04.08.2005 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Stahl und Kunststoff sind nicht alles: Autobauer verwenden oft Material aus Wald und Wiese, vom Hanf bis zur philippinischen Abaca-Pflanze. Für Naturschützer ist aber wichtig, dass die Pflanzen nachhaltig angebaut werden. "Es gibt Naturfasern, die von Hölzern abstammen und die dann zum Beispiel für Kofferraumabdeckungen Verwendung finden", erklärt Wulf-Peter Schmidt aus der Abteilung Fahrzeug-Recycling der Ford-Werke (www.ford.de) in Köln. "Wir haben aber auch weniger klassische Materialien wie zum Beispiel Kenaffasern, die von Malvengewächsen abstammen." Auch in den Mercedes-Modellen von Daimler-Chrysler (www.daimlerchrysler.de) fahren Naturstoffe mit: Flachs, Sisal und Hanf in der Tür-Innenverkleidung, Kokosfasern und Kautschuk in den Sitzen. "Seit neuestem kommen auch Abaca-Fasern dazu, die stammen von den Philippinen", erklärt Pressesprecherin Karin Thiemann. "Damit wird erstmals in einem Pkw ein Naturstoff im Außenbereich verbaut: in der Abdeckung der Ersatzradmulde." Die in der Produktion genutzten Naturfasern werden allerdings nicht in ihrer ursprünglichen Form verwendet, sondern mit synthetischen Komponenten (wie Polypropylen) zu so genannten naturfaserverstärkten Verbundstoffen verarbeitet. "Die Faser gibt dem Werkstoff einen Halt und dient vor allen Dingen als Verstärkungsmaterial", sagt Schmidt. Die Naturprodukte unterliegen strengen Sicherheitskontrollen, betont Hans Schwager, bei BMW (www.bmw.de) verantwortlich für die Kunststoffentwicklung: "Bruchdehnung, Klimawechsel, hohe Temperaturen - all die Bedingungen wie bei anderen Werkstoffen auch." Teils seien die Kontrollen noch strenger als bei Synthetik-Material, betont Mercedes-Pressesprecherin Thiemann: "Bei dem Verfahren muss man auf natürliche Schwankungen eingehen." Und während zum Beispiel bei Glasfasern das Problem der Verwitterung wegfalle, müsse man bei Naturfasern ebenso ein Auge darauf haben wie auf die Resistenz gegen Feuchtigkeit. Der wirtschaftliche und der ökologische Aspekt sind eng verknüpft. Durch den Anbau der Naturstoffe würden zum Beispiel auf den Philippinen auch Arbeitsplätze geschaffen, sagt Thiemann. Neben der Gewichtseinsparung liegt für die Autohersteller der Vorteil der Naturstoffe in der günstigeren Verarbeitung: "Bei der Herstellung wird bis zu 60 Prozent weniger Energie benötigt", erklärt die Daimler-Sprecherin. "Die Abfälle, die bei der Produktion anfallen, können kompostiert werden." Laut Hans Schwager von BMW können die Verbundfasern zu Granulat gemahlen und dann beim nächsten Auto wieder verwendet werden. Ein weiterer Aspekt sei das Thema Kohlendioxid, sagt Schmidt: "Während der Anbauphase von nachwachsenden Rohstoffen wird Kohlendioxid aus der Atmosphäre absorbiert und quasi mit in das Auto aufgenommen. Es ist fast ein Kreislauf." Naturschützer begrüßen es zwar grundsätzlich, dass nachwachsende Rohstoffe auch beim Autobau zum Einsatz kommen. Dietmar Oeliger, Verkehrsreferent beim Naturschutzbund NABU, betont aber: "Wir halten es für wichtig, dass die Materialien beim Recycling des Autos auch zumindest energetisch verwendet, also verbrannt werden können." Vor allem komme es darauf an, wie der Rohstoff angebaut werde: Fürs Umweltgewissen der Autoindustrie dürften keine Regenwälder abgeholzt werden. Die Hersteller geben an, auch auf soziale Aspekte zu achten - etwa, dass kein Lieferant Kinder für sich arbeiten lasse. Die Idee, nachwachsende Rohstoffe zu verarbeiten, sei Jahrzehnte alt - aber heute weiter entwickelt, sagt BMW-Experte Schwager. Ford-Sprecher Schmidt berichtet: "Es gibt historische Wurzeln bei Ford, die auf Henry Ford den Ersten zurückgehen." Ford habe schon um 1915 nachwachsende Rohstoffe in Fahrzeugen verwendet: z.B. Leim auf Weizenbasis. Quelle: www.nachwachsende-rohstoffe.de |
nova-Institut für politische und ökologische Innovation GmbH, Hürth
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