06.06.2024, 11:49 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Biopolyester aus Seegras hat der Australier Michael Kingsbury im Gepäck, wenn er in Deutschland aus dem Flugzeug steigt. Der Gründer des Start-up-Unternehmens Uluu aus Perth gehört zu einer vierköpfigen Delegation, die die Partnerregion Australien/Neuseeland auf dem internationalen Kongress „Biopolymer - Processing & Moulding“ am Dienstag in Halle (Saale) vertritt. Die Gäste des im Chemiedreieck ansässigen Fördervereins Polykum, der den Kongress bereits zum sechsten Mal ausrichtet, erwartet ein abwechslungsreiches Programm, das neben dem wissenschaftlichen Austausch mit Fachkollegen aus vielen Ländern auch einen kulturellen Höhepunkt bereithält: das Abschlusskonzert der Händel-Festspiele am Sonntagabend. Der Kongress „Biopolymer - Processing & Moulding“ wird am kommenden Dienstag bereits um 8 Uhr von Ministerpräsident Reiner Haseloff eröffnet - eine Stunde früher als in den Vorjahren. Denn zeitgleich beginnt an der University of Queensland im australischen Brisbane um 16 Uhr eine „Lange Nacht der Biokunststoffforschung“. Die Tagung aus Halle kann dort live in einem Hörsaal verfolgt werden, wie übrigens auch an jedem anderen Ort der Welt per Livestream. In den letzten beiden Jahren verzeichnete der Kongress jeweils registrierte Teilnehmer aus mehr als 40 Ländern auf fünf Kontinenten. Die Experten aus „Down Under" bestreiten in der Saalestadt die Eröffnungssitzung, in der sich der „Sonnenscheinstaat“ Queensland als Forschungs- und Entwicklungsstandort präsentiert und Prof. Bronwyn Laycock in ihrer Keynote neue Studienergebnisse im Bereich der Polyhydroxyalkanoate (PHA) vorstellt. PHA sind eine Klasse von Biopolyestern, die von Bakterien als natürliche Energie- und Kohlenstoffspeicher produziert und vom Menschen zur Herstellung von biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen genutzt werden können. Wie PHA aus Seegras gewonnen werden können, erläutert Michael Kingsbury vom Start-up Uluu aus Perth in seinem Vortrag. Zuvor widmet sich Alec Foster vom neuseeländischen Forschungsinstitut Scion der Frage nach der kostengünstigen Herstellung von Produkten aus Biokunststoffen. Insgesamt erwarten die Kongressteilnehmer in der Georg-Friedrich-Händel-Halle in Halle und aus aller Welt 16 spannende Vorträge und Diskussionen. So stellt Timo Günzel vom chinesischen Maschinenhersteller Bole Spritzgießtechnologien zur schonenden Verarbeitung von Biokunststoffen vor. Im anschließenden Themenblock Recycling zeigt Illia Krasnou von der Universität Tallinn, wie Fasern aus Alttextilien Kunststoffbauteile robuster machen. Biologisch abbaubare Wachse und Zertifizierungen für Biokunststoffe stehen im Mittelpunkt weiterer Vorträge. Neue Forschungsergebnisse aus Mitteldeutschland präsentieren das Fraunhofer IMWS und die TwinsCrew GmbH aus Halle. Und mit der Biofibre GmbH aus Bayern begrüßen die Gastgeber „alte Bekannte“. Denn das Unternehmen gewann 2019 den ersten Preis bei der ersten Verleihung des „Biopolymer Innovation Awards“ (siehe auch plasticker-News vom 10.01.2020). Die Ehrung der aktuellen Preisträger bildet auch am Dienstag den Höhepunkt des Kongresstages. Erstmals werden in diesem Jahr vier Bewerber ausgezeichnet, da die Jury aufgrund der hohen Leistungsdichte zwei dritte Preise vergeben hat. Alle Preisträger stellen ihre Projekte auf dem Kongress vor, bevor die individuell gestalteten Trophäen feierlich überreicht werden. Die australisch-neuseeländische Delegation erwartet in der Saalestadt ein abwechslungsreiches Programm, das bereits am Sonntagabend mit dem von einem Feuerwerk gekrönten Abschlusskonzert der Händel-Festspiele in der romantischen Galgenbergschlucht beginnt. Am Montagnachmittag sind die Forscher aus Down Under" zu Gast bei der Abschlusskonferenz des Projektes Rubio" in der Georg-Friedrich-Händel-Halle. In dem Verbundprojekt haben 18 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Mitteldeutschland in den vergangenen Jahren Möglichkeiten untersucht, Wertschöpfungsketten für die Produktion des Biokunststoffs Polybernsteinsäure (Polybutylensuccinat/ PBS) in der Region aufzubauen. „Mit der Produktion von PBS können wir einen wichtigen Baustein zum Wandel des Braunkohlereviers und des Chemiedreiecks zur Region der nachwachsenden Kunststoffe beitragen“, ist Polykum-Geschäftsführer Peter Putsch nach den Studien mehr denn je überzeugt. Das wird auch Thema des Kongresses sein, der bereits am Montagabend mit einem Treffen von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien in der Händelhalle eröffnet wird. Dazu sind auch die Gäste aus Australien und Neuseeland herzlich eingeladen. Weitere Informationen: biopolymer-congress.polykum.de, polykum.de |
Polykum e.V., Fördergemeinschaft für Polymerentwicklung und Kunststofftechnik in Mitteldeutschland, Merseburg
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