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02.04.2007 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Südafrika: Bau- und Kfz-Sektor fragt verstärkt Spezialkunststoffe nach

Sasol investiert Milliardenbeträge / Verpackungen erreichen internationalen Standard

Südafrika dürfte mindestens bis 2010 gute Absatzchancen für importierte technische Polymere bieten. Wachstumsmotoren werden vor allem der Automobil- und Bausektor sein. Hier erreichen Kunststoffmaterialien zum Teil ein Absatzwachstum von 15 bis 20%. Aufgrund hoher Konkurrenz im Einzelhandel werden auch bei Verpackungen zunehmend innovative Materialien eingesetzt. Für den Ausbau der Produktion einfacherer Polymere im großen Stil investiert der lokale Branchenprimus Sasol rund 13 Mrd. R. (Kontaktanschrift)

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Gerade der Bau- und der Automobilsektor sind für importierte Spezialkunststoffe attraktive Märkte. Letzterer verzeichnete 2006 ein Absatzplus von rund 12%, für die kommenden Jahre prognostizieren Experten ebenfalls eine Zunahme der lokalen Produktion weit über dem BIP-Wachstum. Verwendet werden zu etwa 70% importierte Polymere, da Konzernzentralen die Zusammensetzung der benötigten Kunststoffe international standardisieren und somit europäische beziehungsweise US-amerikanische Polymerproduzenten vorziehen. Die Polymere werden, um die lokale Wertschöpfung zu erhöhen, so weit wie möglich in Südafrika gepresst.

Entscheidende Motivationshilfe für Ansiedlungen internationaler Automobilhersteller ist das von der Regierung 1995 initiierte Motor Industry Development Programme (MIDP) Es gewährt Unternehmen zahlreiche finanzielle Anreize, wie zum Beispiel den Erlass von Importabgaben bei einer Produktion für den Export. Ob das zunächst bis 2012 angelegte Programm weitergeführt wird, steht noch in den Sternen. Internationale Automobilfirmen kündigten bereits an, im Falle eines Auslaufens des MIDP, auch ihre Produktionsstätten aus Südafrika abziehen zu wollen. Dies würde zu einem spürbaren Geschäftseinbruch einiger lokal ansässiger deutscher Kunststofflieferanten führen.

Der Bausektor expandiert dank zahlreicher Infrastrukturprojekte so stark wie seit Ende der 1970er Jahre nicht mehr: Zuwachsraten werden bis 2010 auf durchschnittlich etwa 8 bis 10% geschätzt. Grund für den Optimismus sind eine deutlich steigende öffentliche Investitionstätigkeit. Von staatlicher Seite werden vor allem die Investitionen des Energieversorgers Eskom sowie des Transport- und Verkehrsunternehmens Transnet für Belebung sorgen. Impulsgeber für die Bauindustrie wird auch die Fußball-WM 2010 sein. Das lokale Organisations-Komitee schätzt die Höhe der mit der WM verbundenen Ausgaben auf etwa 17 Mrd. Rand (R; etwa 1,8 Mrd. Euro; 1 R = rund 0,10 Euro).

Im Häuserbau steht aufgrund zunehmender Energieknappheit das Thema Isolierung auf der Tagesordnung. Lange Zeit war "Energiesparen" ein Fremdwort in der Kaprepublik, nun könnte es zu einem sprunghaften Umsatz von Isoliermaterialien in den kommenden Jahren kommen. Bereits 2006 verzeichneten Isoliermaterialien nach Angaben von Branchenkennern Absatzzuwächse von 15 bis 20%. Das Department of Housing hat für Bürogebäude bereits erste Kälte-Isolierungsvorschriften erlassen, die mittelfristig auch für Wohnhäuser gelten sollen. Kunststoffe könnten aus Kostenvorteilen auch vermehrt bei den sogenannten "Low Cost Houses" (etwa 50.000 R) verwendet werden. Diese preiswerten Wohnhäuser, die vor allem in den Townships gebaut werden, subventioniert der Staat seit Mitte der 1990er Jahre, um armen Südafrikanern ein Dach über dem Kopf zu ermöglichen. Die Regierung will nun zunehmend auf die Qualität der Häuser achten.

