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21.09.2009 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Fraunhofer Umsicht: Kongress Zukunft Kunststoffverwertung 2009: Verwertung trotz(t) der Krise

Die Kosten- und Absatzkrise hat die Kunststoffverwerter voll erwischt. Allerdings: Die momentan schwierige Lage birgt auch Chancen – Chancen zur Rückbesinnung auf Qualität, auf die technologischen Stärken der Branche, auf eine kosteneffiziente Verwertung. Denn Kunststoffe, ob Neuware oder Rezyklate, sind und bleiben weltweit ein zentraler Faktor für mehr Klimaschutz, mehr Energieeffizienz und nicht zuletzt für eine starke Position auf globalen Märkten.

Eine sichere Rohstoffversorgung bleibt Thema Nummer eins – auch nach der Kosten- und Absatzkrise

Kunststoffverwertung durch Krise erschüttert
Die Krise hat die Kunststoffmärkte erschüttert: Die Preise für Rezyklate und Altkunststoffe sind eingebrochen, Müllverbrennungsanlagen locken mit niedrigen Verbrennungskosten, viele Betriebe zehren wirtschaftlich von der Substanz. Wie können Kunststoffverwerter die Durststrecke überleben? Woher bekommen Recycler und Ersatzbrennstoff-Hersteller ihre Rohstoffe? Welche Signale setzt die Politik für die künftige Verwertung? Diese Fragen standen im Mittelpunkt beim Kongress „Zukunft Kunststoffverwertung 2009“ von Fraunhofer UMSICHT (www.umsicht.fraunhofer.de) und BKV - Plattform für Kunststoff und Verwertung (www.bkv-gmbh.de) am 10. und 11. September in Krefeld.

„Sowohl alternative Rohstoffe als auch die Sicherung vorhandener Rohstoffquellen werden aus unserer Sicht die Schlüssel zum Erfolg sein“, mit diesen Worten eröffnete Professor Weidner den Kongress.

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„Abfälle müssen künftig noch stärker als Rohstoffquelle und als Energiequelle genutzt werden“, betonte auf dem Kongress Dr. Alexander Schink, Staatssekretär im Umweltministerium NRW. Welche Anteile allerdings ins werkstoffliche Recycling, welche in die Verbrennung gehen – diese Debatte hat sich in der Krise verschärft, da Verbrennungsanlagen mit Preisen um 85 Euro pro Tonne derzeit konkurrenzlos billig sind.

Abfallrahmenrichtlinie flexibel handhaben
Die stoffliche Verwertung der Leichtverpackungen sei heute schon ein wesentlicher Beitrag zur Minderung der CO2-Emissionen, konstatierte Schink. Die neue Abfallrahmenrichtlinie der EU mit ihrer fünfstufigen Abfallhierarchie stärke künftig das Recycling. Allerdings, so der Staatssekretär, müsse die Umsetzung der Richtlinie in der Praxis flexibel gehandhabt werden. Auch die thermische Verwertung habe in Deutschland künftig ihre Berechtigung, denn längst nicht alle Kunststoffabfälle lassen sich kosteneffizient recyceln.

Klare politische Signale gefordert
Klare politische Signale für eine Priorität der stofflichen Verwertung forderte dagegen Herbert Snell, Vizepräsident des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (www.bvse.de). „Sekundärrohstoffe sind die einzige nachhaltige Rohstoff-Ressource, über die Deutschland und die EU in nennenswerter Menge selbst langfristig verfügt.“ Daher müsse die Politik das Recycling stützen, beispielsweise durch konsequente Sortierung von Sperr- und Gewerbemüll, aber auch durch Quoten und durch Vorgaben zum Einsatz von Recyclingkunststoffen beispielsweise bei öffentlichen Projekten (Siehe auch plasticker-News vom 14.9.2009).

Eines wurde auf dem Kongress auch deutlich: Die Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette müssen näher zusammenrücken. „Nur dann gelingt es, die Stärken der gesamten Kunststoffbranche national und international auszuspielen“, betonte Dr. Bärbel Naderer, Geschäftsführerin beim kunststoffland NRW e.V. Dazu gehört auch, dass Produkte recyclingfreundlich konstruiert werden, Verwerter und Verarbeiter eng kooperieren, maßgeschneiderte und qualitativ hochwertige Rezyklate entwickelt werden, die die Bedürfnisse der Kunden optimal erfüllen. „Die Krise ist eine Chance, sich wieder auf die Frage nach Qualität zu besinnen“, mahnte Dr. Martina Lehmann, Gründerin der Magdeburger Kunststoff-Service-Center GmbH.

Biobasierte Kunststoffe nicht automatisch besser
Klar wurde auch: Kunststoffe bleiben auf absehbare Zeit Produkte aus Öl, Gas und – global gesehen – verstärkt auch Kohle. Viele Hoffnungen auf biobasierte Kunststoffe werden sich nicht erfüllen. Zwar sind nachwachsende Rohstoffe wichtige Bausteine der Rohstoffpalette, aber sie müssen sich auch künftig gegen fossile Rohstoffe behaupten, deren Gewinnung und Nutzung oft einfacher ist. Biokunststoffe, das betont auch das Umweltbundesamt in einer neuen Studie, sind aus heutiger Sicht nicht automatisch besser. Noch fehle es an belastbaren Ökobilanzen und Lebenszyklusanalysen der Hersteller.

Kunststoffe und Rezyklate sind unverzichtbar
Einig waren sich die Teilnehmer am Kongress darin: Die aktuelle Krise rüttelt nicht an den zentralen Wegmarken. Kunststoffe und Rezyklate sind auch künftig unverzichtbar, um Ziele im Umwelt- und Klimaschutz zu erfüllen, um Kreislaufwirtschaft und Stoffstrommanagement am Leben zu erhalten. Das belegt auch der Blick in den nationalen Energieeffizienzplan: Die Mehrzahl der Produkte, die aus Sicht der Bundesregierung mehr Energieeffizienz versprechen, sind ganz oder teilweise aus Polymeren.

Markt begrenzt durch Preis und Menge
Für Sekundärkunststoffe gibt es also auch künftig einen wichtigen Markt, er wird allerdings begrenzt durch Preis und Menge, resümierte BKV-Geschäftsführer Dr. Peter Orth. Recycling um des Recycling willen mache keinen Sinn. Und der Markt könne nun mal nur eine bestimmte Menge an Rezyklaten aufnehmen. Dennoch: „Die Kunststoffverwertung ist im Markt angekommen“, so Orth in seinem Schlusswort. „Damit werden wir alle in Zukunft gut weiterleben können.“

Bild: Die Referentinnen und Referenten des Kongresses Zukunft Kunststoffverwertung rücken eng zusammen. (Foto: Ilka Drnovsek, Fraunhofer UMSICHT)

Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik Umsicht, Oberhausen

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