plasticker-News

Anzeige

25.11.2008 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Ukraine: Deutschland gut auf Markt für PVC-Profile positioniert

VR China holt auf / Einige Hersteller betreiben Produktionen vor Ort

Die Kunststoffindustrie und die Kunststoffe verarbeitenden Branchen der Ukraine hatten bis Anfang der 90er Jahre nur ein Schattendasein gefristet. Wegen der territorialen Arbeitsteilung innerhalb der ehemaligen Sowjetunion verfügte das Land zum Zeitpunkt seiner Unabhängigkeitserklärung (August 1991) nur über sehr geringe eigene Produktionskapazitäten. In der Folgezeit entstanden in einigen Kunststoff-Sparten, etwa bei Polyethylen- und Propylenrohren, beachtliche Kapazitäten. Anders die Lage bei PVC-Profilen. Hier ist die Ukraine bis heute stark einfuhrabhängig.

Anzeige

Vor allem PVC-Profile für Metall-Kunststoff-Fenster kommen nach wie vor überwiegend aus dem Ausland. Die Importquote lag im Jahre 2007 bei circa 75%. Auf deutsche Lieferanten entfielen allein knapp 50% (gerechnet nach dem Wert) beziehungsweise nicht ganz 45% (gerechnet nach der Menge) der Gesamteinfuhr. Die restlichen Einfuhren setzten sich aus Lieferungen aus der Türkei, aus einigen osteuropäischen Ländern (Polen, Slowakei) sowie mit steigender Tendenz aus China zusammen.

Den Ton geben Firmen wie Rehau, KBE, Veka, Aluplast, Salamander-Industrieprodukte und andere deutsche Unternehmen an. Die Ukraine wird heute teilweise durch Tochtergesellschaften dieser Unternehmen in Russland beliefert. Nur Aluplast und Veka verfügen über Produktionsniederlassungen in der Ukraine. In Kürze wird Salamander-Industrieprodukte hinzukommen. Am Markt sind außerdem 15, nach abweichenden Angaben jedoch nur zehn ukrainische Hersteller. Einer der größten ist Venta-Ukraina (Dnipropetrowsk).

Ein völlig anderes Bild bietet sich bei Holzfenstern. Hier kommen circa 90% der Holzprofile für die Fensterrahmen aus inländischer Fertigung. Ein Vorstoß der ukrainischen Hersteller von PVC-Profilen für Fenster, Türen und andere Einbau-Elemente, mit Antidumping-Sanktionen gegen ausländische Hersteller und deren ukrainische Importeure vorzugehen, ist im September 2008 zumindest vorläufig gescheitert. Die Interministerielle Kommission für internationalen Handel der Regierung beendete am 9.9.2008 eine Untersuchung wegen "unfairen Handels". Diese hatte sich nicht gegen ein spezielles Ursprungsland gerichtet, sondern galt den Importen insgesamt. Die Kommission kam zum Ergebnis, dass die Einfuhren von PVC-Profilen weder hinsichtlich ihres Umfangs noch der Konditionen, zu denen die Importe erfolgen, den inländischen Herstellern besonders schadeten oder zu schaden geeignet seien.

Die Importeure und zumindest ein Teil derselben zeigte sich gleichwohl nicht zufrieden mit dem Ergebnis des Untersuchungsverfahrens. Der ukrainische Zoll wurde nämlich auf Betreiben der Inlandshersteller angewiesen, schrittweise sogenannte empfohlene Preise zur Festsetzung des Mindest-Zollwerts heranzuziehen. Einige Importeure gingen so weit, zu behaupten, dass bei voller Anwendung der "empfohlenen Preise" Antidumping-Zölle als Schutzmaßnahme überhaupt nicht mehr nötig sein würden. Zuletzt sind die mittleren Rechnungspreise bei PVC-Profilen aus Deutschland von 1,34 US$ je 1 kg (Jahresdurchschnitt 2007) auf 2,72 US$ (Durchschnitt erstes Halbjahr 2008) gestiegen und haben sich damit mehr als verdoppelt.

