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19.04.2005 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Neue PlasticsEurope-Studie: Ein Ersatz von Kunststoffen würde Ziele des Kyoto-Protokolls gefährden

Würde man Kunststoffe durch traditionellere Materialien ersetzen, stiege der Energiebedarf in Europa um 2,4 Millionen Tonnen Rohöl-Äquivalente. Gleichzeitig würde der Ausstoß von Treibhausgasen um 97 Millionen Tonnen zunehmen - das sind 30 Prozent des bei der Konferenz von Kyoto vereinbarten EU-Ziels für den Zeitraum von 2000 bis 2012. Diese und weitere wichtige Ergebnisse finden sich in einer Studie “The contribution of plastics to resource efficiency”, die die Gesellschaft für umfassende Analysen GmbH (GUA) jetzt für PlasticsEurope (www.plasticseurope.org) durchgeführt hat.

Die Resultate der Studie wurden nun anlässlich der Identiplast (18.-19. April 2005) in Brüssel vorgestellt.

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Nancy Russotto, CEO von PlasticsEurope, erklärte dazu: „Die Ergebnisse dieser und ähnlicher Studien sind von größter Bedeutung für die europäische Politik, insbesondere im Umfeld der Diskussion zur thematischen Strategie der EU zu Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Materialien und Produkte einer Analyse ihres gesamten Lebenszyklus’ zu unterziehen. Eine verbesserte Effizienz bei der Nutzung fossiler Rohstoffe und die damit verbundenen Auswirkungen im Hinblick auf den Klimawandel sind Schlüsselfaktoren auf dem Weg zu unserem Ziel, Wachstum und negative Umwelteinflüsse zu entkoppeln.“

Die Studie, die auch einem so genannten peer review unterzogen wurde, war von PlasticsEurope in Auftrag gegeben worden und wurde von März 2003 bis Januar 2005 von der Gesellschaft für umfassende Analysen (GUA) in Wien durchgeführt. Die GUA hat in der Vergangenheit bereits zahlreiche Studie für europäische Institutionen sowie für Unternehmen und nationale Behörden durchgeführt.

Die jetzt vorgelegte Studie basiert auf einer repräsentativen Auswahl von 174 Produkten aus den wichtigsten Kunststoff-Anwendungsbereichen Verpackung, Automobil, Elektro und Elektronik, Bau sowie Medizin.

Die Energiebilanzen und daraus folgende Effekte in Bezug auf den Klimawandel wurden jeweils für den gesamten Lebenszyklus der Produkte von der Produktion über die Nutzenphase bis zur Verwertung berechnet, und zwar sowohl für die Kunststoffprodukte als auch für mögliche Alternativen aus anderen Materialien, die den gleichen Einsatzzweck erfüllen könnten. (Wobei Kunststoffe werkstofflich oder energetisch verwertet werden können).

Es wird geschätzt, dass rund 19 Prozent der untersuchten Kunststoffprodukte nicht direkt durch Produkte aus anderen Werkstoffen zu ersetzen sind. Beispiele sind hier etwa der Airbag im Auto, die Isolierung von Kabeln oder auch Blisterverpackungen in der Medizin.

In Anwendungen, bei denen ein direkter Ersatz von Kunststoffen tatsächlich möglich wäre, würde in der Folge der Energieverbrauch um 26 Prozent steigen. Kunststoffe im Verpackungsbereich leisteten der Studie zufolge hier den größten Beitrag zur Energieeinsparung. Aber auch in praktisch allen anderen Bereichen ergeben sich Vorteile, im Bereich der Mobilität ebenso wie bei E & E-Anwendungen oder bei Bauanwendungen, wo insbesondere Rohrleitungen zu nennen sind.

Der Studienleiter bei der GUA, Harald Pilz, kommentiert die Ergebnisse so:

„Es gibt bei den absoluten Zahlen einige Unsicherheiten, weshalb wir dort, wo Zahlen fehlen, sehr konservativ geschätzt haben. Es ist aber sicher, dass Kunststoffprodukte über den gesamten Lebenszyklus betrachtet signifikante Beiträge zur Energieeinsparung und zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen leisten, wenn man sie mit Alternativmaterialien vergleicht.“

Für die Kunststoff-Verwertung wurden durchschnittliche europäische Levels für Recycling und Verwertung angenommen, wobei Analysen den Vorteil der Abkehr von einer Deponierung belegen.

Die GUA-Studie hat auch gezeigt, dass ein fortschreitender Ersatz herkömmlicher Materialien durch Kunststoffe weitere Vorteile erschließen könnte, ein absolutes Abkoppeln von Wirtschaftswachstum und negativen Umweltauswirkungen so aber nicht zu erreichen ist. Es wird geschätzt, dass bei allen Produkten zusammengenommen etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs auf die Nutzenphase entfallen, so dass sich hier auch das größte Potenzial für Verbesserungen verbirgt.

So kann zum Beispiel das zusätzliche Isolieren von Gebäuden über das bestehende Maß hinaus einen erheblichen Beitrag zur Entkopplung von Wachstum und negativen Umwelteinflüssen leisten, und zwar unabhängig davon, welches Isoliermaterial eingesetzt wird. Die GUA zeigte bei der Vorstellung der Studie während der Identiplast auf, dass bei Einsatz von nur 5 Prozent Kunststoffen zu dieser Verbesserung der Isolation der Effekt dreimal höher ist als das, was an Energie zusätzlich eingesetzt werden müsste, wenn die Kunststofferzeugung jährlich um 3 Prozent wachsen würde.

Die gesamte Studie “The contribution of plastics to resource efficiency” unter:
www.plasticseurope.org unter Publications/Technical reports.

PlasticsEurope Deutschland e. V., Brüssel/Belgien

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