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06.12.2004 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

PlasticsEurope Deutschland + BKV: Experten diskutierten über nachhaltige Zukunftsgestaltung

Rund 100 Teilnehmer trafen sich jetzt in Bonn-Bad Godesberg, um im Rahmen eines Symposiums den vom EU-Gesetzgeber eingeschlagenen Weg zu einer nachhaltigen Gestaltung der Zukunft aus Sicht von Umweltpolitik, Wirtschaft und Wissenschaft zu diskutieren.

Hochkarätige Referentinnen und Referenten beleuchteten auf Einladung von Beteiligungs- und Kunststoff-Verwertungsgesellschaft (BKV) sowie PlasticsEurope Strategien für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. So gab Deutschlands wohl bekanntester Unternehmens- und Politikberater, Professor Roland Berger, einen einführenden Überblick. Er machte deutlich, dass es zu nachhaltigem Handeln keine Alternative gibt und Innovation die beste Basis dafür bietet. Auch im Unternehmenskontext sei nachhaltiges Handeln relevant - jeder Stakeholder profitiere davon, die Eigentümer ebenso wie die Mitarbeiter, die Kunden wie die Gesellschaft als Ganzes. Ein Unternehmen, das ganzheitlich handele, dürfe darauf vertrauen, dass auch die Finanzmärkte dies honorieren. Berger gilt als einer der Vordenker des Ökoeffizienz-Ansatzes und stellte in Bonn auch seinen so genannten „Nachhaltigkeitswürfel“ vor.

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Dr. Marianne Klingbeil aus der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission stellte die Prioritäten aus Sicht der EU-Kommission vor. Die Erhöhung der Ressourceneffektivität, das Abkoppeln der Umwelteinflüsse vom Wachstum und die Analyse von Lebenszyklen stehen demnach im Vordergrund. Ziel sei letztlich Ökoeffizienz. Viel Lob gab es von Frau Klingbeil für die hohe Kooperationsbereitschaft der Kunststoff-Industrie.

Dr. Helmut Schnurer aus dem Bundesumweltministerium betonte insbesondere auch die Beiträge der Kreislaufwirtschaft zum Klimaschutz. Die energetische Nutzung von Abfällen substituiere, so Schnurer, fossile Brennstoffe. Diese Beiträge könnten noch gesteigert werden. In Deutschland werde dies derzeit jedoch nur begrenzt gefördert.

Auf konkrete Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft setzt auch Petra Wernike, Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, die aus Sichtweise eines Bundeslandes vortrug. Sie forderte, Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung müssten Hand in Hand gehen. „Wir brauchen“, so Frau Wernike, „Deregulierung und Entbürokratisierung mit dem Ziel: Mehr Effektivität bei gleichzeitiger Sicherung der hohen erreichten Standards“.

Aus Sicht der Industrie beschrieb unter anderem BASF-Vorstandsmitglied Dr. John Feldmann das Spannungsfeld von Abfallmanagement, Ressourcenschonung und Innovation. Er zeigte etwa, wie gesetzliche Vorgaben zum vermeintlichen Wohle der Umwelt am Ende zu falschen Entscheidungen, sprich zu mehr Ressourcenverbrauch und weniger Nachhaltigkeit führen können. Diese Gefahr bestehe insbesondere dann, wenn die Betrachtung auf die Verwertung, statt auf den gesamten Lebenszyklus eines Produktes fokussiert sei.

Für Feldmann steht fest: „Kunststoffe werden eingesetzt, weil man mit ihnen Energie sparen und Ressourcen schonen kann“. Ähnlich formulierte es auch Norbert von Koczian, Vorstandsmitglied der Dow Deutschland. Er sieht Kunststoffe als integralen Bestandteil einer nachhaltigen Zukunft. Auch die Befriedigung von Verbraucherbedürfnissen und Nachhaltigkeit seien kein Gegensatz, so von Koczian. Gerade Kunststoffe ermöglichten Wachstum, ohne dabei die Umwelt zu gefährden.

