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19.10.2015, 14:42 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

bvse: Sicherung stabiler Mengen und Qualitäten im Fokus der Mitgliederversammlung

Podiumsdiskussion, v.l.n.r. Rolf Augustin, Herbert Snell, Dr. Gottfried Jung, Michael Wiener, Sascha Schuh, Dr. Fritz Flanderka
Podiumsdiskussion, v.l.n.r. Rolf Augustin, Herbert Snell, Dr. Gottfried Jung, Michael Wiener, Sascha Schuh, Dr. Fritz Flanderka
"Mehr Kunststoffrecycling und eine bessere Qualitätssicherung" waren die zentralen Themen auf der Mitgliederversammlung des Fachverbands Kunststoffrecycling im Rahmen der bvse-Jahrestagung am 1. Oktober in Frankfurt. Mit Impulsvorträgen und einer anschließenden Podiumsdiskussion wurde insbesondere die Zusammenarbeit der Dualen Systeme, Sortierer und Aufbereiter/Verwerter beleuchtet.

Für die Diskussionsrunde waren Dr. Gottfried Jung (Wirtschaftsministerium RLP), Michael Wiener (DSD), Sascha Schuh (ELS GmbH) und Dr. Fritz Flanderka (Reclay Holding GmbH), bvse-Fachverbandsvorsitzender Dr. Dirk Textor, Professor Gilian Gerke (FH Magdeburg), bvse-Vizepräsident Herbert Snell (MulitPet und Multiport GmbH) und Rolf Augustin (Theo Augustin Städtereinigung GmbH & Co. KG) als politische und unternehmerische Stakeholder für die unterschiedlichen Bereiche entlang der Wertschöpfungskette im Kunststoffrecycling der Einladung des bvse-Fachverbands Kunststoffrecycling gefolgt.

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Ein Wertstoffgesetz mit deutlich höheren Recyclingquoten, sahen alle Beteiligten als einen wichtigen Lösungsbeitrag an. Wenn aus zeitlichen Gründen ein neues Wertstoffgesetz in dieser Legislaturperiode nicht mehr realisiert werden könne, sollte zumindest eine 8. Novelle der Verpackungsverordnung mit höheren Recyclingquoten auf den Weg gebracht werden, so die Ansicht von Dr. Gottfried Jung vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium.

Grund zur Klage bieten aus Sicht der Recyclingunternehmen aber auch, dass sie nicht mit vertraglich zugesagten Qualitäten beliefert werden. Materialprüfung und Reklamationen stellten für die Unternehmen einen hohen Zeit- und Kostenaufwand dar, der kaum zu leisten sei. Das faktisch bestehende Oligopol der Dualen Systeme gestalte es außerdem extrem schwierig, Lieferungen mit mangelhaften Qualitäten zurückzusenden. So wurde aus dem Publikum berichtet, dass in diesem Falle die Ersatzlieferung einfach ausbleibe und so der Betrieb der Anlage ins Stocken geriete.

Neutrale Sortieranalysen, die über Jahre hinweg durchgeführt wurden, belegen, dass der Anteil mangelhafter, nicht spezifikationsgerechter Mischkunststofflieferungen von 80 % in 2012 auf rund 94 % in 2013 weiter zugenommen hat. Dieser Anteil wird in 2015 sogar noch übertroffen, bestätigte Prof. Dr.-Ing. Gilian Gerke in einem Impulsvortrag. Die Professorin der Hochschule Magdeburg bezog sich dabei auf die Mischkunststoffe der DKR-Spezifikation 350, die in 2015 über einen Zeitraum von rund 2 Monaten durch die GBP Quality GmbH beprobt wurden. Diese ergaben, dass von 24 überprüften Lieferungen keine Lieferung die geforderten Qualitätsspezifikationen erfüllte. Der Gesamtstörstoffanteil lag bei diesen Untersuchungen bei rund 25%.

Herbert Snell, machte deutlich, dass er nicht nachvollziehen könne, warum vertraglich zugesicherte Qualitäten nicht geliefert werden könnten. Wir brauchen "Klasse und Masse", ergänzte auch Dr. Dirk Textor. Dazu seien individuelle Qualitätsvereinbarungen zwischen Lieferanten und Verwertern notwendig. Ziel müsse es allerdings sein, dass die Qualitätsprüfung zukünftig beim Lieferanten stattfindet. Kritisiert wurde in diesem Zusammenhang auch die Rolle der Dualen Systeme.

Dass zur Sicherung stabiler Mengen und Qualitäten Handlungsbedarf bestehe, hätten auch die anwesenden Vertreter der Dualen Systeme eingeräumt und Gesprächsbereitschaft signalisiert. Michael Wiener, CEO der DSD erklärte, dass sein Unternehmen ein stringentes Qualitätsmanagement mit über 1.000 jährlichen Prüfeinsätzen durch mobile Prüfteams betreibe. Wiener betonte, dass mehr Qualitätsinitiative auch von anderen Marktbegleitern nötig sei, um den negative Qualitätsentwicklungen entgegenzuwirken.

Dr. Fritz Flanderka hob hervor, dass alle Marktteilnehmer mit einem großen Wettbewerbsdruck umgehen müssten. Er warb dafür in einen Dialogprozess einzutreten, um in dieser schwierigen Frage Fortschritte zu erzielen. In seinem Impulsvortrag ging er insbesondere auch auf Standardsetzungen als mögliche Handlungsoptionen für eine Lösung der Qualitätenproblematik ein. Als Standard bei der Lizenzierung könne beispielsweise ein Aufbrechen des bislang einheitlichen Kunststoffbegriffes in mehrere Unterkategorien zur Reduzierung von Mischkunststoffen beitragen.

"Qualitätssteigerungen und Sicherungsmaßnahmen können nur als gemeinschaftliche Aufgabe unter den Systemen mit Prüf- und Rügepflicht der Verwerter umgesetzt werden", betonte Sascha Schuh, Geschäftsführer der ELS Europäische LizenzierungsSysteme GmbH. Er zeigte sich offen für Überlegungen eine zentralen Prüf- und Beschwerdestelle der Dualen Systeme einzurichten und eine gemeinsame Qualitäteninitiative zu starten.

Qualitätsverbesserung in den Sortierergebnissen durch Zertifizierung?
Die von den Recyclern aufgeworfene Frage nach einer Zertifizierung der Sortierbetriebe, die für Aufbereitungs- und Verwertungsunternehmen als standardisierter Industrieprozess längst der Fall ist, wies der Geschäftsführer eines Sortierbetriebes, Rolf Augustin als "nicht zielführend" zurück. Eine Zertifizierung zu Prozessqualitäten sage nichts über Qualitätsreinheiten aus. Erforderlich für bessere Qualitäten seien vielmehr einheitliche Bedingungen für alle Sortierbetriebe und auskömmliche Preise", so der Unternehmer.

Weitere Informationen: www.bvse.de

Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Bonn

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