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16.02.2009 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Vietnam: Kunststoffindustrie vor großen Herausforderungen

Exportmotor stottert 2009 bei Herstellern / Segmente Verpackungen und Haushaltswaren dominieren

Nur etwa 25 kg Kunststoffe verbrauchte ein Vietnamese im Jahr 2008. Der Nachholbedarf ist also groß. Dies gilt umso mehr, da ein gut Teil der Endprodukte im Ausland abgesetzt wird. Gerade die hohe Auslandsabhängigkeit aber macht der Branche auf der Import- wie auf der Exportseite zu schaffen. Die Regierung räumt daher einer stärkeren Unabhängigkeit von Rohstoffen hohe Priorität ein, auch sollen mehr hochwertige Produkte hergestellt werden. Häufig mangelt es am Niveau der technischen Ausstattung und am Know-how in den Betrieben. (Kontaktanschrift)

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Noch im Sommer 2008 ging die Vietnam Plastics Association (VPA) in einer Studie davon aus, den Konsum pro Kopf bis 2010 auf über 40 kg steigern zu können. Angesichts der weltwirtschaftlichen Entwicklung dürften sich diese Zielvorgaben allerdings kaum mehr erfüllen lassen, zumal der eher finanzschwache Binnenmarkt nicht in der Lage ist, das geringere Exportwachstum zu kompensieren.

Nach VPA-Informationen wurden in Vietnam 2008 etwa 2,1 Mrd. t Rohstoffe zu Kunststoffhalbwaren und -enderzeugnissen verarbeitet, 11,7% mehr als im Vorjahr. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren rechnet der Verband für 2009 allenfalls mit einem Plus von 10%. Die ursprünglichen Prognosen, welche noch für 2008 ein Verarbeitungsvolumen von 2,3 Mrd. t und für 2009 und 2010 von 3,2 Mrd. beziehungsweise 3,8 Mrd. t errechnet hatten, mussten infolge der zu erwartenden Probleme im Export stark nach unten korrigiert werden.

Dabei war das Jahr 2008 noch verhältnismäßig gut gelaufen. Mit Kunststofferzeugnissen im Wert von 930 Mio. US$ hatte Vietnam 24% mehr auf den Weltmärkten umgesetzt als 2007. Trotzdem war bereits im Vergleich zu den Zuwächsen der Vorjahre eine deutliche Abkühlung spürbar - 2007: +51%; 2006: +44%. Wichtigstes Abnehmerland waren die USA.

Angesichts der Weltmarktentwicklungen dürften die meisten Branchenunternehmen ihre Kapazitäten vorerst konstant halten, zumal viele im letzten Quartal 2008 ihre Ausgangsstoffe zu überdurchschnittlich hohen Preisen geordert haben und nun angesichts des gesunkenen Preisniveaus Verluste verbuchen. Tatsächlich gehört der Bereich der Kunststoffverarbeitung zu den extrem importabhängigen Sektoren des Landes: etwa 90% der Ausgangsmaterialien (Kunststoffe in Primärform, Chemikalien und andere Zusatzstoffe) müssen aus dem Ausland eingeführt werden. 2007 waren dies Güter im Wert von 2,4 Mrd. bis 2,5 Mrd. US$ oder 30% mehr als 2006. Die wenigen vor Ort erzeugten Rohstoffe liegen im Preis oft über internationalem Niveau.

Geografisch ist das Gros der Kunststoffverarbeitung mit 83% der etwa 2.000 Branchenunternehmen in Ho-Chih-Minh-Stadt (HCMS) und den angrenzenden Provinzen angesiedelt, weitere 13% befinden sich in den nördlichen Landesteilen um die Städte Hanoi und Haiphong. Mit insgesamt circa 200.000 Mitarbeitern sind die meisten eher klein und international wenig wettbewerbsfähig. Neben Kunststoffverpackungen (Flaschen, Tüten, Säcke), welche etwa 80% der vietnamesischen Ausfuhren ausmachen, stellen sie hauptsächlich einfache Haushaltswaren, wie Schüsseln, Möbel, Geschirr, her. "High-Tech"-Produkte sind selten.

