06.12.2023, 09:15 Uhr | Lesedauer: ca. 5 Minuten |
Ende November war beim 6. Internationalen Polymerkongress in Wels, Österreich, die Transformation von einer linearen in eine zirkuläre Wertschöpfung bestimmendes Thema. Die Veranstaltung, die vom Kunststoff-Cluster (KC) organisiert wurde, untermauerte auch einmal mehr die wichtige Rolle der Kunststoffnation Österreich mit ihren innovativen Unternehmen im internationalen Umfeld. Oberösterreich möchte bis zum Jahr 2030 führende Modellregion für Kunststoff-Kreislaufwirtschaft sein. Wie das gelingen kann, erläuterten Experten aus Industrie und Forschung beim 6. Internationalen Polymerkongress am 20. und 21. November in Wels – organisiert vom Kunststoff-Cluster (KC). Grundtenor dabei: Die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft ist noch mit enormen Herausforderungen verbunden, doch der Kunststoffstandort ist mit seiner geballten Kunststoffkompetenz bestens dafür gerüstet und wird mit Technologie und Know-how auch zur Umsetzung beitragen. „Kunststoff ist ein hervorragendes Material, solange er in seinem Verwendungskreislauf bleibt“, beschrieb Andreas Fath in seiner Keynote. Der Forscher der TH Furtwangen ist aber auch bekannt für sein Projekt „cleandanube“, wo er selbst schwimmend und ausgestattet mit einem schwimmenden Labor Gewässer untersucht. „Es sind enorme Mengen Plastikmüll, die pro Jahr in die Weltmeere gelangen und alle 20 Minuten kommt eine Tonne hinzu. Müll, der sich nicht abbaut, sondern als Mikroplastik in die Umwelt gelangt und letztendlich auch in der Nahrungskette nachweisbar ist“, sagte Fath. Es müsse daher gelingen, den Werk- und Wertstoff Kunststoff künftig umfassend im Kreislauf zu führen. Herausforderungen meistern Doch Kunststoff-Kreislaufwirtschaft sei durchaus komplex, bedingt durch zahlreiche Polymerarten, verschiedene Anwendungen und unterschiedliche Logistikketten, aber auch durch Verunreinigungen und hohe Anforderungen an die Wiederverwertung. Zu dem aktuellen Thema, dass qualitative Rezyklate auch aufgrund steigender Herstellungs -und Energiekosten ein schwieriges Marktumfeld vorfinden, komme noch der Fachkräftemangel hinzu. Diese komplexe Aufgabe sei nur durch ein angepasstes Qualifizierungsangebot, durch Kooperation und Innovation zu meistern. „In Oberösterreich ist die gesamte Wertschöpfungskette für Lösungen abgebildet. Wir haben den Kunststoff-Cluster, die Johannes Kepler Universität (JKU) Linz mit neuen Studiengängen für Kunststofftechnik und der LIT Factory als Modellfabrik für das Kunststoffrecycling, das Kompetenzcenter ‚Chase‘ und das Transfercenter für Kunststofftechnik (TCKT) in Wels als Forschungseinrichtungen. Dazu kommen die Fachhochschule Wels mit exzellenten Ausbildungsmöglichkeiten, die für Europa einzigartigen Höheren Technischen Lehranstalten (HTLs) und nicht zuletzt unsere innovativen und verantwortungsbewussten Unternehmen. Wir sind für die Zukunft bestens gerüstet“, sagte Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner. Weichen stellen Wichtig sei laut Alice Godderidge, CEO der Poloplast GmbH & Co KG, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft jetzt zu stellen. Nur so könne die Branche ihre Innovationskraft und Kompetenz zur Lösung kommender Herausforderungen voll ausschöpfen. „Dazu sind vorrangig die Themen Entbürokratisierung, Fachkräftemangel, Energieversorgung, Innovationsförderung, Rückkehr zur Leistungsorientierung und Ausbildung schnellstens zu lösen“, appellierte Godderidge. Kunststoff ist Teil der Lösung „Gerade im Mobilitätsbereich sind Kunststofflösungen unverzichtbar“, sagte Thomas Bründl, CEO der Starlim Spritzguss GmbH. „Wir haben kein Kunststoffproblem, wir haben ein Müllproblem.