22.01.2015, 15:42 Uhr | Lesedauer: ca. 5 Minuten |
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In ihrer umfassenden Neubewertung der Exposition gegenüber Bisphenol A (BPA) und dessen Toxizität kommt die EFSA zu dem Schluss, dass BPA bei der derzeitigen Verbraucherexposition für keine Altersgruppe ein Gesundheitsrisiko darstellt (einschließlich ungeborener Kinder, Kleinkinder und Jugendlicher). Die Exposition über die Ernährung bzw. eine Kombination verschiedener Quellen (Ernährung, Staub, Kosmetika und Thermopapier) liegt demnach deutlich unterhalb der sicheren Obergrenze (der sogenannten „tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge“, kurz: TDI). Obwohl neue Daten und differenziertere Methoden die Sachverständigen der EFSA dazu veranlasst haben, den sicheren Grenzwert für BPA deutlich herabzusetzen – von 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (µg/kg KG/Tag) auf 4 µg/kg KG/Tag – liegen die höchsten Schätzungen für die von Lebensmitteln und einer Kombination von Quellen ausgehende Exposition (im EFSA-Gutachten „aggregierte Exposition“ genannt) um das 3- bis 5-fache unter dem neuen TDI-Wert. Unsicherheiten bezüglich möglicher gesundheitlicher Auswirkungen von BPA auf Brustdrüse und Fortpflanzungsorgane, das Stoffwechsel- und Immunsystem sowie hinsichtlich neurologischer Verhaltensstörungen wurden quantifiziert und bei der Berechnung des TDI-Werts berücksichtigt. Darüber hinaus ist der TDI als vorläufig anzusehen, solange die Ergebnisse einer Langzeitstudie bei Ratten noch ausstehen, die dazu beitragen sollen, besagte Unsicherheiten zu verringern. Warum hat die EFSA diese Risikobewertung durchgeführt? BPA ist eine chemische Verbindung, die bei der Herstellung von Lebensmittelkontaktmaterialien, wie Mehrweg-Plastikgeschirr und Schutzbeschichtungen zur Auskleidung von Dosen, eingesetzt wird. Auch in Thermopapier, das gewöhnlich für Kassenbons und Quittungen verwendet wird, findet BPA verbreitet Anwendung. Rückstände von BPA können in Lebensmittel und Getränke übergehen und vom Verbraucher aufgenommen werden; BPA aus anderen Quellen, einschließlich Thermopapier, Kosmetika und Staub, kann über die Haut aufgenommen oder eingeatmet werden. Dr. Trine Husøy ist sachverständiges Mitglied des für Lebensmittelkontaktmaterialien zuständigen CEF-Gremiums der EFSA und Vorsitzende der BPA-Arbeitsgruppe. Sie erklärte: „Das Gremium beschloss, die Sicherheit von BPA aufgrund der Veröffentlichung einer überwältigenden Zahl neuer Forschungsstudien in den letzten Jahren neu zu bewerten.“ Um so offen und transparent wie möglich vorzugehen, habe sich die EFSA bei dieser Risikobewertung eingehend mit nationalen Behörden und Interessengruppen beraten und ausgetauscht, um sicherzustellen, dass das größtmögliche Spektrum an wissenschaftlichen Ansichten und Informationen berücksichtigt wurde. Laut Dr. Husøy „haben die öffentliche Konsultation und die in deren Verlauf eingereichten zusätzlichen Daten auch dazu beigetragen, die Bewertung zu verfeinern und wichtige Aspekte des Gutachtens, wie etwa bestehende Unsicherheiten, weiter abzuklären“. Differenziertere Bewertung der Toxizität von BPA Nach Abwägung einer erheblichen Menge neuer wissenschaftlicher Informationen zu den toxischen Wirkungen der Substanz kam das CEF-Gremium zu dem Schluss, dass BPA in hohen Konzentrationen (die den TDI um mehr als das Hundertfache überschreiten) sich