Von der Politik forderte von Koczian insbesondere realistische Zielvorgaben statt immer neuer einzelner Regelungen, ergebnisorientierte Gesetze und die Ermutigung zu Innovationen. Er zeigte sich überzeugt: „Gute Gesetze sind möglich“.

Wie die Zukunft aus Sicht eines Global Players nachhaltig gestaltet werden kann, das zeigte auch der Vortrag von Dr. Herbert Mrotzek von Bosch und Siemens Hausgeräte. Er zeigte anhand zahlreicher praktischer Beispiele, wie Innovationen direkt zum Sparen von Ressourcen führen können. Deutliche Kritik übte Mrotzek an der europäischen Elektro- und Elektronikschrott-Verordnung. „Die derzeitige WEEE leitet die Industrie fehl - aber wir hoffen, dass es uns noch gelingt, die Poltik zu überzeugen, dass hier korrigiert werden muß“, so Mrotzek.

Dr. Jürgen Bruder vom Industrieverband Kunststoffverpackungen machte deutlich, dass nicht nur im Lebensmittelbereich Kunststoffverpackungen unverzichtbar sind, sondern auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten top. Ein Beispiel: Würde man auf Kunststoff als Packmittel verzichten, würde sich die Packmittelmenge dem Gewicht nach vervierfachen, mit entsprechend negativen Folgen für die Umwelt.

Der Leiter des Fraunhofer Instituts für Angewandte Polymerforschung, Dr. Ulrich Buller, beschrieb abschließend aus Sicht des Wissenschaftlers das Spannungsfeld von Forschung, Innovation und gesetzlichen Regelungen. Der Wille zur Veränderung sei Voraussetzung für eine nachhaltige Gestaltung der Zukunft. Buller forderte von allen Beteiligten den Mut, neue Themen anzugehen und neue Chancen zu ergreifen, auch wenn dies das Risiko beinhalte, einmal zu scheitern. Eine Alternative zu Innovation und nachhaltigem Handeln sieht auch Buller nicht.

„Die Wirtschaft ist dem Weg zu Nachhaltigkeit viel weiter, als es den Verbrauchern und der Politik überhaupt bewusst ist“, resümierte Dr. Peter Orth, Hautgeschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland und Geschäftsführer der BKV. Es gehe jetzt insbesondere darum, auch in der Politik den überfälligen Paradigmenwechsel zu schaffen. Das Dilemma dabei sei, dass heute Gesetze in die Praxis umgesetzt würden, die der Gedankenwelt von gestern entstammten.

Das Symposium hat, so Orth, deutlich gemacht, dass die Politik zwar weiß, dass dies in eine Sackgasse führt, diesen Weg aber dennoch weiter gehen muß. Trotzdem gehe er, so Orth weiter, weitaus optimistischer aus der Veranstaltung, als er hergekommen sei, denn: „Es gibt zwar einige Schatten, die aus dem Bereich der Politik auf eine nachhaltige Gestaltung der Zukunft fallen, aber auch viel Licht“.

„PlasticsEurope Deutschland“ ist der neue Verband der Kunststofferzeuger in Deutschland. Er tritt zum 1.1.2005 an die Stelle des VKE und ist Teil des paneuropäischen Verbands „PlasticsEurope“ mit Sitz in Brüssel. „PlasticsEurope Deutschland“ repräsentiert gleichzeitig eines der fünf regionalen Zentren der neuen europäischen Organisation. Frankfurt am Main ist auch Sitz der Region Central Europe, zu der neben Deutschland, Österreich und der Schweiz auch die acht neuen EU-Mitglieder in Zentraleuropa gehören.

Plastics Europe Deutschland + Beteiligungs- und Kunststoff-Verwertungsgesellschaft mbH, Frankfurt/Main

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