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08.11.2022, 10:51 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Fraunhofer IWU: Erweiterung des Kunststoffzentrums in Zittau

Das Forschungszentrum Zittau nach der Erweiterung - (Bild: Fraunhofer IWU).
Das Forschungszentrum Zittau nach der Erweiterung - (Bild: Fraunhofer IWU).
Gemeinsam mit den Unternehmen der Region hat das Kunststoffzentrum Oberlausitz, der Zittauer Institutsteil des Fraunhofer IWU, seit seiner Eröffnung 2016 zahlreiche anwendungsreife Technologie- und Produktinnovationen in den Bereichen Kunststoffverarbeitung, additive Fertigung, Leichtbau, Biocomposites und Wasserstofftechnologien geschaffen. Den steigenden Bedarf an Forschungsleistungen in diesen Bereichen beantwortet das Fraunhofer IWU mit der Erweiterung seines Forschungszentrums in Zittau auf eine Gesamtfläche von ca. 2.000 Quadratmetern. Zum hochmodernen Maschinenpark zählen nun innovative Anlagen zur additiven Fertigung großer Metall- und Kunststoffbauteile etwa für die Luftfahrt, den Energieanlagenbau oder das Bauwesen, aber auch Maschinen zur wirtschaftlichen Herstellung naturfaserverstärkter Leichtbaustrukturen - beispielsweise für Verkleidungsteile in PKW und Schienenfahrzeugen. Im Beisein von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, hat das Fraunhofer IWU gestern in Zittau Erweiterungsbau und neues Technikum feierlich in Betrieb genommen.

Das Kunststoffzentrum Oberlausitz als Institutsteil des Fraunhofer IWU besteht seit 2016, zuvor arbeiteten ab 2011 Forscher des Instituts bereits in einer kleinen Projektgruppe in Zittau an Kunststoff- und Leichtbautechnologien. Seither kooperieren die Wissenschaftler im Dreiländereck mit den vorwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen der Oberlausitz, aber auch mit Großunternehmen im gesamten Bundesgebiet.

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Prof. Sebastian Scholz, Leiter des nunmehr deutlich vergrößerten Forschungszentrums: „Mit der Erweiterung können wir nun 44 statt bisher 20 Wissenschaftlern attraktive Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Damit haben wir auch buchstäblich erweiterte Möglichkeiten in der angewandten Forschung für und mit Unternehmen, aber auch in der Grundlagenforschung und in der praktischen Ausbildung der Studierenden der benachbarten Hochschule Zittau/Görlitz. Mit den neuen Anlagen insbesondere in der additiven Fertigung und zur Verarbeitung nachhaltiger Leichtbaustrukturen bietet das Kunststoffzentrum eine hervorragende Technologiebasis zur Erforschung wirtschaftlicher und nachhaltiger Fertigungsprozesse und Bauteile.“

Partnerschaft mit der Hochschule Zittau/Görlitz auf neuem Niveau
Zwischen dem Fraunhofer Kunststoffzentrum Oberlausitz und der Hochschule Zittau/Görlitz hat sich in den vergangenen Jahren eine starke Partnerschaft entwickelt. Das Fraunhofer IWU ist über den Lehrstuhl Funktionsintegrierende Kunststofftechnologien von Prof. Scholz auch personell mit der Hochschule verlinkt. Wissenschaftler von Fraunhofer und Lehrstuhl arbeiten im selben Gebäude und kooperieren in gemeinsamen FuE-Projekten. Die Zusammenarbeit und gegenseitige Nutzung von Infrastruktur sind über einen Kooperationsvertrag geregelt. Ein Beispiel: zwei neue große Kunststoffverarbeitungsmaschinen der Hochschule finden in der neuen Forschungshalle des IWU Platz und können so von beiden Partnern genutzt werden. Die neue hydraulische Heißpresse mit verfahrbarem Tisch und 2.000 Tonnen Presskraft dient zur Herstellung von Faserverbundbauteilen, zum Beispiel mit Naturfasern oder biobasierten Carbonfasern. Gemeinsam mit Kunden können die Forscher nun reale Bauteile herstellen und diese mit Blick auf eine spätere Serienfertigung beurteilen, statt auf Versuchsteile im Labormaßstab beschränkt zu sein.

Den Maschinenpark ergänzt auch das auf einer CNC gesteuerten Portalfräsanlage aufbauende, neue Hybrid-Bearbeitungszentrum. Dieses Bearbeitungszentrum erlaubt sowohl die additive Bauteilfertigung auf Basis eines mit Standard-Kunststoffgranulat arbeitenden Extruders, als auch eine (subtraktive) Fräsbearbeitung. Beide Verfahren werden automatisiert miteinander kombiniert. Die Portalanlage kann Bauteile mit bis zu 60 Kubikmeter Größe drucken und nachgelagert bearbeiten. Dieses neue 3D-Druck-Fräszentrum erlaubt durch seine Dimensionierung beispielsweise die Herstellung großvolumiger Formwerkzeuge, aber auch Architekturelemente wie individuelle Fassaden, Möbel etc.

Neu für den Standort sind zudem die metallischen 3D-Druck Verfahren, an denen das Technikum künftig in enger Abstimmung mit dem Fraunhofer IWU-Standort Dresden forscht. Den Forschenden in Zittau steht nun insbesondere eines der aktuell größten und leistungsfähigsten Drucksysteme zur Verfügung. Das Ziel: große, industrierelevante Bauteile und Werkzeuge erforschen zu können.

Dank des erweiterten Maschinenparks kann das Kunststoffzentrum nicht zuletzt seine Forschungen an industriellen Prozessen zur Herstellung komplexer Leichtbauteile aus faserverstärkten Kunststoffen beispielsweise mit Rezyklatanteilen, Naturfasern und anderweitigen biogenen Füllstoffen intensivieren. Ein wichtiger Inkubator für die Erforschung wirtschaftlicher Herstellungsverfahren für naturfaserverstärkte Kunststoffe (NFK) am Standort Zittau ist das mit ca. zwölf Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Industrie finanzierte Großforschungsprojekt „Lander³“ (Lausitzer Naturfaserverbundwerkstoffe Dezentrale Energie, Rohstoffe, Ressourcen, Recycling) der Hochschule Zittau/Görlitz.

Weitere Informationen: www.iwu.fraunhofer.de

Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, Chemnitz

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