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19.03.2010 | Lesedauer: ca. 3 Minuten    

VDI: Expertengespräch auf VDI-Kongress „Kunststoffe im Automobilbau“

Nachhaltigkeit unter der Lupe: Steigemann, Wobbe, Greiner, Orth und Stauber (v.l.n.r.) informierten über den Stand der Dinge.
Nachhaltigkeit unter der Lupe: Steigemann, Wobbe, Greiner, Orth und Stauber (v.l.n.r.) informierten über den Stand der Dinge.
Kunststoffe können bedeutend zu einer besseren Ökobilanz von Automobilen beitragen. Darin waren sich die Experten einig, die sich am 17. März in einem Pressegespräch auf dem VDI-Kongresses „Kunststoffe im Automobilbau“ zum Thema Nachhaltigkeit austauschten.

„Im modernen Automobilbau hat heute das Thema Nachhaltigkeit mit den Ausprägungen Ökonomie, Ökologie und Soziales eine ganz zentrale Bedeutung“, betonte Prof. Dr. Rudolf C. Stauber, Tagungsleiter, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Kunststofftechnik und Leiter Betriebsfestigkeit und Werkstoffe bei der BMW Group. Dabei stehe unter ökologischen Gesichtspunkten der automobiltechnische Leichtbau besonders im Vordergrund: „Er ermöglicht es, die heute weltweit geltenden Verbrauchszielsetzungen bestmöglich zu erfüllen.“ Stauber wurde auf dem Kongress für seine Verdienste auf dem Gebiet der Kunststofftechnik mit der Richard-Vieweg-Ehrenmedaille des VDI ausgezeichnet.

Dr. Peter Orth, Hauptgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland e.V., pflichtete ihm bei: „Kunststoff ist der Werkstoff der Energieeffizienz.“ Eine Vielzahl von Teilen eines hochwertigen Fahrzeugs sei heute aus Polymeren gefertigt. Ein moderner, um 100 kg leichterer Pkw verbrauche je nach Fahrzeugkonzept bis zu 0,2 Liter weniger Sprit auf 100 km mit entsprechend weniger CO2-Ausstoß.

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Kunststoffmaschinenbau und Biopolymere
Der Komplex Leichtbau wird die Zukunft auch im Bereich des Kunststoffmaschinenbaus prägen, wie Dr. Hans Wobbe, Geschäftsführer der Engel GmbH, erläuterte. „Im Fokus stehen die tragenden Strukturen des Automobiles, die es durch Hybridbaugruppen oder Faserverbundkunststoff (FVK)-Konstruktionen zu ersetzten gilt. Die kurz- bis mittelfristige Perspektive sehen wir hier im Einsatz der IHU-Technologie (Innen Hochdruck Umformen) in Kombination mit dem Spritzguss. Langfristig sehen wir komplette tragende Konstruktionen basierend auf FVK.“ Wobbe betonte darüber hinaus, dass der Einsatz von Biopolymeren für den Maschinenbauer zu keinen signifikanten Entwicklungsanstrengungen führen würde, da die Eigenschaften weitgehend dieselben seien wie bei klassischen Polymeren.

Die Vorteile für die Integration von Biopolymeren im Automobilbau zeigte Dr. Ralph Greiner, Projektleiter nachwachsende Rohstoffe bei Daimler, auf: „Das Polyamid ‚6.10’ basiert zu mehr als 60 % auf dem nachwachsenden Rohstoff Sebazinsäure, der aus dem Öl der Rizinuspflanze gewonnen wird. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Biopolyamide oftmals sogar noch bessere Materialeigenschaften aufweisen, als bisher verwendete Kunststoffe.“ Einem Entwicklerteam unter der Leitung von Daimler-Ingenieuren sei es gelungen, ein serientaugliches Luftfiltersystem aus leistungsfähigen Bio-Kunststoffen zu entwickeln, die teilweise oder sogar vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden können.

Recycling
Abschließend berichtete Dipl.-Chem. Ulrike Steigemann von den Anforderungen und Technologien im Bereich des Kunststoffrecyclings. „Recycling von Kunststoffabfällen ermöglicht die Wiederverwendung von Thermoplasten. Um maximale Wertschöpfung zu erzielen, sollte im ersten Schritt immer ein möglichst hochwertiger Einsatz der Rezyklate erfolgen“, betonte sie. Im Fahrzeuginnenraum würden heute viele Bauteile eingesetzt, bei deren Produktion systematisch mehrschichtige Stanz- und Fräsabfälle anfallen. Drei-Schicht-Verbunde bestünden z.B. aus ca. 50 % thermoplastischem Träger, 25 % Polyurethan-Halbhartschaum und 25 % Haut. „Die Technologie der Verbundtrennung ermöglicht, aus derartigen Abfällen die thermoplastischen Trägermaterialien in hoher Reinheit zu generieren, damit diese wieder anteilig zu Originalware für neue Serienbauteile eingesetzt werden können. Aus derartigen Verbunden werden bis zu 75 % werkstofflich verwendet.“ Allein das Verfahren der Verbundtrennung von Produktionsabfällen vermeide aktuell ca. 20.000 t CO2-Emissionen pro Jahr.

Zum diesjährigen Kongress sind nach VDI-Angaben 1.100 Teilnehmer nach Mannheim gekommen. 90 Aussteller begleiteten die Veranstaltung und zeigten neue Trends und Entwicklungen. Im Autosalon waren 18 aktuelle Fahrzeuge ausgestellt, die teilweise noch nicht in Serie gegangen sind. Erstmals gab es zudem eine Sonderausstellung „Simulation in der Kunststoffindustrie“ sowie eine Posterausstellung, die Möglichkeiten für die Kunststoffindustrie bei Elektroautos zeigte.

Der nächste Kongress „Kunststoffe im Automobilbau“ findet am 6. und 7. April 2011 in Mannheim statt.

Weitere Informationen: www.kunststoffe-im-auto.de, www.vdi.de

VDI Wissensforum GmbH, Düsseldorf

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