Hohe Konsumbereitschaft und zunehmende Konkurrenz im Einzelhandel führte in den vergangenen Jahren zu einer deutlichen Qualitätszunahme bei Verpackungen. Diese befinden sich inzwischen auf dem Niveau westlicher Industriestaaten. Der lokale Verpackungssektor gilt inzwischen als international wettbewerbsfähig und investiert in innovative Materialien und neueste Produktionstechnologien. Vor allem Astrapak, einer der Marktführer in Südafrika hat in den vergangenen Jahren deutliche Umsatzsteigerungen erzielt. Mit 52% stellt die Verpackungsindustrie den bei Weitem größten Abnehmer von Polymeren dar. Ihre Nachfrage konzentriert sich hauptsächlich auf Polyolefine, die lokal produziert werden und importiertes Styrol. Die beiden größten Abnehmer sind die beiden südafrikanischen Unternehmen Nampak und Astrapak.

Zu deutlichen Absatzeinbußen der lokalen Kunststoffproduzenten kam es, als 2003 die südafrikanische Regierung aus Gründen des Umweltschutzes die Verwendung von dünnen Plastiktüten (15 Mikrometer; 1 Mikrometer = 1/1000 mm) untersagte. Stattdessen waren nur noch recycelbare dickere Tragetaschen aus Kunststoff (30 Mikrometer) erlaubt. Die Importe von dafür verwendetem Low Density Polyethylene (LDPE) sind seitdem spürbar angestiegen.

Bei Verpackungen geht der Trend zunehmend in Richtung Recycling. Die Verpackungsbranche hat sich zum Ziel gesetzt, den Wiederverwertungsanteil bis 2009 auf etwa 20 bis 25% anzuheben. Bereits jetzt gehört Südafrika weltweit zu den Vorreitern des Kunststoffrecyclings. Dies ist historisch bedingt, da die zu Zeiten der Apartheid isolierte Volkswirtschaft auf teure Polymerimporte verzichten wollte und daher in Recyclingtechnik investierte. Der Gebrauch des für Flaschen verwendeten und gut recycelbaren PET (Polyethylenterephthalate) gewinnt durch Recycling zunehmend an Bedeutung. Hosaf, einer der führenden Polymerhersteller Südafrikas, baut bei Johannesburg eine Fabrik zum Recycling von PET-Flaschen mit einer Jahreskapazität von 10.000 jato. Derzeit werden nur etwa 7.000 jato PET wieder verwertet, das Potenzial schätzen Branchenkenner auf etwa 85.000 jato.

Im Rahmen des 13 Mrd. R teuren "Turbo Projekts" baut der größte lokale Polymerproduzent Sasol derzeit seine Kapazitäten signifikant aus. Nach Fertigstellung der neuen Anlagen wird das Unternehmen zu den 20 größten Herstellern weltweit zählen. Neue Produktionsstätten werden am lokalen Chemiestandort Secunda errichtet, darüber hinaus befindet sich eine Fabrik in Iran (Arya Sasol; Kapazität circa 1,5 Mrd. jato) im Bau. Etwa 40% der Gesamtproduktion sollen dann exportiert werden. Vor allem die Herstellung von Polypropylen (PP) wird deutlich erhöht. Damit will das Unternehmen in den Boomregionen in Fernost neue Absatzmärkte erschließen.

Die Kunststoffindustrie macht in Südafrika nur etwa 4% der Gesamtwirtschaft aus. Marktführer sind Sasol, Dow, South African Nylon Spinners (SANS) und Hosaf. Sasol stellt die vier wichtigen Hauptpolymere Low Density Polyethylene (LDPE), Linear low-density Polyethylene (LLDPE), Polypropylene (PP) und Polyvinylchlorid (PVC) her. SANS und Hosaf sind insbesondere bei PET aktiv. Insgesamt kommt Südafrika auf eine jährliche Polymerproduktion von 1 Mio. t (etwa 0,75% des Weltmarktes). Etwa 365.000 t Polymere müssen nach Angaben der South African Plastics Federation jährlich importiert werden. Die Einfuhren konzentrieren sich in erster Linie auf Styrol sowie technische Polymere für die Automobilindustrie. Unter den Lieferanten sind BASF, Bayer Lanxess sowie Dupont Marktführer. Das lokale Unternehmen Dow importiert ebenfalls Polystyrol.

Kontaktanschrift:

Plastics Federation of South Africa
Bill Naude
Private Bag X 68, Halfway House, 1685
Tel.: 0027 11/653 47 84, Fax: -314 40 21
vnaude@plasfed.co.za, www.plasticsinfo.co.za

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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