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20.12.2004 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Nachlese: Bio-Kunststoffe auf der K 2004 in Düsseldorf

Michael Karus und Sven Ortmann vom nova-Institut (www.nova-institut.de) berichten über die neuesten Entwicklungen im Bereich Bio-Kunststoffe, Naturfaserverstärkte Kunststoffe sowie Wood-Plastic-Composites (WPC):

Bayer/LANXESS: Die ausgegründete Chemiesparte von Bayer Leverkusen (www.bayer.de), LANXESS (www.lanxess.de), hat die Biokunststoffentwicklung komplett eingestellt. Die früheren Bayer-Entwicklungen basierten nicht auf nachwachsenden Rohstoffen und waren daher durch die Bio-Abfallverordnung ins Abseits gedrängt worden. Bayer habe in den letzten Jahren zudem intensive Versuche mit Naturfasern als Verstärkungsfaser für Polymere durchgeführt (z.B. für Spritzgießanwendungen). Es wurde aber kein passendes Polymer gefunden. Alle von Bayer bzw. heute von LANXESS hergestellten Polymere, wie z.B. Polyamid, hätten definitiv zu hohe Verarbeitungstemperaturen. Inzwischen habe man alle entsprechenden Vorhaben beendet. (Anmerkung: Das gut geeignete Polypropylen (PP) wird von Bayer bzw. heute LANXESS nicht produziert.)

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BASF: BASF (www.corporate.basf.com) hat nach wie vor den biologisch abbaubaren Kunststoff Ecoflex® im Programm (siehe auch Meldung vom 01.11.2001), auf der K 2004 musste man aber lange suchen, bis man ihn auf dem großen Messestand finden konnte. Auch das Standpersonal war über diesen Biokunststoff schlecht informiert. In einem Fachgespräch konnte man dann erfahren, dass an einer Umstellung des Produktes auf nachwachsende Rohstoffe gearbeitet würde. BASF sei grundsätzlich weiterhin an Biokunststoffen und auch naturfaserverstärkten Polymeren interessiert. Als Preis für Ecoflex® wurde ca. 3 EUR/kg angegeben.

Novamont: Das italienische Unternehmen Novamont (www.novamont.com) ist mit seinen gut am Markt eingeführten Bio-Kunststoff "Mater-Bi" einer der Marktführer im Bereich Biokunststoffe. Auf der Messe wurde das gesamte Anwendungsspektrum präsentiert: Hygiene und Kosmetik (Folien für Windeln und Intimhygiene, Wattestäbchen etc.), Einwegartikel (Teller, Bestecke etc.), Verpackung (Verpackungsfolien), Land- und Gartenbau (Blumentöpfe, Mulchfolien etc.), Schreibwaren (Kugelschreiber, Spitzer etc.) und Sonstiges (Spielzeug, Tragetaschen, Bioabfallsäcke etc.). Alle Produkte sind in Bezug auf schnellen biologischen Abbau optimiert. Kombinationen von "Mater-Bi" mit Naturfasern spielen bislang keine Rolle. Als Polymerpreis (Granulat) wurde die Spanne von 3,50 bis 5,00 EUR/kg angegeben.

Rodenburg: Rodenburg Biopolymers (www.biopolymers.nl) waren nicht selbst auf der K 2004 vertreten, wohl aber als "Untermieter" bei einem anderen Kunststoffanbieter. Das Unternehmen startete im Jahr 2001 seine Biokunststoff-Produktion. Heute werden bereits ca. 40.000 t/Jahr modifizierte Stärke produziert, die allerdings (noch) in nur geringem Maße in die eigene Biokunststoff-Produktion gehen. Das thermoplastische Granulat soll bereits für 1,30 EUR/kg erhältlich sein und eignet sich für Spritzgießen und Extrusion. An einer Verstärkung mittels Naturfasern werde intensiv geforscht. Vgl. auch Meldung vom 30.04.2002.

SK Chemicals: Das südkoreanische Unternehmen SK Chemicals (www.skchemicals.com/english), auf der letzten K noch mit einem Biopolymer vertreten, hat inzwischen alle Aktivitäten in diesem Sektor eingestellt.

BIOMER: Das deutsche Unternehmen BIOMER (www.biomer.de) bietet weiterhin erfolgreich sein PHB-Biogranulat an. Das im Vergleich zu anderen Biopolymeren teure Produkt (14 bis 20 EUR/kg) weist sehr gute mechanische Eigenschaften auf und wird in Spezialanwendungen wie Feuerwerkskörpern und Übungsmunition eingesetzt.