“ „Ich bin überzeugt, dass Kunststoff ein ganz wesentlicher Teil der Lösungen für die Reduktion von CO2-Emissionen ist, wenn es uns gelingt, Kunststoffkreisläufe noch besser zu schließen. Dieses Bewusstsein müssen wir in der Industrie, in der Lehre und Ausbildung und in der Gesellschaft insgesamt noch stärker verankern, denn an der Realisierung von Kreislaufwirtschaft müssen alle mitwirken“, ergänzte Manfred Hackl, CEO der Erema Group und KC-Beiratssprecher. Gesetzesvorgaben für nachhaltige Kunststofflösungen In dieselbe Kerbe schlug auch Martin Bastian vom SKZ – Das Kunststoff-Zentrum. Aktuelle Herausforderungen würden Kooperationen benötigen – regional, national und international. „Denn allein können wir nicht wettbewerbsfähig bleiben“, sagte Bastian. Der Experte brach außerdem eine Lanze für legislative Rahmenbedingungen, etwa für einen verpflichtenden Rezyklateinsatz: „Wir brauchen Regularien, denn wir bewegen uns nur, wenn wir müssen.“ Digitalisierung schafft Innovation Wie Digitalisierung die Kunststoffbranche verändert, veranschaulichte Jürgen Kosel vom Silicone Austria Labs am Beispiel „Electro-plastics”. Dabei geht es um die direkte Integration von leichten, kostengünstigen und anpassbaren elektronischen Komponenten in Kunststoffprodukte wie Sensoren, Antennen, Beleuchtungselemente und einfache elektronische Schaltkreise. Als Vorteile dieser Technologie gelten schnelle Prototypenerstellung, kostengünstige Produktion und die Möglichkeit, Intelligenz in Alltagsgegenstände zu integrieren. Österreich ist Top-Standort Die Kunststoffbranche hat seit sieben Jahrzehnten in Österreich Tradition. Zahlreiche Weltmarktführer und Technologiepioniere sind hier beheimatet. Der Kunststoff-Cluster (KC) wurde 1999 als einer der ersten Cluster in Oberösterreich installiert, um gemäß dem Motto „Innovation durch Kooperation“ die Zusammenarbeit von Unternehmen zu fördern. Mittlerweile hat sich das Kunststoff-Netzwerk zu dem österreichischen Branchen-Cluster mit knapp 400 Unternehmen entwickelt. Die Träger des Clusters sind Business Upper Austria - OÖ Wirtschaftsagentur GmbH und ecoplus, Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH. Von 2019 auf 2021 ist die Zahl der Beschäftigten in 328 österreichischen KC-Partnerunternehmen nach einem geringfügigen Rückgang in den vorangegangenen Jahren mit 55.541 stabil auf hohem Niveau geblieben. 2021 betrugen die Umsätze 17,7 Mrd. Euro und sind damit im Vergleich zu 2019 um knapp sechs Prozent gestiegen. Die F&E-Quote der Kunststoffbranche liegt aktuell mit 3,7 Prozent deutlich über dem österreichischen Durchschnitt von 3,2 Prozent. Die Exportquote liegt bei 62,5 Prozent und bestätigt damit den Kunststoffstandort Österreich als wichtige Säule der österreichischen Exportwirtschaft. Kunststoff-Cluster-Manager Wolfgang Bohmayr präsentierte das 16 Seiten lange Positionspapier - (Bild: cityfoto/Roland Pelzl). Damit Österreich Top-Kunststoffstandort bleibt, hat der Beirat des Kunststoff-Clusters ein Programm für Wettbewerbsfähigkeit vorgelegt, das von der Ausbildung über Kreislaufwirtschaft bis zu Bewusstseinsbildung reicht. Wesentliche Zielsetzung dabei ist, den Kunststoffsektor mit seiner Innovations- und Wirtschaftsleistung nachhaltig zu stärken und weiterzuentwickeln. Dateianhang zur Meldung: Weitere Informationen: www.kunststoff-cluster.at, www.land-oberoesterreich.gv.at |
Kunststoff-Cluster, Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH, Linz, Österreich
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