Enttäuscht gaben sich aber auch die ukrainischen Hersteller. Sie hatten eine Heraufsetzung der Einfuhrzölle gefordert. Diese betragen zurzeit 5% vom Zollwert. Trotz der "empfohlenen Preise", so heißt es in Herstellerkreisen, komme es heute immer noch in größerem Stile zu "grauen" Importen von falsch deklarierter beziehungsweise zu fingierten Niedrigpreisen fakturierter Ware. Die Hersteller setzen sich nach wie vor für eine Senkung des Einfuhrzollsatzes für Rohstoffe und Vorerzeugnisse zur Herstellung von Profilen von 6,5 auf 0% ein.

Juri Orechow, Exekutivdirektor des 13 Mitgliedsunternehmen zählenden Verbands der Hersteller von Profil-Erzeugnissen aus Kunststoffen, Kiew, teilte auf Anfrage mit, dass der ukrainische Zoll bereits einen Beschluss dahin gehend gefasst habe, per Anfang 2009 die Einfuhrzölle auf PVC-Rohstoff auf null zu senken, so dass die Einfuhr zollfrei erfolgen werde.

Der Markt ist im ersten Halbjahr 2008 weiter gewachsen. In jeweiligen Preisen stiegen die Umsätze bei PVC-Profilen von 180 Mio. bis 185 Mio. US$ (Januar bis Juni 2007) in jeweiligen Preisen auf 230 Mio. bis 240 Mio. US$ (Januar bis Juni 2008). Im Gesamtjahr 2007 hatte das Umsatzvolumen bei 380 Mio. bis 390 Mio. US$ gelegen. Rechnet man die hohen Preissteigerungen heraus, so dürfte sich die nominale Rate des Umsatzwachstums im ersten Halbjahr 2008 (knapp 30%) auf einen Bruchteil (10% bis höchstens 15%) reduzieren. Ein Absatzwachstum im Gesamtjahr 2008 in dieser Höhe erwartet Ihor Binkowsky, Marketing- und Vertriebsdirektor bei der Kiewer Niederlassung von Rehau. Zum Jahresbeginn hätten Marktteilnehmer noch mit einer Marktexpansion um real 30% gerechnet, aber diese Erwartung sei jetzt, angesichts der Stagnations- und Rezessionstendenzen im Bausektor der Ukraine, überholt.

Die Einfuhren lagen im ersten Halbjahr 2008 zwar in einem steilen Aufwärtstrend. Mengenmäßig wuchsen sie gegenüber dem ersten Halbjahr 2007 um 63,5%, darunter aus China sogar auf das 10-fache. Marktbeobachter verweisen jedoch darauf, dass eine Anpassung der Einfuhren an die (verlangsamte) Entwicklung des Inlandsabsatzes überfällig sei. Zu dieser Anpassung müsse es bereits im zweiten Halbjahr 2008 kommen.

Das sogenannte Antimonopol-Komitee (die ukrainische Kartellbehörde) hat im November 2008 dem süddeutschen Hersteller von Fensterprofilsystemen Salamander-Industrieprodukte mit Sitz in Türkheim (Allgäu) die Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an einem ukrainischen Hersteller genehmigt. Demzufolge darf der deutsche Investor mehr als 50 Prozent des Aktienkapitals am ukrainischen Branchenunternehmen Polisteklo mit Sitz in Krywy Rih (Kriwoi Rog, Region Dnipropetrowsk) erwerben. Angaben über das Volumen der Transaktion liegen nicht vor.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

» insgesamt 374 News über "bfai" im News-Archiv gefunden

Ihre News im plasticker? Bitte senden Sie Ihre Pressemitteilungen an redaktion@plasticker.de!


» zurück zum Seitenanfang


Aktuelle Geschäftskontakte
Top News / Meist gelesen
plasticker Newsletter
Wir informieren Sie schnell, umfassend und kostenlos über das, was in der Branche passiert.

» Jetzt anmelden!

» Weiterempfehlen

Machen Sie Ihre Reste zu Geld!
Sie haben Neuware-Restmengen, Mahlgüter oder Produktionsabfälle?

Dann veräußern Sie diese kostenlos
in der Rohstoffbörse.

Für Ihre ausrangierten Maschinen und Anlagen finden Sie Abnehmer in der Maschinenbörse.
Neue Fachbücher
Kunststoffe in der Medizintechnik

Das Fachbuch "Kunststoffe in der Medizintechnik - Vorschriften und Regularien, Produktrealisierung, Herstellungsprozesse, Qualifizierungs- und Validierungsstrategien" ist als Leitfaden für die Anwendung von Kunststoffen in Medizinprodukten konzipiert.

Aktuelle Rohstoffpreise