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10.08.2009 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Polen: Kunststoffbranche muss die meisten Polymere importieren

2009 wird für Anbieter chemischer Erzeugnisse in Polen kein gutes Jahr. Experten sagen angesichts der Probleme in vielen Abnehmerbranchen im 2. Halbjahr weitere Umsatzeinbußen voraus. Erst auf mittlere Sicht werden die Absatzchancen wieder steigen. Denn im europäischen Vergleich ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Chemikalien noch niedrig (circa 35 bis 40% des EU-Durchschnitts). Deutsche Unternehmen können davon profitieren, dass der einheimische Chemiesektor den Bedarf insbesondere an Spezialkunststoffen nicht decken kann.

Marktentwicklung/-bedarf
Das jährliche Umsatzwachstum bei Chemikalien lag 2008 laut der Polnischen Kammer für die Chemische Industrie im Mittel bei knapp 5%. In einigen Sparten, wie der Bauchemie, die angesichts zahlreicher Investitionen im Zuge der Fußball-EM 2012 große Aufträge akquiriert, dürften die Zuwachsraten in den nächsten Jahren relativ stabil bleiben. Allerdings florieren in Polens Baubranche zurzeit nur der Infrastrukturbereich sowie Teile des Wirtschaftsbaus, während der Wohnungsbau darnieder liegt. Schwieriges Terrain finden daher Lieferanten fertiger Kunststoffprodukte wie Fenster-, Türrahmen und Bodenbeläge vor.

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Hersteller elektrischer Haushaltsgeräte sind von der Flaute im Wohnungsbau zwar ebenfalls betroffen, doch profitieren sie von der zunehmenden Nachfrage in Westeuropa nach Geschirrspülern, Waschmaschinen und Kühlschränken aus polnischer Produktion. Dabei kommt ihnen das krisenbedingt stärkere Preisbewusstsein der Kunden sowie der schwache Außenwert des Zloty gegenüber dem Euro zugute.

Anbieter von Farben und Lacken sowie von industriellen Kunststoffen leiden unter drastischen Bestellrückgängen seitens der von der Krise voll getroffenen Kfz-Konzerne und -Zulieferer. Dass Polens Kunststoffbranche wegen mangelnder Produktionskapazitäten die meisten (hochwertigen) Polymere importieren muss, kann ausländische Lieferanten daher zurzeit nur wenig trösten. Normalerweise ist das Land insbesondere auf Polyamidkunststoffe, aber auch auf expandierendes Polystyrol (EPS), Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) aus dem Ausland angewiesen. Polymere, Epoxidharze und Polyamide in Grundformen werden in größeren Mengen auch in Polen hergestellt.

Zu Kunststoffgroßabnehmern haben sich in den letzten Jahren die Hersteller von Flachbildschirmen entwickelt. Zwar steigt die einheimische Nachfrage nach Flachbildschirmen auch 2009 weiter, doch werden wesentlich weniger Geräte als im Vorjahr ins Ausland geliefert.

In einigen technischen Einsatzbereichen benötigt Polen weiterhin große Mengen an speziellen Gummierzeugnissen. Der Bedarf an Gummi für die Reifenproduktion ist indes angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage des Kfz-Sektors eingeknickt.

Die Potenziale für die Zusammenarbeit mit polnischen Chemieunternehmen sind vielfältig. Meist gibt es dabei einen direkten Umweltbezug - zum Beispiel durch Energieeinsparung. So arbeitet BASF eng mit dem Hersteller von Isolationsmaterialien Termoorganika zusammen. Auch bei der schadstoffintensiven Produktion von Kunststoffdünger ist deutsches Know-how gefragt (mit dem Ziel der Emissionsreduzierung). Da Polen angesichts seiner starken Kohleabhängigkeit auf moderne CCS-Anlagen zur Abscheidung von CO2 setzt, ergeben sich im Zusammenhang mit sauberen Kohletechnologien weitere Kooperationsmöglichkeiten.

Produktion/Branchenstruktur
Internationale Chemie-Großkonzerne sind seit Jahren in Polen präsent. Umsätze von über 1 Mrd. Zl erzielten 2008 BP Polska (www.bp.com), die Shell-Gruppe (www.shell.pl), Unilever (www.unilever.pl), Bayer (www.bayer.com.pl), Glaxo SmithKline (www.gsk.com.pl), BASF (www.basf.pl) und Henkel (www.henkel.pl).

Basischemikalien (Alkene und Aromate) werden kaum produziert. Die Ethylenerzeugung ist deutlich niedriger als in anderen Ländern Europas. Wegen der fehlenden Ausgangsprodukte gilt das auch für Kunststoffe. Durch ausländische Investitionen verbessert sich die Situation langsam. Einheimische Firmen, wie der Düngemittelbetrieb in Tarnow, haben ihre Produktion teilweise auf moderne Kunststoffe für die Bauindustrie umgestellt.

Die meisten Chemiekonzerne des Landes werden weiterhin vom Staat kontrolliert. Die angestrebte Privatisierung könnte den erforderlichen Umstrukturierungsprozess beschleunigen. Mit dem Ziel, Mehrheitsanteile an den Düngemittelbetrieben Tarnow und Kedzierzyn sowie Minderheitsanteile am Ciech-Konzern in einem Paket an einen Investor zu veräußern, hat die staatliche Holding Nafta Polska Ende Juni 2008 potenzielle Investoren zu Gesprächen eingeladen. Die Transaktion soll noch 2009 abgeschlossen werden. Das Investoreninteresse scheint aber bisher gering.

Deutsche Unternehmen sind am Chemiestandort Polen nur mäßig interessiert. Stark aktiv ist BASF, die in die Futtermittelproduktion investiert hat. Ferner wird der deutsche Chemiekonzern in der Sonderwirtschaftszone Walbrzych eine Polyurethan-Fabrik errichten. In Srem (bei Poznan) zieht BASF außerdem ein Bauchemie-Werk (Trockenbaustoffe) hoch.

Weiterführende Informationen

Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH, Berlin + Köln

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