29.01.2002 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
In Deutschland fallen jährlich ca. 2,3 Mio. t Altreifen an. Diese werden bislang hauptsächlich als Brennstoffzusatz in Zement- und Kraftwerken verwertet bzw. auf Deponien entsorgt. Mit dem Beschluß, ab dem Jahr 2003 die Deponierung von Reifen zu verbieten, sind alternative Entsorgungsmöglichkeiten, u.a. die der stofflichen Verwertung, gefragt. Die Zerkleinerung von Altreifen bietet derzeit eine gute Möglichkeit, das anstehende Problem der Reifenentsorgung zu lösen.
Um eine stoffliche Verwertung der zerkleinerten Reifen zu ermöglichen, ist eine möglichst vollständige Trennung der Bestandteile Gummi, Stahl und Textilfaser notwendig. Als Alternative zu den herkömmlichen Verfahren zur Zerkleinerung von Altreifen unter Einsatz von Stickstoff bietet das bei der Amandus Kahl GmbH & Co. (Dieselstr. 5, D-21465 Reinbek, www.akahl.de) entwickelte Verfahren zur Warmvermahlung von Altreifen eine kostengünstige Variante, bei der die Reifen ohne Stickstoffeinsatz zu metall- und gewebefreien Granulaten von 0,4 mm bis 8 mm Korngröße gemahlen werden. Durch das Verfahren lassen sich bis zu 125 ?/t einsparen. Das System ist ausgelegt auf eine Anlagenleistung von 4 t/h im 2-Schicht-betrieb, das entspricht einem Durchsatz von 1.100.000 PKW und 50.000 LKW-Reifen pro Jahr. Die angelieferten Reifen werden über einen Annahmedosierer einem Vorzerkleinerer zugeführt und dort auf eine Chipgröße von 50 mm x 50 mm zerkleinert. Über eine Zuführung gelangen die Chips in das Herzstück der Anlage, die Gummivermahlung. Hier werden in zwei nacheinandergeschalteten Flach-matrizen-pressen die Reifenteile im Kollergangprinzip zermahlen. Die beim Abrollen der zylindrischen Kollerrollen auf der als Lochscheibe ausgeführten, kreisförmigen Matrize entstehenden Scherkräfte schließen die Reifenteile auf und lösen die verschiedenen Bestandteile voneinander. Die notwendigen Preßkräfte werden durch eine Preßhydraulik aufgebracht. Die erste Presse mit einer Antriebsleistung von 2 x 160 kW zerkleinert die Reifenteile auf eine Größe unter 20 mm. Ein Überbandmagnet trennt die freigelegten Stahldrähte ab, in einer ersten Siebung werden die Feinteile abgetrennt. Die Grob-fraktion wird der zweiten Granulierstufe zugeführt. Diese besteht aus einer Flachmatrizenpresse mit einer Antriebsleistung von 200 kW. Hier erfolgt die Zerkleinerung auf eine Korngröße zwischen 0,4 mm und 8 mm. Nach der Granulierung wird das gemahlene Produkt in einer dreistufigen Sortierung und Sichtung in die verschiedenen Fraktionen getrennt. Die Metallabscheidung erfolgt in Trommel-magneten, die Siebung mit-tels Schwingsieben. Die endgültige Sichtung erfolgt dann mittels Schwer-kraft-abscheidern. Die gewonnenen Endprodukte (Stahl: ca. 15% Reinheit > 99 %, Gummigranulat 4 - 8 mm: ca. 25 %, Reinheit > 99 %, Gummigranulat < 1,8 mm: ca. 10 %, Reinheit > 85 %, Gummigranulat 1,5 - 4 mm: ca. 30 %, Reinheit > 98,5 %, Textil-Gummi-Gemisch: ca. 20 %) werden in Big-Bags abgesackt. Das durch die Warmvermahlung gewonnene Gummigranulat weist gegenüber dem kaltvermahlenen Granulat den Vorteil auf, dass die Partikeloberfläche rauh und ungleichmäßig und damit die spezifische Oberfläche höher als bei kaltvermahlenem Granulat ist, das eher eine glatte, kubische Oberfläche hat. Gummigranulate und -mehle finden in verschiedenen Einsatzbereichen Verwendung. Sie werden als Füllstoffe in der Kautschukindustrie verwandt, wodurch Materialkosten reduziert und der Herstellungsprozess vereinfacht werden kann. Gummigranulate werden u.a. zur Herstellung von Fallschutzmatten auf Kinderspielplätzen und von Sportböden verwandt. Zumengungen im Mutterboden verbessern Kompaktions- und Drainageverhalten stark frequentierter Rasenflächen. Durch Zusatz von PU-Bindern können einfache Formteile hergestellt werden. Werden statt der PU-Binder Kunststoffgranulate (z.B. Recycling-Thermoplaste) zugesetzt, lassen sich in speziellen Verfahren thermoplastische Elastomere herstellen. Hierfür eignet sich besonders das warmvermahlene Gummimehl. Als Asphaltzusatz verbessert es die Eigenschaften des Asphaltes im Straßenbau, da der Gummiasphalt Lärmemissionen reduziert und die Temperaturstabilität der Straßendecke steigert, wodurch die Bildung von Spurrillen im Sommer und von Frostrissen im Winter vermindert wird. |
Amandus Kahl GmbH & Co., Reinbek
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