2008 entfielen etwa jeweils 40% der in Vietnam verarbeiteten Kunststoffe auf die Bereiche Verpackungen und Haushaltswaren, 12% auf Erzeugnisse für den Bausektor (Kunststoffrohre, -verkleidungen und ähnliches) sowie 8% auf technische Anwendungen. Die relativ einfache Ausstattung der meisten Betriebe spiegelt dies wider. So stammt der überwiegende Teil der verwendeten Kunststoffspritzmaschinen aus der VR China. Beliebt sind auch Modelle aus Taiwan oder aus Italien. Deutsche Anbieter hielten, so der Verband, einen wertmäßigen Marktanteil von rund 15%.

Die bedeutendsten Firmen im Bereich Kunststoffverpackungen sind Tan Dai Hung Plastic Joint Stock Co. (HCMS; schwerpunktmäßig Verpackungen wie Säcke für Reis oder Düngemittel, Umsatz 2008: 500 Mrd. Dong; rund 20,2 Mio. Euro, 1 Euro = 24.745 Dong, Jahresdurchschnittskurs 2008), das deutsch-singapurische Joint Venture RKW Lotus (HCMS; PE-Folien für Lebensmittelverpackungen zum Export nach Europa, Umsatz 2008: circa 30 Mio. US$), Ngoc Nghia (HCMS, Kunststoffflaschen und andere Erzeugnisse aus Hartplastik. Die wichtigsten Haushaltswarenhersteller sind Dai Dong Tien und Duy Tan (beide in HCMS). Nach Auskunft des Verbandes will insbesondere Duy Tan Investitionen für die Herstellung höherwertiger Produkte tätigen. Für den Bausektor liefern die beiden börsennotierten Firmen Binh Minh Plastics (HCMS) und Thieu Nien Tien Phong (Haiphong) sowie Dong A (Hanoi) und Tan Han Vuong (HCMS).

Ein für Vietnam ganz neuer Bereich ist die anspruchsvolle Sparte der technischen Anwendungen. Bislang arbeiten auf diesem Gebiet ausschließlich ausländische Firmen, wie Canon oder RKW-Lotus. Vietnamesische Firmen sind bislang nicht in der Lage, hochpräzise "High-Tech"-Produkte zu produzieren. Insgesamt stammen die meisten der Auslandsinvestoren in der Branche aus Taiwan (allen voran der Konzern Formosa Plastics) oder aus Japan.

Grundsätzlich will sich Hanoi von Zulieferungen aus dem Ausland unabhängiger machen. Die wichtigsten Projekte bilden die kurz vor der Fertigstellung stehende Dung-Quat-Raffinerie (Jahreskapazität unter anderem 100.000 bis 150.000 t Polypropylen; PP) und die im Bau befindliche Nghi-Son-Raffinerie (300.000 t PP und 60.000 t Polystyrol, PS). Des Weiteren unterstützt die Regierung Planungen zur Errichtung zweier Werke der Vietnam Plastic Company (Vinaplast) mit einer Erzeugungskapazität von 50.000 jato (Investitionsvolumen: 20 Mio. US$). Die Realisierung tritt indessen auf der Stelle, solange der Bezug der Rohstoffe nicht geklärt ist. Ursprünglich war an die Verwendung von Kunststoffabfällen gedacht. Da aber die Recyclingquote hierfür nicht ausreicht, müsste doch auf Importe zurückgegriffen werden. Darüber hinaus soll künftig vermehrtes Augenmerk auf hochwertigere Erzeugnisse gelegt werden, insbesondere die Sparte technische Kunststoffe an Gewicht gewinnen.

Kontaktanschrift:
Vietnam Plastics Association (VPA)
8 Floor; Room 812, 180-182 Ly Chinh Thang Street
District 3, Ho-Chi-Minh-City
Tel. 0084 8/62 90 50-17, Fax -21
info@vpas.vn, www.vpas.vn

Weiterführende Informationen

Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH, Berlin + Köln

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