13.05.2008 | Lesedauer: ca. 5 Minuten |
Dynamische Importe von Kunststoffmaschinen / Deutschland nur schwach vertreten Der vietnamesische Markt für Kunststofferzeugnisse aller Art legt kräftig zu. Zur Ausweitung der eigenen Produktionskapazitäten werden vermehrt Kunststoffmaschinen aus dem Ausland importiert. So stiegen 2007 die Importe von Ausrüstungen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 80% an. Ein Ende ist nicht abzusehen, da die Kunststoffbranche in den Augen der Regierung zu den Schlüsselbranchen zählt, die für den Export ausgebaut werden soll. Deutsche Exportfirmen indes haben von der Entwicklung bislang wenig profitiert. Vietnams Kunststoffsektor boomt seit einigen Jahren. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die stark steigende Nachfrage im Einzelhandel, aber auch der Bausektor sowie weitere Abnehmerbranchen wie die Automobilindustrie befinden sich im Aufwind. Zudem verzeichnet der Export von Kunststofferzeugnissen dynamische Zuwachsraten, und verwandte Produktionen wie Sport- und Kunststoffschuhe sowie der Verpackungssektor sorgen für zusätzlichen Bedarf. Da das Land nahezu keine eigene Produktion von Kunststoffmaschinen hat, müssen diese fast vollständig aus dem Ausland importiert werden. In der Folge stiegen die Einfuhren entsprechender Ausrüstungen allein 2007 um mehr als 80% und überschritten erstmals die Marke von 300 Mio. US$. Dies Entwicklung bietet gute Chancen für deutsche Lieferanten von Kunststoffmaschinen, die allerdings bislang nicht genutzt werden. Der Kunststoffsektor gilt als eine der Schlüsselindustrien im Land, deren Entwicklung der Regierung am Herzen liegt. Angesichts eines Weltmarktvolumens, das 2007 erstmals mehr als 400 Mrd. $ betrug - davon entfielen etwa 50% auf Kunststoffe in Primärform und weitere je 25% auf Halbwaren sowie Fertigerzeugnisse -, gehört dieses Segment zu den für Vietnam aussichtsreichsten Exportmärkten. Langfristig will die Regierung die eigene Ölproduktion nicht mehr wie bisher komplett exportieren, sondern als Rohstoffquelle für die eigene Herstellung von Kunststoffen aller Art nutzen. Bis dahin allerdings ist der Weg noch lang, da bisher die Einfuhr von Branchenerzeugnissen die Ausfuhr bei weitem übersteigt. Nahezu der gesamte Bedarf an Kunststoffen in Primärform muss bislang importiert werden, und auch bei Halbwaren und Enderzeugnissen übersteigt die Einfuhr die Ausfuhr. Doch schon 2008 wollen die vietnamesischen Kunststoffproduzenten Erzeugnisse von mehr als 1 Mrd. $ exportieren, und für 2010 sind 1,3 Mrd. im Visier. Größte Kunststofflieferanten waren 2007 Taiwan mit einem Anteil von 16,2% an den Gesamteinfuhren, vor Korea, Rep. (12,4%) sowie Japan (10,3%). Deutschland lag mit einem Wert von 1,4% noch hinter Indonesien auf Rang acht. Der vietnamesische Kunststoffsektor ist bislang noch klein und zersplittert. Nach Angaben des Ministry of Industry and Trade (MoIT) gibt es derzeit etwa 1.400 Branchenunternehmen, die allerdings überwiegend Kleinbetriebe sind. Mehr als 70% der Vorprodukte müssen nach Informationen des Ministeriums importiert werden, und die Hersteller leiden unter den stark gestiegenen Rohstoffpreisen. Für deutsche Lieferanten von Kunststoffmaschinen sieht es kaum besser aus als bei der Lieferung von Kunststofferzeugnissen. Der Inlandsbedarf des Landes ist ungebrochen und wies 2007 eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 82,5% auf 316,8 Mio. $ auf. Deutschland war zwar 2007 mit einem Anteil von etwa 24% am Weltexport in Höhe von 21,8 Mrd. $ unangefochten der globale Spitzenreiter, stellte aber nur 4% der vietnamesischen Bezüge. Größter Lieferant von Kunststoffmaschinen war 2007 Taiwan, das 21,7% der vietnamesischen Importe stellte. Die VR China lag mit 21,1% nur knapp dahinter, während Korea (Rep.) auf 19,5% kam. Sowohl für Taiwan als auch für Südkorea war Vietnam innerhalb der ASEAN-Region der größte Abnehmer von Branchenprodukten; weltweit gesehen lag das Land als Kunde für Korea (Rep.) auf Rang zwei und für Taiwan auf Rang drei. Vietnam ist ein bedeutender Exporteur von Rohkautschuk und lag 2007 auf Rang fünf der weltweit größten Lieferanten, die - abgesehen von den USA - alle ASEAN-Mitglieder sind. Die Lieferungen ins Ausland beliefen sich 2007 auf etwa 1,4 Mrd. $, und für 2008 sind Ausfuhren in Höhe von 1,75 Mrd. $ geplant. Ähnlich wie bei Rohöl ist das Land nicht in der Lage, Rohkautschuk mittels eigener Produktion in höherwertige Erzeugnisse zu verwandeln. Die verwendete Technologie in den wenigen kautschukverarbeitenden Betrieben sei "archaisch", meint das Ministry of Science and Technology, und das Land habe in der Vergangenheit einseitig in die Erzeugung von Kautschuk, nicht aber in dessen Verarbeitung investiert. Nach Angaben der Vietnam Rubber Industry Group gibt es derzeit etwa 30 kautschukverarbeitende Betriebe mit einer Kapazität von 210.000 t pro Jahr. Allerdings ist man bislang nicht in der Lage, Latexerzeugnisse wie Kondome oder medizinische Handschuhe herzustellen. Bis 2020 will das Land die Verarbeitungskapazität auf 400.000 bis 450.000 t p.a. nach oben treiben. Ähnlich wie den Kunststoffsektor will die vietnamesische Regierung die Kautschukbranche strategisch entwickeln, um die Exporte zu forcieren. So dürfte die Anbaufläche bis 2015 auf 1 Mio. ha knapp verdoppelt werden. Zusätzlich sollen 200.000 ha in Laos und Kambodscha entstehen. Der Weltbedarf an Rohkautschuk wird von der Thailand Rubber Production Association für 2008 auf 9,7 Mio. t geschätzt (+3,8% im Vergleich zum Vorjahr). Da Thailand für die eigene Reifenproduktion immer mehr Kautschuk verwendet, erhoffen sich die vietnamesischen Hersteller weiter steigende Weltmarktpreise - die dann für eine Ablösung der "archaischen" Verarbeitungsindustrie verwendet werden könnten. Erste Schritte für eine stärkere Inlandsverwendung von Kautschuk sind indes in Planung. Dem Vernehmen nach will Michelin in Vietnam für 1,5 Mrd. $ eine Fabrik zur Herstellung von Bagger- und anderen Industriereifen aufbauen. Von dort aus sollen Australien und ganz Asien mit Produkten versorgt werden. Bis zu 90% des Ausstoßes dürften in den Export gehen. Die 100 ha große Anlage könnte bis zu 80.000 t Kautschuk pro Jahr verarbeiten, heißt es. (S.G.) Weiterführende Informationen |
bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
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