage nach Rohmaterialien. Und diese sind in den Elektronik-Abfällen reichlich vorhanden: Von Kupfer, Gold, Silber und Glas bis hin zu Kunststoffen. Selbst das als billig geltende Plastik will das kanadische Unternehmen Global Electric Electronic Processing Inc. (GEEP) in "schwarzes Gold" verwandeln. So läuft momentan der Testlauf für die Umwandlung von Kunststoffabfällen in Dieseltreibstoff, erklärte Wallace MacKay, Vizepräsident des Unternehmens, gegenüber der bfai.

In Kanada wandern jedes Jahr gut 140.000 t an Computern, Telefon- und Fernsehapparaten, Stereoanlagen und kleinen Haushaltsgeräten auf die Müllhalde. Alleine in den Computern und Fernsehgeräten, die jedes Jahr ausgesondert werden, sind 4.750 t Blei enthalten. Hinzu kommen 4,5 t Cadmium und 1,1 t Quecksilber in den PCs. Diese Schätzungen basieren auf zwei Studien, die das Umweltministerium in den Jahren 2000 und 2003 veröffentlicht hat und die inzwischen als konservativ gelten dürften. Neben diesen giftigen Substanzen waren in den Computern, die 1999 ausgesondert wurden, 4.400 t Eisen, 3.050 t Aluminium und 1.500 t Kupfer enthalten.

Bislang landen rund 85% der Elektro- und Elektronikabfälle auf Müllhalden und nur ein geringer Teil wird wiederverwertet. Lediglich bei größeren Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen, Trockner und Kühlschränke, ist der Anteil höher. Von diesen fanden 2004 in der Provinz Ontario circa 62% den Weg in einen Recycling-Prozess. Das zunehmende Umweltbewusstsein und die hohen Rohstoffpreise dürften diesen Trend nun jedoch nachhaltig unterstützen. Auch gesetzliche Initiativen der Provinzen zielen auf eine deutliche Reduzierung des Elektroabfalls.

Am weitesten ist dabei die Provinz Alberta, die von Herstellern und Händlern eine Entsorgungsgebühr erhebt und die Abgabe gebrauchter Geräte an zahlreichen Sammelstellen kostenlos für den Verbraucher ermöglicht. Aus den Gebühren wird unter anderem der Recycling-Prozess finanziert. So erhält der GEEP-Betrieb in Albertas Hauptstadt Edmonton 700 kanadische Dollar (kan$; knapp 500 Euro; 1 kan$ = 0,71 Euro) pro verarbeiteter Tonne E-Abfall. In Ontario soll ein ebenfalls gebührenfinanziertes Entsorgungssystem 2008 implementiert werden, und einige andere Provinzen haben ähnliche Pläne. Einen Überblick über die Gesetzesinitiativen im Bereich "Waste Electrical and Electronic Equipment (WEEE), die sich an den Direktiven der EU orientieren, bietet die Internetseite http://www.greensupplyline.com.

Auf Ebene der Zentralregierung arbeiten die Ministerien für Umwelt, Natürliche Ressourcen und Industrie mit Geräteherstellern, Provinzen und anderen Institutionen zusammen, um ein nationales Programm zur Rückgabe und zum Recycling von elektronischen und elektrischen Geräten auf den Weg zu bringen. Nach dem Konzept der "Extended Producer Responsibilty" (EPR) soll die Industrie angeregt werden, langlebigere, ungefährlichere und leichter rückführbare Produkte zu entwickeln. Hierzu haben die kanadischen Industrieverbände der Informationstechnologie und der Elektroprodukte sowie 16 multinationale Konzerne die Non-Profit-Organisation "Electronic Product Stewardship Canada" (EPS Canada) gegründet. Ziel ist es, ein nationales Umsetzungsprogramm bis 2009 zu implementieren. Hierbei sollen Verbraucher zur Wiederverwendung oder zum Recycling elektronischer Geräte ermutigt werden. Das Programm zielt zuerst auf PCs, Laptops, Drucker und Fernsehgeräte.

Auch wenn Kanada auf dem Feld des E-Recycling noch nicht so weit ist wie Europa, so geht der Trend doch eindeutig in diese Richtung. Dies macht sich die Firma GEEP zunutze, nachdem Alfred Hambsch aus Deutschland kommend 1984 die Barrie Metals Group erworben und zu einem globalen Recycling-Unternehmen aufgebaut hat. Neben dem Firmensitz und einem Verarbeitungsbetrieb in Barrie, rund 100 km nördlich von Toronto, verfügt das Unternehmen über zwei Betriebe in den USA. Im Kerngeschäft des Unternehmens, dem Recycling von Elektro- und Elektronikgeräten der GEEP, wird ein Umsatz von etwas mehr als 100 Mio. kan$ erwirtschaftet. Die 250 Mitarbeiter sind in einen arbeitsintensiven Prozess eingebunden, wobei die Geräte und Komponenten zuerst von Hand in ihre Einzelteile zerlegt und danach von Maschinen zermahlen und geschreddert werden. Neue Maschinen für mehrere Millionen Dollar sind aus dem Ausland beschafft worden. Entwickelt wurden sie in Deutschland und produziert in der Slowakei.

Nicht nur der Maschinenpark ist international, auch die Branche insgesamt wird immer globaler. Nachdem die GEEP über Verarbeitungsbetriebe in Kanada und den USA verfügt, ist sie nun eine Kooperation mit einem Recyclingunternehmen in Indien eingegangen. Momentan verhandelt das Unternehmen über eine Zusammenarbeit mit einem Partner in Europa, erklärte der GEEP-Vizepräsident MacKay gegenüber der bfai. Auch in Kanada sind ausländische Unternehmen - und dabei nicht nur US-amerikanische - auf dem Recycling-Feld aktiv. Während die Mehrheit der schätzungsweise über 100 Recyclingfirmen aus Kleinunternehmen besteht, dürften auch rund ein halbes Dutzend größere Firmen in der Branche tätig sein. Und der Trend geht weiter in Richtung Konsolidierungen.

Kontaktanschrift:
Global Electric Electronic Processing Inc. (GEEP)
Wallace MacKay, Vice-President
220 John Street
Barrie, Ontario, L4N 2L2
Tel.: 001 705/725 19 19
ah@barriemetals.com, http://www.geepinc.com

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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