wahrscheinlich schädlich auf Leber und Nieren auswirkt. Außerdem könnte es Auswirkungen auf die Brustdrüse bei Tieren haben. Studien, die BPA als Ursache für andere gesundheitliche Auswirkungen nennen, waren laut Dr. Husøy weniger aussagekräftig. „Auswirkungen auf die Fortpflanzungsorgane, das Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-, Nerven- und Immunsystem sowie auf die Entstehung von Krebserkrankungen werden derzeit nicht als wahrscheinlich erachtet, konnten aber anhand der verfügbaren Daten nicht ausgeschlossen werden. Sie tragen damit zur allgemeinen Unsicherheit bezüglich der Gefahren im Zusammenhang mit BPA bei und wurden daher bei der Bewertung berücksichtigt.“ Das Gremium untersuchte auch die Möglichkeit, dass BPA bei unterschiedlicher Dosierung unerwartete Wirkungen verursacht, beispielsweise negative Effekte, die nur durch niedrige BPA-Dosen hervorgerufen werden (sogenannte „nicht monotone Dosis-Wirkungs-“ oder NMDR-Beziehungen). Die Sachverständigen kamen zu dem Schluss, dass die vorliegenden Daten keine Belege für eine solche Beziehung im Hinblick auf die betrachteten gesundheitlichen Auswirkungen liefern. Deutlicheres Bild der ernährungsbedingten Exposition, größere Unsicherheit bei Nicht-Nahrungsquellen Als die EFSA zuletzt im Jahr 2006 die lebensmittelbedingte Exposition gegenüber BPA abschätzte, standen weniger Daten zur Verfügung, und die Sachverständigen der EFSA waren gezwungen, eine Reihe konservativer Annahmen hinsichtlich des Verzehrs sowie der BPA-Gehalte in Lebensmitteln zu treffen. „Nun, da uns deutlich mehr und aussagekräftigere Daten vorliegen, haben wir unsere Abschätzung der BPA-Exposition über Lebensmittel für alle Bevölkerungsgruppen aktualisiert und präzisiert“, so Dr. Husøy. „Infolgedessen wissen wir nun, dass die lebensmittelbedingte Exposition, je nach Altersgruppe, vier bis fünfzehn Mal niedriger ist als bisher von der EFSA geschätzt.“ Erstmals hat die EFSA auch die BPA-Exposition über Nicht-Nahrungsquellen berücksichtigt. Dr. Husøy betonte jedoch: „Es fehlen stützende Daten zur Exposition über die Haut – zum Beispiel dazu, wie viel BPA der Körper beim Hautkontakt mit Thermopapier aufnimmt – dies macht Schätzungen in Bezug auf Thermopapier und Kosmetika deutlich unsicherer.“ Quantifizierung und Berücksichtigung von Unsicherheiten Die Sachverständigen der EFSA wandten neue Methoden an, um den Unsicherheiten im Zusammenhang mit möglichen gesundheitlichen Auswirkungen, Expositionsabschätzungen und der Bewertung der Risiken für den Menschen Rechnung zu tragen. Dr. Husøy erklärte, dass „durch die Analyse jeder einzelnen Unsicherheit für sich und das Zusammentragen von Expertenmeinungen das Gremium in der Lage war, diese Unwägbarkeiten zu quantifizieren und sie bei seiner Risikobewertung und der Ableitung des TDI-Werts zu berücksichtigen.“ Die EFSA wird den vorläufigen TDI-Wert überprüfen, wenn die Ergebnisse einer Langzeitstudie des US-amerikanischen Nationalen Toxikologie-Programms (US National Toxicology Program) in zwei bis drei Jahren zur Auswertung vorliegen. Die Studie wird voraussichtlich auf viele der verbleibenden Unsicherheiten bezüglich der toxischen Wirkungen von BPA eingehen. Dateianhang zur Meldung: Weitere Informationen: bisphenol-a-europe.org, www.efsa.europa.eu |
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), Parma, Italien
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