22.10.2008 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Niedrige Akademikerquote und 95.000 unbesetzte Ingenieurstellen Deutschland gehen die Fachkräfte aus, wie der aktuelle OECD-Bildungsbericht zeigt. Bei den Ingenieuren ist die Zahl der unbesetzten Stellen auf über 95.000 angewachsen. Dem OECD-Bericht nach liegt die Akademikerquote in Deutschland weit unter dem durchschnittlichen Niveau der wichtigen Industrienationen. „Der Mangel an verfügbaren und nachkommenden Fachkräften fordert von den Unternehmen ein strategisches Kompetenzmanagement“, erklärte Timo Taubitz, Geschäftsführer des VDI Wissensforums. Nur so blieben die Unternehmen mittelfristig wettbewerbsfähig. „Leider ist das Niveau der betrieblichen Weiterbildung in den deutschen Unternehmen dazu nicht ausreichend“, so Taubitz. Die vom VDI Wissensforum in Auftrag gegebene Ingenieurstudie zeige, dass für Ingenieure in Deutschland nicht ausreichend Weiterbildungen angeboten werden und diese häufig an den Bedürfnissen vorbeigehen. In dem Missstand sah Taubitz aber auch eine Chance: „Hier liegt noch Potenzial.“ Ein Fünf-Punkte-Programm des VDI biete Unternehmen eine Orientierungshilfe, wie sie Folgen des Fachkräftemangels mit gezielter Förderung des eigenen Personals abwenden können. Ergebnisse der VDI-Ingenieurstudie Das Potenzial der eigenen Fachkräfte werde nicht richtig eingeschätzt und vor allem nicht richtig gefördert. „Gerade bei den klein- und mittelständischen Unternehmen zeigen sich viele Defizite, obwohl diese noch stärker vom Fachkräftemangel betroffen sind“, erläuterte Taubitz. Ungerührt vom Ingenieurmangel stagnierten die Ausgaben für Weiterbildung seit Jahren. Den Personalabteilungen sei vielfach nicht bekannt, welche Qualifikationen die Ingenieure in ihren Positionen besitzen müssen. Bei den Qualifikationsprofilen werde größtenteils auf fachliche Themen gesetzt, obwohl in der beruflichen Realität oft Generalisten gefragt seien. Auch gebe es keine differenzierten Anforderungsprofile in Abhängigkeit von Fachbereichen und Karrierewegen. „Die Hälfte der Ingenieure haben Personalverantwortung“, so Taubitz, „darauf vorbereitet werden nur wenige.“ Auch bei der Stellenbesetzung werde hauptsächlich eine gute fachliche Qualifikation verlangt. Unabhängig davon, ob es sich um eine Führungs- oder Projektposition handele. „Zusatzqualifikationen werden in fast jeder Position benötigt“, ermahnte Weiterbildungsexperte Taubitz. Nach eigenen Angaben bräuchten die Ingenieure in der täglichen Arbeit vielfach EDV-Kenntnisse, Präsentationssicherheit, betriebswirtschaftliches Know-how oder Wissen bezüglich Rechtsfragen. Dazu gebe es jeweils kein ausreichendes Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen. Fünf-Punkte-Programm zur Weiterbildung in Unternehmen Gestützt auf die Ergebnisse der Ingenieurstudie hat der VDI ein Fünf-Punkte-Programm zur gezielten Förderung von Fachkräften entwickelt. „Das Programm bietet eine Orientierung für eine zukunftsgerichtete Personalpolitik und gezieltes Kompetenzmanagement“, erörterte Taubitz, „Unternehmen haben so die Chance, dauerhaft einen Wettbewerbsvorteil zu sichern.“ • 1. Kontinuierlich: Über ein Drittel der Ingenieure belege an weniger als fünf Tagen im Jahr Weiterbildungen. „Zu wenig, um der Entwicklung zu folgen und dauerhaft bestmöglich ausgebildet zu sein“, erklärte Taubitz. Jeder Ingenieur solle kontinuierlich fünf Prozent seiner Arbeitszeit, also zehn bis zwölf Tage im Jahr, für Weiterbildung aufwenden. • 2. Qualifizierend: Entweder werde „Weiterbildung mit der Gießkanne“ betrieben oder es laufe ein Minimalprogramm, wo nur bei Problemen Weiterbildung stattfinde. „Mitarbeiter müssen gezielt qualifiziert werden, sodass eine Perspektive entsteht“, sagte Taubitz. • 3. Aufgabenspezifisch: Wichtig sei auch der ständige Bezug zur aktuellen Aufgabe im Unternehmen. Weiterbildung müsse je nach Karriereweg, Position und Fachbereich andere Themen abbilden. • 4. Bindend: „Gute Weiterbildung steigert die Attraktivität eines Unternehmens“, weiß Taubitz, „einen Mitarbeiter zu halten, ist gerade vor dem aktuellen Hintergrund einfacher, als einen neuen zu gewinnen und einzuarbeiten.“ • 5. Strategisch: Die Kompetenz der Mitarbeiter besitze strategisches Potenzial. „Wer seine Mitarbeiter frühzeitig auf kommende Aufgaben vorbereitet, kann sich die Suche auf dem leeren Arbeitsmarkt und somit Kosten sparen“, so Taubitz. Das VDI Wissensforum ist der Weiterbildungsträger des VDI Verein Deutscher Ingenieure. Die Ergebnisse der Studie stehen unter www.vdi-wissensforum.de oder www.vdi.de/ingenieurstudie zum Download bereit. |
VDI Wissensforum GmbH, Düsseldorf
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