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16.11.2007 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

China: Polyester-Bedarf weiter ungesättigt

Kapazitätsausbau bleibt hinter Nachfrageplus zurück / Internationale Produzenten vor allem im Premiumsegment stark

Mit einem Anteil von etwa 40% ist die VR China der weltweit wichtigste Hersteller von Polyester. Das Gros der Produktion entfällt auf Fasern, doch insbesondere Flüssiganwendungen verzeichnen überdurchschnittliche Zuwächse. Internationale Branchenfirmen positionieren sich vor allem in qualitativ hochwertigen Segmenten. Im Bereich Klebstoffe erwartet die Branche mittelfristig einen Aufschwung. Vorteile erhoffen sich die internationalen Chemiefirmen vom steigenden Umweltbewusstsein.

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Der chinesische Verbrauch von Polyester wird bis 2010 durchschnittlich um 8,5% jährlich wachsen, so die Einschätzung eines Vertreters der Chinese Academy of Sciences gegenüber der "China Chemical Industry News" (CCIN). Firmenvertreter rechnen sogar mit einem Plus, das leicht über den Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts liegen soll, also im unteren zweistelligen Bereich. Überdurchschnittlich zulegen dürften die anspruchsvolleren Anwendungsbereiche, wovon vor allem internationale und auch deutsche Anbieter profitieren.

Die Erweiterung der heimischen Kapazitäten hinkt dieser Dynamik bislang hinterher. Wie auf der "China International Polyester Raw Material Conference 2006" erläutert wurde, sollen sie 2006 um rund 9% aufgestockt worden sein und 2007 um weitere 8% erhöht werden. In den Folgejahren dürfte sich der Zuwachs auf nur noch etwa 5% abflachen. Die Diskrepanz zwischen Kapazität und tatsächlichem Bedarf schlägt sich nicht zuletzt in der großen Nachfrage nach Abfällen, Schnitzeln und Bruch von Kunststoffen (HS-Pos. 39.15) auf den internationalen Märkten nieder. 2006 importierte China hiervon 5,9 Mio. t im Wert von 2,4 Mrd. US$ (2005; 5,0 Mio. t für 1,9 Mrd. $; 2004: 4,1 Mio. t für 1,4 Mrd. $). Begehrt sind beispielsweise geschredderte PET-Flaschen. Aus ihnen spinnen chinesischen Textilfabriken unter anderem Polyesterfäden für Sportbekleidung.

Dessen ungeachtet entfielen bereits 2005 mit 21,6 Mio. t rund 39% der weltweiten Herstellungskapazitäten auf die VR China (insgesamt: 55 Mio. t). Erst zehn Jahre zuvor, 1995, hatte der Anteil gerade einmal 10% betragen (bei einem globalen Kapazitätsvolumen von 19 Mio. t).

Grundsätzlich unterscheidet die Industrie Fest- und Flüssiganwendungen von Polyester. Zu ersteren zählt der dominierende Bereich der Textilien mit Polyesteranteil oder auch der Einsatz von Polyester als Baustein für andere Kunststoffe (etwa für Polyurethanschaumstoffe). Laut Chinese Academy of Social Sciences entfielen bei einem Polyester-Gesamtverbrauch 2005 von 14,3 Mio. t. auf Polyester-Filamente 7,6 Mio. t und auf Stapelfasern 4,5 Mio. t. Weitere 1,7 Mio. t waren Flaschenschnipsel und 0,2 Mio. t. Polyester-Folien. Besonders dynamisch soll sich das Segment der Polyester-Folien entwickeln (+22,5% p.a. bis 2010) gefolgt von Flaschenschnipseln (+16,0%), während die in der Textilindustrie verwendeten Polyester-Filamente den Schnitt mit einem erwarteten Plus von "nur" 6% nach unten drücken.

Deutlich kleiner (genaue Zahlen liegen nicht vor), aber gerade für technologisch anspruchsvolle Anbieter interessant, sind die Flüssigapplikationen von Polyester. Hierzu zählt der Einsatz als Bindemittel für Farben und Pigmente zu industriellen Zwecken oder als Rohstoff für Baubeschichtungen auf Basis von Polyesterharzen.

Beispielsweise arbeitet der deutsche Konzern Evonik (vormals Degussa) erfolgreich als Zulieferer für flexible Metallbandbeschichtungen (Coil-Coatings vor allem für Metallfassaden in der Bauwirtschaft und Can-Coatings als Außen- und Innenhautbeschichtungen von Dosen für die Lebensmittelindustrie). Gefragt sind maßgeschneiderte Polyesterformulierungen, die die Kratzbeständigkeit und Härte der Decklacke sowie eine gute Reinigungsfähigkeit der lackierten Oberflächen garantieren. Letzteres ist besonders aufgrund der hohen Luftverschmutzung in China relevant. Das Unternehmen hat 2006 in Shanghai eine Anlage zur Polyesterherstellung mit einer Jahreskapazität von 8.000 bis 10.000 t in Betrieb genommen. Die Auslastung schreitet nach eigenen Angaben zügig voran.

Ein weiteres Feld ist der Einsatz von Polyester als Zusatzstoff für Klebstoffe (Adhäsive). Doch während sich die Märkte für Coil- und Can-Coatings bereits seit einigen Jahren mit mindestens zweistelligen Wachstumsraten positiv entwickeln, befindet sich der Anwendungsbereich Klebstoffe noch in der Anfangsphase. Nicht zuletzt aus Preisgründen kommen in China nach wie vor in erster Linie gesundheits- und umweltschädigende lösemittelbasierte Klebstoffe zum Einsatz.

Dagegen sind technologisch anspruchsvollere Klebstoffsysteme ohne Lösemittelanteil (wie "reactive hot-melt-applications") weniger verbreitet. Trotzdem gehen die Branchenanbieter kurz- bis mittelfristig von einem kräftigen Aufschwung aus und versuchen sich deshalb bereits heute in eine gute Startposition zu bringen. Das steigenden Qualitäts- und Umweltbewusstseins der Bevölkerung und der politisch Verantwortlichen - mit daraus resultierenden strengeren Bestimmungen - liefert die Grundlage für die positiven Aussichten. Auch der erhöhte Druck der Abnehmerländer chinesischer Waren dürfte dazu beitragen.

Im Massensegmenten für Polyester-Anwendungen dominieren einheimische Hersteller. Darüber hinaus haben viele Kunden in der Vergangenheit Kapazitäten zur Deckung ihres Eigenbedarfs aufgebaut. Insbesondere im Bereich Coating produziert eine Reihe von Formulierern ihre Bindemitteln selbst. In den kleineren, aber anspruchsvolleren Bereichen machen sich, abgesehen von vereinzelt auftretenden lokalen Anbietern, vor allem internationale Konzerne Konkurrenz, hierzu zählen neben Evonik unter anderem DSM (Niederlande), SK Chemicals (Korea, Rep.) oder Branchenfirmen aus Taiwan.

Die stärker als die lokale Konkurrenz an Produkt- und Produktionssicherheit orientierten internationalen Chemiefirmen profitieren dabei zunehmend vom auch in der Praxis spürbaren Trend zu mehr Umweltschutz und Verbrauchersicherheit - auch wenn die Umsetzung vieler bestehender Gesetze nach wie vor der Realität hinterherhinkt. So mehren sich die Nachrichten über Betriebsschließungen lokaler Wettbewerber, denen bestimmte Investitionen aufgezwungen werden und die so ihre bislang bestehenden Kostenvorteile verlieren. (G.S.)

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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