06.08.2013, 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Blicke ins Innerste von Werkstoffen und Bauteilen gewährt das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF bei der "Composites Europe" vom 17. bis 19. September in Stuttgart. Dort zeigen die Darmstädter Wissenschaftler ein neues Prüfverfahren, bei dem mit Hilfe eines Computertomographen (CT) auch große Proben unter Last, also im realen Einsatz, geprüft werden können. Der CT wurde speziell für die Röntgenuntersuchung von Kunststoffproben und Leichtmetallen konstruiert. Von außen betrachten, wie es im Inneren aussieht, das gilt nicht nur in der Medizin als unentbehrliches Diagnoseverfahren. Auch in der Industrie und in der Wissenschaft spielt die zerstörungsfreie Prüfung eine große Rolle. Wissenschaftler des Fraunhofer LBF haben gemeinsam mit dem Fraunhofer Entwicklungszentrum für Röntgentechnik EZRT in Fürth für diese Art der technischen Diagnose einen Computertomographen (CT) entwickelt, den sie anschließend speziell für die Röntgenuntersuchung von Kunststoffproben und Leichtmetallen konstruiert haben. Weltweit einmalig sei das integrierte Lastrahmenkonzept. Es erlaube die Prüfung unter Last bis zu 250 kN. Proben lassen sich unter Zug-, Druck- oder Biegebelastung einer Röntgenuntersuchung unterziehen. Dies sei besonders dann wichtig, wenn sich Brüche im Inneren der Probe nach Entlastung wieder schließen und nicht mehr nachweisbar sind. Wie sich ein Material im Laufe der Zeit verändert und wann Schäden auftreten, verfolgen die Wissenschaftler, indem sie den Lebenszyklus eines Bauteils nachbilden. Dazu unterziehen sie es im Lastrahmen vielen Lastwechseln und stellen das beginnende Versagen des Materials radioskopisch dar. Die Röntgenröhre, der Detektor und das Untersuchungsobjekt können in mehreren Achsen gegeneinander verfahren werden, was auch zusätzliche Untersuchungsverfahren wie die Tomosynthese (Laminographie), Helix-CT oder Messfelderweiterungen möglich mache. Mit dem neuartigen CT lassen sich den Angaben zu folge Schäden erkennen, integrierte Systeme wie Aktuatoren und Sensoren oder die Fertigungsqualität bewerten und Materialien unter Last, also im realen Einsatz, prüfen. Durch den Einsatz einer Microfocus-Transmissionsröntgenröhre reiche die Detailauflösung bis unter 1μm. Gleichzeitig werde durch die Beschleunigungsspannung von bis zu 160 kV eine Strahlungsdurchdringung von bis zu 300 mm bei Kunststoffen möglich. Sehr kleine Objekte sollen ebenso durchleuchtet werden können, wie Objekte, die größer als der Detektor (200 mm x 200 mm) sind - bis zu einer Größe von rund 800 mm x 600 mm. Vom Einsatz des neuen Computertomographen sollen Branchen profitieren, die sich mit Material- und Schadensanalysen beschäftigen. Mit dem CT lassen sich demnach Gussteile, Leichtmetalle und Schweißproben metallographisch untersuchen und die Faserorientierung in faserverstärkten Kunststoffproben bestimmen. Das zerstörungsfreie Durchleuchten gilt als wichtige Methode, um die innere Beschaffenheit eines Materials beurteilen und sein Verhalten charakterisieren zu können. So lassen sich Aussagen über Fertigungsqualität und Materialbeschaffenheit treffen und Fehler oder Schäden aufdecken. Insbesondere Einschlüsse und Schädigungen im Werkstoff oder Bauteil stehen im Fokus, denn sie haben großen Einfluss auf deren Festigkeit und Lebensdauer. Composites Europe 2013, 17.-29.09.2013, Stuttgart, Halle 6, Stand A02 Weitere Informationen: www.lbf.fraunhofer.de |
Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF, Darmstadt
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