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31.05.2010 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Ukraine: Abwasserrohre aus PVC sind auf dem Vormarsch

Zum Einsatz gelangen überwiegend ausländische Erzeugnisse / Importsubstitution nimmt aber Tempo auf / Von Harald Meyer

Abwasserrohre aus Kunststoff, darunter vor allem Rohre aus (Hart-)PVC, dringen auf dem ukrainischen Markt vor. Verzinkte Stahlrohre finden hingegen bei Arbeiten an Kanalisationsnetzen immer seltener Einsatz. Der Anteil von Rohren aus diesem Material sinkt zurzeit jährlich um jeweils zwei bis drei Prozentpunkte. Der Markt für Abwassersysteme ist zuletzt geschrumpft, nachdem zuvor noch Zuwächse im zweistelligen Bereich erreicht worden waren. Besonders ungünstig auf die Entwicklung hatte sich vor allem der Stillstand im ländlichen Siedlungsbau ausgewirkt.

In den Jahren bis 2007 waren bei Abwasserrohren insgesamt noch jährliche Zuwachsraten von 30 bis 40% erreicht worden. 2008 hatte es beim Absatz eine Steigerung von immer noch respektablen 25% gegeben. Das Umsatzvolumen stieg sogar um knapp 30%: zwischen 2007 und 2008 von 52 Mio. auf 67 Mio. US$. Im Krisenjahr 2009 folgte ein Absatzrückgang um 40 bis 45%. Der Umsatz sank auf 38 Mio. $, was einer Abnahme um 43 bis 44% entspricht.

In den Jahren des Baubooms war der Anteil von Rohren und Leitungen aus PVC an den gesamten Absatzvolumina im Segment der Abwassernetze jährlich um 5 bis 7 Prozentpunkte gestiegen. Dabei spielten Faktoren wie die zunehmende Liquidität und Kaufkraft sowie die überlegenen technischen Merkmale von Rohren, Fittings und anderen Installationsmaterialien aus PVC (zum Beispiel keine Korrosion, relativ lange Produktlebensdauer, einfache Montage, Temperaturbeständigkeit) die Hauptrolle.

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Natalia Chechevitsyna, Leiterin des Bereichs Wasser- und Abwassersysteme bei dem Baustoffkonzern TPK, Kiew, beziffert für 2009 den Anteil von PVC-Rohren und -Installationsmaterialien an den in der Ukraine neu verlegten Abwasserleitungen auf 42 bis 43%. Anderen Schätzungen zufolge lag dieser Anteil bereits deutlich höher; so gibt ihn Serhi Kryvopusk, kaufmännischer Direktor der Gesellschaft Abwassersysteme, Kiew, mit 60% an.

Basierend auf der letztgenannten Anteilszahl hatte das PVC-Segment im Markt der Abwassersysteme in 2009 einen Umfang von 23 Mio. $. Die Nachfrage richtet sich zurzeit infolge der Krise verstärkt auf Erzeugnisse des unteren Preissegments. Aufgeschlüsselt nach Hersteller- oder Händlermarken, waren am Markt 2009 in erster Linie PVC-Rohre der folgenden Marken vertreten: Rainway (Ukraine; 27% des gesamten Absatzvolumens), Profil (Polen; 25%), Plastmo (Polen; 15%), Hunter (Großbritannien; 12%), Bryza (Polen; 10%) und Nicoll (Frankreich; 5%). Rohre anderer Hersteller kamen auf zusammen 6%.

Übereinstimmenden Schätzungen zufolge kamen verzinkte Stahlrohre und PVC-Rohre 2009 zusammen auf einen Marktanteil von knapp über 90%. In die restlichen knapp 10% teilten sich Stahlrohre mit Farblackbeschichtung oder/und Polymerüberzug (5%), verzinkte Stahlrohre mit PVC-Beschichtung (2%) sowie Rohre aus Kupfer und anderen Werkstoffen (1%).

Während die Importe bei Abwasserrohren aus Metall laut einer Schätzung 30 bis 35% des Absatzes entsprechender Rohre ausmachte, stellten Lieferungen aus dem Ausland bei Abwasserrohren aus PVC 65 bis 70%. Während die Zahl der Hersteller von Kanalisationsrohren aus Metall in der Ukraine bei über 100 liegt, gibt es zurzeit nur drei Hersteller von PVC-Rohren. Es sind dies die Firmen Vodostochnye Sistemy, Kiew, mit der Produktmarke Rainway sowie Megaplast (Luhansk) und InstalPlast (Horodok, Region Lviv). Nur bei Vodostochnye Sistemy bilden Abwasserrohre, Rohre für Drainage und Entwässerung sowie Regenfallrohre und Dachrinnen aus PVC den Kern des Produktionsprogramms. Bei Megaplast und InstalPlast läuft die Produktion von PVC-Rohren eher nebenher mit.

Der Konzern Arsenal, Kiew, will bis Mitte 2010 nach längerer Verzögerung in Vasylkiv (Region Kiew) eine Anlage zur Herstellung von PVC-Rohren für Abwasser- und Entwässerungssysteme in Betrieb nehmen. Dies kündigte Konzerngründer Viktor Fyodorov vor der Presse an.

Im Jahr 2009 fiel der Rückgang der Importe mit 62%, gerechnet nach dem Zollwert, deutlich stärker aus als der Umsatzrückgang auf dem Binnenmarkt. Wichtigster ausländischer Beschaffungsmarkt für PVC-Rohre ist unverändert Polen; zuletzt kamen mehr als 60% der Gesamteinfuhr von dort.

Der Umstand, dass die Importe schwer eingebrochen sind, hat vor allem mit der durch die Abwertung der Griwna bedingten Verteuerung der Einfuhrerzeugnisse seit Ende 2008 um 50% und mehr zu tun. PVC-Rohre ukrainischen Ursprungs, die aus importiertem Roh-PVC hergestellt werden, verteuerten sich gleichzeitig "nur" um 30 bis 40%. Das erklärt, weshalb die ukrainischen Hersteller 2009 um 10 bis 30% billiger anbieten konnten als die Importeure. Die Firma Vodostochnye Sistemy steigerte ihren Marktanteil bei Abwasserrohren aus PVC (27%) gegenüber 2008 nahezu auf das Dreifache.

Als einziger ausländischer Lieferant konnte der polnische Hersteller Cellfast (Produktmarke: Bryza) seinen Marktanteil in der Ukraine steigern. Dies gelang mittels aggressiver Preispolitik und der Eröffnung eines zweiten Warenverteillagers in Lviv, verbunden mit einem Ausbau des Vertriebsnetzes. 2010 - so die vorherrschende Erwartung nicht nur unter ukrainischen Herstellern, sondern auch unter Importeuren und Händlern - wird sich der Prozess der Importsubstitution durch im Inland hergestellte Erzeugnisse weiter fortsetzen. (H.M.)

Weiterführende Informationen

Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH, Berlin + Köln

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