07.07.2009 | Lesedauer: ca. 5 Minuten |
Einfuhren über Hongkong brechen um zwei Drittel ein / Deutsche Anbieter dürften sich 2009 gut behaupten Die südchinesischen Hersteller von Kunststoffartikeln und Spielzeugen befinden sich in einer prekären Lage. Nach Jahren steter Kostensteigerungen sind im Zuge der weltweiten Finanzkrise auch noch die Absatzmärkte in den USA und Europa weggebrochen. Viele Betriebe sind in Konkurs gegangen. Den überlebenden Firmen fehlen derweil die finanzielle Mittel, um in ihre Fertigung zu investieren. Die Kunststoffmaschinenimporte über Hongkong sind daher stark gefallen. Der Handel der Sonderverwaltungsregion (SVR) Hongkong mit Kunststoffmaschinen ist bereits seit Jahren rückläufig. Seit dem Herbst 2008 sind die Einfuhren und die Ausfuhren - letztere bestehen zu über 80% aus Reexporten in die VR China - jedoch regelrecht eingebrochen. Da das Geschäft bis in den Spätsommer hinein aber noch einigermaßen lief, verzeichnete die Zollstatistik im Jahresdurchschnitt lediglich einen Rückgang um 12%. Doch für 2009 erwarten Analysten ein kleines Desaster. Der gesamte Branchenhandel könnte gegenüber dem ohnehin schon schwachen Vorjahr um mehr als 50% schrumpfen. Ursache für das schlechte Geschäft ist die stark verringerte Nachfrage aus dem benachbarten Perlflussdelta. Die Hongkonger Händler versorgen die dortigen Fabriken - die sich vielfach im Besitz von Investoren aus der Sonderverwaltungsregion befinden - mit der notwendigen Fertigungstechnologie aus dem Ausland. Doch die Anzahl der Nachfrager sinkt rasch. Südchina, bis vor kurzem noch einer der größten Produktionsstandorte von klassischen Waren der Leichtindustrie, ist schon seit einigen Jahren kein Niedriglohnstandort mehr. Die Gehälter haben sich zwischen 2003 und 2008 nahezu verdreifacht. Hinzu kam seit 2005 die Aufwertung der Landeswährung gegenüber dem US$ und seit 2007 die drastische Reduzierung der Mehrwertsteuerrückerstattung für die Exporteure von Spielzeug und einfachen Kunststoffwaren. Zwar hat Beijing den Rückerstattungssatz im Zuge der Krise bereits mehrfach erhöht, um die Branche zu entlasten. Auch wurde die Aufwertung des Renminbi Yuan (RMB) im Sommer 2008 gestoppt. Doch Betriebe, die infolge der Kostensteigerungen abgewandert oder Pleite gegangen sind, kommen dadurch nicht wieder. Von den überlebenden Unternehmen sind zudem viele durch den Nachfragerückgang in den Hauptabnehmermärkten in den USA, Europa und Japan in Bedrängnis geraten. Nicht nur kleinere Betriebe, sondern auch große Hersteller, die als Auftragsfertiger für ausländische Konzerne arbeiten, sind betroffen. Der aus Hongkong stammende Spielzeughersteller Smart Union, der im benachbarten Perlflussdelta in vier Fabriken insgesamt 6.500 Mitarbeiter beschäftigte und unter anderem für Matell zuliefert, musste im Herbst 2008 - als die Krise noch gar nicht ihren Höhepunkt erreicht hatte - Konkurs anmelden. Insgesamt gab es in der Provinz Guangdong Ende 2007 knapp 3.900 Betriebe, die Plastikspielzeug und andere Kunststoffwaren herstellten. Zusammen beschäftigten sie knapp 900.000 Menschen. In diesen Zahlen sind jedoch lediglich Firmen mit einem Jahresumsatz ab 700.000 US$ enthalten. Die Gesamtzahl der Branchenunternehmen dürfte um ein Vielfaches höher liegen. 2008 und 2009 könnte die Anzahl der statistisch erfassten Betriebe wachsen. Leistungsfähigere Unternehmen übernehmen kleinere Konkurrenten und Aufträge für in Konkurs gegangene Betriebe. Dieser Konsolidierungsprozess ist nicht neu, sondern wurde lediglich durch die Krise beschleunigt. Allein 2007 wuchs die Anzahl der größeren Branchenunternehmen um fast 20% zum Vorjahr. Größere Betriebe, die für ausländische Konzerne als Auftragsfertiger arbeiten, setzen oftmals importierte Kunststoffspritzmaschinen ein. Doch selbst sie dürften sich 2009 mit Investitionen zurückhalten. Die wenigsten haben ausreichend finanzielle Mitte, um mitten in der Krise ihren Maschinenpark zu erneuern. Der Zugang zu Krediten ist zudem stark beschränkt. Daher werden in der Regel nur die notwendigsten Anschaffungen getätigt oder die Unternehmen setzen verstärkt preiswerte einheimische Anlagen ein, zumal chinesische Maschinenbauer inzwischen auch schon eine ordentliche Qualität bieten können. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so dramatisch, sieht die Lage in anderen wichtigen Nachfragebranchen aus. Die Hersteller "weisser Ware" verarbeiten beispielsweise im großen Stil Kunststoffteile, die sie teilweise selbst fertigen. Zwar leidet die Branchen ebenfalls unter einem starken Rückgang ihrer Exporte. Die relativ positive Entwicklung der Inlandsnachfrage konnte das wegbrechende Auslandsgeschäft nicht vollständig kompensieren. Die Investitionszurückhaltung macht sich deutlich in der Hongkonger Zollstatistik bemerkbar. Die Kunststoffmaschinenreexporte nach China sind zwischen Januar und Mai 2009 um fast zwei Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen. Von dem Rückgang sind vor allem japanische Hersteller betroffen, die mit Abstand die wichtigsten Lieferanten sind. Japan lieferte 2008 Kunststoffmaschinen im Wert von 150 Mio. US$ in die SVR, über 40% der Gesamteinfuhr. Der Umsatzrückgang betrug 17% im Vergleich zum Vorjahr. Deutschland lag 2008 mit einem Umsatz von 30 Mio. US$ weit abgeschlagen auf Rang zwei der Einfuhrstatistik. Immerhin konnte es Taiwan zum ersten Mal seit Jahren auf den dritten Platz verweisen. Die taiwanischen Maschinenbauer mussten 2008 einen Umsatzrückgang von nahezu 40% hinnehmen. Sie leiden vor allem unter chinesischen Konkurrenzprodukten, die wesentlich preiswerter, aber qualitativ kaum noch schlechter sind. Hongkongs Kunststoffmaschineneinfuhren "made in Germany" sind innerhalb der ersten fünf Monate 2009 stabil geblieben, während der Gesamtmarkt um über 50% nachgab und der Hauptkonkurrent Japan einen Rückgang von zwei Dritteln verzeichnen musste. Die deutschen Anbieter profitieren davon, dass sie sich als Nischenanbieter etabliert haben und die Nachfrage nach Spezialanlagen relativ krisenresistent ist. Weiterführende Informationen |
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