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10.11.2006 | Lesedauer: ca. 9 Minuten    

Südafrika: Kunststoffprodukte gewinnen in der Bauwirtschaft an Bedeutung

Neue Isolierungsvorschriften erhöhen den Bedarf / IT-Infrastruktur wird ausgebaut

Der südafrikanische Markt für Kunststofferzeugnisse wird in den kommenden Jahren nach Prognosen von Branchenexperten etwa in Höhe des Bruttoinlandsproduktes (BIP) wachsen, also um etwa 5,0%. Wachstumsmotor wird vor allem der stark expandierende Bausektor sein, dessen Zuwachsraten bis 2010 auf durchschnittlich etwa 8% geschätzt werden. Für eine starke Nachfrage nach PVC wird die Installation von Wasserrohren und Kabeln sorgen. Am schnellsten wächst der Absatz von PP, dass eine Reihe von traditionellen Kunststoffen ersetzt.

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Südafrikas derzeitiger Pro-Kopf-Verbrauch von Polymeren liegt mit nur 39 kg/Jahr im internationalen Vergleich noch recht niedrig (USA: etwa 100 kg/Jahr). Immer mehr Konkurrenz erwächst den Lieferanten technischer Polymere aus Fernost, vor allem aus der VR China, von wo aus Südafrika zunehmend mit Endprodukten beliefert wird.

Fenster mit Kunststoffrahmen auf dem Vormarsch

Das Thema Isolierung rückt angesichts der knapp werdenden Energieerzeugungskapazitäten immer mehr auf die Tagesordnung. Das Department of Housing hat bereits Isolierungsvorschriften für Bürogebäude erlassen. In den kommenden Jahren dürften diese Vorschriften auch auf Wohnhäuser ausgedehnt werden. Der Trend wird nach Einschätzung von Experten zunehmend zu Doppeltverglasung gehen und damit zusätzliche Marktchancen für Kunststoffrahmen schaffen.

In Küstenregionen, wo Rost ein Problem bei Stahlrahmen ist, sind die Chancen für Kunststoffrahmen besonders günstig. Hier produzieren auch die drei größten lokalen Anbieter: Rehau (East London), Jörgensen (Port Elisabeth) und Southern Profiles (Durban). Laut Bill Naudé, dem Executive Director, des Branchenverbandes Plastics Federation of South Africa, muss der Kunststoff aufgrund der hohen UV-Strahlung in Südafrika anders zusammengesetzt werden, als in Europa. Diese spezielle Zusammensetzung macht Fensterrahmen aus Kunststoff deutlich teurer. BASF Südafrika und das deutsche Unternehmen Rehau entwickeln derzeit einen UV-resistenten Kunststoff für den südafrikanischen Markt und hoffen damit bis zu 10% Marktanteil entlang der Küste gewinnen zu können. Bis 2007 sollen die Rahmen auf den Markt kommen.

Trotz der Bemühungen verschiedener Anbieter konnten sich Kunststoffrahmen für Fenster in Südafrika auf breiter Basis bislang nicht durchsetzen. Als Fensterrahmen werden entweder Aluminium, Stahl oder Holz verwendet. Anders als in Europa gibt es in Südafrika bislang so gut wie keine Gebäude mit doppeltverglasten Fenstern, für die sich Kunststoffrahmen besonders gut eignen. Angesichts des milden Klimas besteht auch weniger Notwendigkeit zur Kälteisolierung. Auch der Schutz gegen Lärm hat in der dünn besiedelten Kaprepublik nicht denselben Stellenwert wie in Europa. Selbst eine Millionenstadt wie Johannesburg hat größtenteils Vorstadtcharakter mit viel Platz; nur wenige Südafrikaner leben dicht an einer lauten Verkehrsstraße, wie dies in Europa die Regel ist.

Absatz von Kunststoffrohren wächst

Aufgrund zahlreicher Infrastruktur- und Bauprojekte wird der Markt in den nächsten Jahren stärker als das BIP wachsen. Auch der Bau von Low Cost Houses treibt den Absatz von Kunststoffrohren nach oben. In diesem Zusammenhang werden vor allem Rohre für den Wassertransport mit kleinerem Durchmesser benötigt. Verwendet werden insbesondere High Density Polyethylen und PVC. Marktkenner schätzen den Markt für Polymerpipelines auf etwa 1,5 Mrd. R pro Jahr. Jährlich werden rund 15.000 t Polyethylen und circa 5.000 t PVC für Rohre verarbeitet. Nach Angaben von Verbandsvertretern ist der südafrikanische Markt für Kunststoffrohre trotz überdurchschnittlich hohen Wachstums von einem Überangebot geprägt. Die größten drei Produzenten, DPI-Plastics, die griechische Petzetakis-Africa und Marley Pipe-Systems, halten zusammen einen Marktanteil von etwa 65%.