Biesterfeld/Tecnaro: Das Chemieunternehmen Biesterfeld (www.biesterfeld.com) vertreibt mit den asiatischen Biokunststoff Degrastar, über den keinen weiteren Informationen erhältlich waren, sowie die verschiedenen Biokunststoffe und naturfaserverstärkten Kunststoffe des deutschen Unternehmens TECNARO (www.tecnaro.de), das sich ein zunehmend wachsenden Nachfrage erfreut (siehe auch Meldung vom 09.08.2004). Wichtigstes Produkt ist das Thermoplast ARBOFORM, das aus Naturfasern und Lignin besteht und zu Preisen zwischen 3,00 und 4,00 EUR/kg angeboten wird. Weiterhin werden WPC-Produkte sowie naturfaserverstärkte Kunststoffe wie PP-NF angeboten.

PMG Geotex: Das deutsche Unternehmen PMG Geotex (www.pmg-geotex.de) hat sich auf vielfältige Bambusfasernutzungen spezialisiert. So werden PP-Bambus- und PE-Bambus-Granulate ab Preisen von 1,13 EUR/kg angeboten.

Ventax/FKuR: Die Firma Ventax Fibrolon GmbH & Co. KG (www.fibrolon.de) stellte ihre Kunststoff-Holzmehl-Verbundmaterialien (WPC) sowie einige Produktbeispiele wie z.B. einen Gartenstuhl aus. Ventax kooperiert mit der FKuR Kunststoff GmbH (www.fkur.de) sowie dem Fraunhofer Institut Umwelt-, Sicherheits-, Energietchnik UMSICHT (www.umsicht.fraunhofer.de) und ist im Begriff, sein Fibrolon-Material als Granulat wie auch als Fertigteile in den Markt einzuführen. Es wurden bereits erste Granulatchargen verkauft und in Spanien soll das Material in der Möbelindustrie verwendet werden.
Die Eigenentwicklung für Profilextrusion und auch Spritzgießen kann PP, PE, ABS oder PVC als Kunststoff und bis zu 90% Holzmehlanteil enthalten. Der Marktpreis für das Granulat könnte teilweise sogar unter 1 €/kg liegen - ein Niveau, bei dem der Absatz der Produktion (2 t/h) durchaus realistisch zu sein scheint.

Werzalit: Als weiteres deutsches Unternehmen bietet die Werzalit AG + Co. KG (www.werzalit.de), die aus der Holzbranche stammt, verschiedene WPC-Materialien an. Seit April 2004 werden erste WPC-Teile für die Automobilindustrie gefertigt.

Modern Dispersions: Modern Dispersions, Inc. (www.moderndispersions.com) ist eine US-amerikanische Firma, die mit ihren WPC (Wood Plastic Composites) auf die Märkte Deutschlands, Italiens und Spaniens drängt. Der Markteinstieg soll dabei mit einer Infostrategie gelingen, bei der die potenziellen Abnehmer von den Vorzügen überzeugt werden sollen. Das Material beinhaltet PE oder PP als Kunststoff-Komponente - der Preis ist 2 €/kg für das PE-Holz-Granulat und 2,5 €/kg für das PP-Holz-Granulat, wobei beide für Profilextrusion und Formpressen gleichermaßen geeignet sind. Die Materialien sind sägbar, nagelbar, bilden keine Splitter und zeigen nur in den ersten drei bis sechs Monaten eine leichte Farbänderung - anschließend sei der Farbton für rund 20 Jahre stabil.
Zur Situation in den USA sagte Herr Cesar Espitia, der europäische Verkaufsmanager von MDI, dass sich die etwa zehn verschiedenen im Einsatz befindlichen WPC-Technologien seiner Einschätzung nach in den nächsten fünf Jahren auf drei oder vier reduzieren würden, wobei einige Anbieter vermutlich vom Markt verschwänden.

R+S Technik: Schließlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass der deutsche Maschinenhersteller R+S Technik (www.rstechnik.de) auf der K 2004 erstmalig einen Aktenkoffer aus PP und Naturfasern, hergestellt in Formpresstechnik, präsentierte, der auf reges Interesse stieß. Die erste Kleinserienproduktion fand reißenden Absatz. Vgl. auch Meldung (mit Foto) vom 22.11.2004.

Quelle: www.nachwachsende-rohstoffe.info

nova-Insitut GmbH, Hürth

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