11.10.2013, 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Ein neues Konzept von Bayer MaterialScience zur Gestaltung der Autohülle zielt auf die Konstruktion leichtgewichtiger, aber hochsteifer Bauteile und erfüllt darüber hinaus den Traum von Autofahrern nach glatten, hochwertigen Oberflächen. Auf der K 2013 stellt Bayer MaterialScience den Prototyp eines Heckklappendeckels mit genau diesen Eigenschaften vor. Bei der Entwicklung stand die Natur Pate: Mit einer glatten, kompakten Außenhaut und einem geschäumten Kern hat der Aufbau des Bauteils viel Ähnlichkeit mit dem eines Knochens. Wie ein Knochen - leichter Kern, harte Schale "Mit einer glatten, kompakten Außenhaut und einem geschäumten Kern hat der Aufbau des Bauteils viel Ähnlichkeit mit dem eines Knochens", erläutert Ulrich Grosser, Teamleiter Advanced Technologies bei Bayer MaterialScience. Die geniale Konstruktion dieses hochsteifen und gleichzeitig leichtgewichtigen Körperteils sei einer langen evolutionären Entwicklung zu verdanken. Die Parallelen enden allerdings bei der Fertigung der Teile: Während natürliche Knochen durch Zellanlagerung wachsen, greift Bayer MaterialScience bei der Entwicklung von Sandwichteilen auf Verfahren zur Kunststoffverarbeitung zurück. "Für die äußere Schicht werden Endlos-Glasfasergelege mit einem thermoplastischen Polymer auf Basis von Polycarbonat imprägniert", sagt Ulrich Grosser. "Dabei wird die Benetzung und Umhüllung aller Fasern durch die Kunststoffmatrix sichergestellt." Dies sei der Schlüssel zur hohen Steifigkeit der Randschichten des Sandwichaufbaus. Die Schwindung von Polycarbonat-Blends wie beispielsweise "Makroblend" sei sehr gering und der Sandwichaufbau weise eine sehr glatte, qualitativ hochwertige Oberfläche auf. Für die gewünschte Optik könne diese anschließend lackiert werden - zum Beispiel mit Beschichtungen auf Basis von Polyurethan-Rohstoffen von Bayer MaterialScience. Geringes Gewicht, gute Dämmung In einem zweiten Schritt werden Ober- und Unterseite des Heckklappendeckels zusammengefügt und der entstehende Hohlraum komplett mit dem Polyurethan-System "Baysafe" ausgeschäumt. Der Schaum hat nur eine sehr geringe Dichte und verleiht dem Bauteil dadurch eine besondere Leichtgewichtigkeit. Da der Schaum zugleich sehr steif sei und mit der ganzen äußeren Oberfläche verklebe, zeige das Bauteil auch nur eine geringe Anfälligkeit für Bagatellschäden. Im Fall eines Aufpralls absorbiere der Schaumstoff Energie und diene damit der Sicherheit von Insassen und Passanten. Er sei hoch wärmedämmend und leiste damit einen wichtigen Beitrag zum Energiemanagement im Fahrzeug: Die Klimaanlage bzw. Heizung soll auf niedrigerer Stufe laufen können und weniger Energie verbrauchen. Auch dadurch lassen sich demnach Treibstoffverbrauch und CO2-Emissionen senken - und der Autofahrer brauche nicht so oft zur Tankstelle zu fahren. In Elektroautos schone dies die Batterie und vergrößere den Aktionsradius des Fahrzeugs. Dank seiner Schalldämmung sorge der Schaumstoff außerdem für Ruhe im Cockpit. Doch das sei noch nicht alles: Im Schaum sollen auch auf besonders effiziente und dauerhafte Weise Antennen eingebettet werden können. Im Gegensatz zu metallischen Bauteilen erlaubten die Polymere einen ungestörten Empfang über einen weiten Frequenzbereich. Auch andere Funktionen bis hin zur Beleuchtung sollen sich in das Sandwichbauteil integrieren lassen. Wie ein Baum - dauerhaft Wurzeln schlagen Der auf der K 2013 ausgestellte Prototyp sei ein Musterbeispiel für die hohe Gestaltungsfreiheit, die die Kunststoffe von Bayer MaterialScience bieten. Um einen realitätsnahen Einsatz des Konzeptteils im Fahrzeug zu ermöglichen, habe das Unternehmen auch eine intelligente Lösung für die Befestigung am Fahrzeugrumpf entwickelt. "Auch hierbei hat sich die Natur als der beste Baumeister erwiesen", sagt Ulrich Grosser. Die Aufgabe bestand in einer robusten und dauerhaften Verbindung des Scharniers mit der Leichtbaustruktur des Heckklappendeckels. "Dazu haben wir uns angeschaut, wie Bäume auf Waldböden verankert sind", erläutert Grosser. "Ein verzweigtes Wurzelwerk verleiht auch großen und schweren Bäumen einen sicheren Halt auf den oft weichen Böden." Für eine realitätsnahe Lösung optimierten die Bayer-Forscher das Aussehen der Scharnierbefestigung mit Hilfe von CAE-Berechnungen (Computer-Aided Engineering). Im Ergebnis hat die Kunststoffstruktur eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Aussehen eines Baumwurzelgeflechts auf dem Waldboden. Versuche hätten beleft, dass die Scharnierbefestigung leicht montiert werden könne und sehr fest im leichten Schaumkern hafte. Edle Sandwich-Bauteile für viele hochwertige Produkte "Mit dieser werkstoffgerechten Konstruktion ist uns ein Meilenstein bei der effizienten Herstellung von Sandwichbauteilen gelungen", fasst Dr. Olaf Zöllner die bisherigen Entwicklungen zusammen. Der Leiter der Anwendungstechnik für Polycarbonat sieht das genannte Karosserieteil aber nur als ein Beispiel für sehr viele Möglichkeiten, die die neue Technologie bietet: "Solche leichten und steifen Verbundwerkstoffe aus Polycarbonat-Blends eignen sich hervorragend für die Konstruktion etwa von Ultrabooks und anderen Hightech-Produkten", so Olaf Zöllner. Auch in der Möbelherstellung und vielen anderen Anwendungen ergäben sich vielversprechende Perspektiven. "Die Autoindustrie ist oft ein Vorreiter bei bahnbrechenden technischen Entwicklungen. Wir freuen uns aber auch auf die Gespräche mit Kunden und Partnern in anderen Branchen." Weitere Informationen: www.materialscience.bayer.com K 2013, 16.-23.10.2013, Düsseldorf, Halle 6, Stand A75-1 |
Bayer MaterialScience AG, Leverkusen
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