Der mit Abstand größte Abnehmer von Rohren ist der Bereich "Civil Engineering", der sämtliche Infrastrukturprojekte umfasst. Er allein fragt etwa 70% der Produkte nach und dürfte in den kommenden Jahren der große Wachstumsmotor des Sektors sein. Mit einem Nachfrageanteil von rund 20% liegt der Bergbau an zweiter Stelle. Er verwendet Kunststoffrohre in erster Linie für den Wasser- und Schlacketransport. Der Bergbau profitiert von der hohen Nachfrage auf dem Weltmarkt. Zahlreiche Erweiterungsprojekte sind in Südafrika und den von dort aus belieferten Nachbarländern im Gange beziehungsweise müssen in den kommenden Jahren begonnen werden. Die restlichen 10% des Absatzmarktes entfallen auf Sparten wie Gebäudebau, landwirtschaftliche Bewässerung und Telekommunikation. Im Bereich Telekommunikation könnte der zweite Anbieter im Festnetzbereich, der Ende 2005 seine Lizenz erhalten hat, für Belebung sorgen.

Bei größeren Rohren werden nur vereinzelt reine Kunststoffrohre verwendet; meistens kommen Stahlrohre mit Kunststoffummantelung zum Einsatz. Ein wichtiges Großprojekt mit Absatzchancen für Kunststoffe und Armaturen ist das sogenannte Vaal River Eastern Subsystem Augmentation Project (Vresap): Der rund 2,5 Mrd. R teure Pipelinebau zwischen dem Vaal Damm zu zwei 120 km entfernten Stauseen bei Secunda soll vor allem die Wasserversorgung des Stromerzeugers Eskom und des Chemieunternehmens Sasol sichern. Die Pipeline wird mit einem Durchmesser von 1,9 m konstruiert und voraussichtlich 2007 fertig gestellt sein. Der für die Provinz Gauteng zuständige Wasserversorger Rand Water wird bis 2010 in weitere Infrastrukturprojekte etwa 2,5 Mrd. R investieren. Dazu zählt unter anderem die Instandsetzung beziehungsweise der Neukauf von Pipelines sowie die Modernisierung von Pumpanlagen. Der größte Wasserversorger Südafrikas begründete seine im September 2005 angekündigten Maßnahmen mit dem deutlich gestiegenen Wasserverbrauch vor allem seitens des Bergbaus, einer wachsenden Verstädterung des Ballungszentrums Gauteng sowie zunehmender Trockenheit in den vergangenen Jahren.

Aufgrund der knappen Resourcen wird auch die Wasseraufbereitung in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Bislang haben rund 16 Mio. Südafrikaner (36% der Gesamtbevölkerung) keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die südafrikanische Water Research Commission (WRC) steckt einen beträchtlichen Teil ihrer Forschungsgelder in die Entwicklung von Entsalzungstechnik. Gerade für die Küstenstädte würden Meerwasserentsalzungsanlagen eine Alternative darstellen. Aufgrund der hohen Kosten konnten sie jedoch bisher nicht realisiert werden. Nach Angaben von Experten könnte eine Großanlage einen Kubikmeter Wasser inzwischen für rund 3,70 R produzieren, noch vor wenigen Jahren lagen die Kosten drei bis vier mal so hoch. Die Hoffnung besteht also durchaus, dass diese Technik in einigen Jahren einen Wirtschaftlichkeitsgrad erreichen könnte, der den Einsatz in Südafrika möglich macht.

Ausgebaut beziehungsweise modernisiert wird auch die Transportinfrastruktur des petrochemischen Sektors. Dazu zählt unter anderem der Ausbau der 1965 errichteten, 700 Kilometer langen Durban-Johannesburg-Pipeline (DJP), für den noch eine Machbarkeitsstudie in Arbeit ist. Petronet, eine Tochter des staatlichen Transportunternehmens Transnet und zuständig für den Transport von Öl- und Gas, hat die Kosten des Projekts auf etwa 2,5 Mrd. R veranschlagt. Die DJP soll als Multiprodukt-Pipeline Raffinerieprodukte wie Benzin, Diesel und Kerosin aus den zwei Raffinerien in Durban in die Provinz Gauteng transportieren und 2010 betriebsfertig sein.

Bedarf an Kabelkanälen für Telekommunikation steigt deutlich an

Südafrikas Bedarf an IT-Technik wird im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2010 riesig sein. Vor allem IT-Hard- und Software sowie Übertragungstechnik und Ausrüstungen für eine moderne Telekommunikationsinfrastruktur werden benötigt. Vor diesem Hintergrund wird auch der Absatz von Kabelkanälen aus Kunststoff deutlich ansteigen. Auslöser für den steigenden Bedarf werden Investitionsprojekte völlig unterschiedlicher Couleur sein.

So müssen Sentech, der südafrikanische Betreiber des Fernsehübertragungsnetzes und die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt South African Broadcasting Corporation (SABC) massiv in den Ausbau ihres Übertragungsnetzes investieren. Bis zur WM 2010 werden Milliardenbeträge in den Ausbau von digitaler Breitband-Übertragungstechnik, wie High-Definition-Television (HDTV) fließen. Anfang 2006 kam das Parlament zu der Einsicht, dass die derzeitigen Systeme nicht in der Lage sind, die weltweit erwarteten 3,6 Mrd. Zuschauer am Fernsehschirm zu bedienen. Sentech teilte mit, dass mit der aus den 1970er Jahren stammenden Technik Blackouts vorprogrammiert seien.

Der südafrikanische Flughafenbetreiber ACSA wird bis 2010 rund 150 Mio. R in seine IT-Infrastruktur investieren. Von den bis zu 20 Mrd. R, die der Bau des Gautrain-Schnellzuges zwischen Johannesburg und Pretoria kosten dürfte, werden ebenfalls beträchtliche Beträge in Informationstechnologie, wie zum Beispiel Signaltechnik fließen. Zahlreiche Hotels werden ihren Kunden Multimedia-Entertainment-Systeme sowie kabellosen Internetzugang auf den Zimmern anbieten. Auch für einen reibungslosen Ablauf des Turniers selbst wird sehr viel IT-Technik benötigt. Dies betrifft nur teilweise die Ausrüstung des Medienzentrums.

Auch in anderen Bereichen, die früher noch von Menschenhand erledigt wurden, kommt zunehmend IT-Technik zum Zuge. Dazu zählt die Zugangskontrolle zu Stadien, VIP-Logen und Medienbereichen sowie die Organisation des Catering. Auch das Ticketing wird zunehmend auf IT-Technik umgestellt. Die Stadien selbst werden mit fiberoptischen Kabeln ausgestattet. Ein Großteil der Investitionen in IT-Ausrüstungen für die Fußballweltmeisterschaft wird nach Einschätzung von Experten in den Jahren 2007 und 2008 getätigt.

Auch in den Telefon-Festnetzbereich wird in den kommenden Jahren massiv investiert. Dort dominiert immer noch die staatliche Telkom, die allerdings durch einen zweiten Anbieter, in Südafrika SNO (Second National Operator) genannt, Konkurrenz erhalten wird. Der mehrheitlich von der indischen Tata-Group geführte SNO erhielt im Dezember 2005 seine Lizenz. Mit deutlich steigenden Investitionen in den Netzausbau und dessen Modernisierung ist zu rechnen. Tata schätzt die anfänglichen Kosten auf rund 8 bis 9 Mrd. R.

Steigende Ausgaben für Kälte- und Feuerisolierung

Die Ausgaben für Isolierung werden angesichts der Energieknappheit in den kommenden Jahren an Bedeutung deutlich zunehmen. Das Department of Housing hat für Bürogebäude bereits erste Kälte-Isolierungsvorschriften erlassen. Darüber hinaus verlangen Versicherungsgesellschaften auch immer häufiger Feuerisolierungen; die Nachfrage nach feuerresistenten Kunststoffen wird daher weiter steigen. Diese Entwicklung befindet sich jedoch noch im Anfangsstadium. Der südafrikanische Markt für Isolierstoffe ist immer noch sehr begrenzt. Lange Zeit war die Kaprepublik bekannt für ihren billigen Strom, Energiesparen ist daher bei vielen immer noch ein Fremdwort.

Kunststoffe könnten auch vermehrt bei den so genannten Low Cost Houses verwendet werden. Diesen Gebäuden fehlt es bisher an jeglichem Komfort. Die Regierung will nun zunehmend auf die Qualität der Häuser achten. Daher werden vermehrt Kunststoffe zum Einsatz kommen, um die Häuser wohnlicher zu gestalten und besser gegen Kälte und Hitze zu isolieren.

Markt für Decking wächst

Dekorative Kunststoffverkleidungen sowie PVC-Böden kommen in Südafrika kaum zum Einsatz. Nach Angaben von Experten ist der Markt seit den 1980er Jahren sogar geschrumpft. Klimabedingt werden Fliesen oder Laminatböden bevorzugt.

Von Interesse ist hingegen der Absatzmarkt für Decking. Er dürfte in den kommenden Jahren deutlich wachsen, wenn aufgrund von Innovationen, Kunststoffe deutlich preiswerter werden, und Holz als verwendetes Material zunehmend ablösen. Die beiden lokalen Holzarten Pinie und Siligna sind bislang immer noch günstiger als Kunststoff, allerdings verfügt Kunststoff über eine längere Lebensdauer, da aufgrund der klimatischen Verhältnisse südafrikanisches Holz relativ weich ist.

Decking wird vor allem für Sonnen- und BBQ-Terrassen in Privathaushalten genutzt. Häufig wird dafür ein Holz-Plastik-Gemisch verwendet. Dem geschmolzenen Kunststoff werden Holzspäne beigefügt, die das Material widerstandsfähiger machen.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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