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04.06.2010 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Ungarn: Kunststoffverarbeiter sehen Silberstreif am Horizont

Kfz- und Elektroindustrie Zugpferde / Investitionen kaum vor Ende 2010 / Erika Anders-Clever

Ungarns Kunststoffverarbeiter sind nach den starken Produktionseinbußen im Vorjahr wieder etwas zuversichtlicher. Dieser Optimismus beruht auf der steigenden Nachfrage der Kfz- und Elektro-/Elektronikindustrie und der Überzeugung der Branche, dass die neue Regierung den Wohnungsbau und energieeffizientes Sanieren ankurbeln wird. Die Kapazitätsauslastung ist im 2. Quartal 2010 aber noch gering, und Investitionen kommen nach Einschätzung von Experten des Kunststoffverbandes MMSZ nicht vor Ende 2010 in Gang. (Kontaktanschrift)

Ungarns rund 420 kunststoffverarbeitende Unternehmen (mit mindestens fünf Beschäftigten und einem Verbrauch ab 50 t Kunststoff) haben 2009 Umsatzeinbußen von rund 20% hinnehmen müssen. Mit Erlösen von 522 Mrd. Ft (rund 1,86 Mrd. Euro) fiel die Branche in etwa auf das Niveau von 2006 zurück. Ihr Kunststoffverbrauch sank gleichzeitig um 10% auf knapp 1.300 kt und war damit niedriger als in jedem der vorangegangenen fünf Jahre. Zu einer Insolvenzwelle ist es in der Krise nicht gekommen, zumindest nicht unter den größeren Firmen, von denen nach Angaben von MMSZ nur ein bis drei die Krise nicht überlebt haben.

Belebend wirkt schon seit Ende 2009 die wieder zunehmende Nachfrage der nahezu ausschließlich exportorientierten Kfz- und Elektro-/Elektronikindustrie (vor allem Hersteller von Geräten der Unterhaltungselektronik) aus. Sie nehmen zusammen rund 15% der in Ungarn produzierten Kunststoffprodukte ab; die Elektro-/Elektronikindustrie allein rund 9%. Ihre Zulieferer, mit denen sie gewöhnlich eng zusammenarbeiten, müssen höchsten Qualitätsanforderungen entsprechen, und nicht selten beschaffen sie für diese Ausrüstungen und Kunststoffe in Primärformen zentral.

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Verpackungsmittel sind mit einem Anteil von rund 36% die Hauptsparte der kunststoffverarbeitenden Industrie. Hier ist sie zwar schon seit Jahren von der rückläufigen Entwicklung ihres bedeutendsten Kunden, der Nahrungsmittelindustrie betroffen, die im Krisenjahr 2009 allerdings relativ günstig abschnitt. Dabei ist die Nachfrage nach PET-Flaschen für die Getränkeindustrie nach wie vor expansiv. Neue Investitionen haben Mineralwasserhersteller angekündigt. Auch andere Abnehmer von Verpackungsmitteln aus Kunststoff, wie die Reinigungsmittel- und Kosmetika-Hersteller und die Pharmaindustrie, erwiesen sich als recht krisenresistent und sorgten bei ihren Zulieferern für einen stabileren Geschäftsverlauf. Weniger gut lief dagegen das Geschäft mit Verpackungsmitteln für industrielle Zwecke. Die Industrie drosselte ihre Produktion 2009 um knapp 18%, schafft 2010 aber voraussichtlich wieder ein Plus von 5%.

Angesichts der noch wenig günstigen Perspektiven für den Wohnungsbau, der erst 2011 wieder zu positiven Wachstumsraten zurückkehren dürfte, überraschte die optimistischere Haltung der Hersteller von Kunststoffprodukten für den Bau in der Verbandsumfrage vom April 2010. Der Branchenverband MMSZ macht dafür die positiven Erwartungen im Zusammenhang mit dem Regierungswechsel im Mai verantwortlich. Von der nationalkonservativen Regierungspartei, die im Parlament über eine Zwei-Drittel-Mehrheit verfügt, erwarten die Unternehmen die Förderung des Wohnungsbaus und von energieeffizientem Bauen und Sanieren auf breiter Front. Die angekündigten Maßnahmen dürften aber kaum vor 2011 umgesetzt werden. Im Frühjahr 2010 gab es allerdings erste Anzeichen einer bevorstehenden Belebung im Bausektor insgesamt, der nach vier Rezessionsjahren auf Jahresbasis real mit einer Rate im unteren einstelligen Bereich zu wachsen verspricht.

Bauabhängige Kunststoffprodukte sind zu rund 20% an der Produktion der Branche beteiligt. Die Hauptprodukte sind Rohre, Fenster und Dämmstoffe. Hergestellt werden Kunststoffrohre und Dämmstoffe aus Kunststoff in Ungarn vor allem von Tochtergesellschaften deutscher und österreichischer Hersteller: unter anderem von Pipelife, Wavin, Nikecell, Polifoam und Bachl. Die Importe von Rohren und Schläuchen aus Kunststoff erreichten 2009 insgesamt rund 123 Mio. Euro, was um knapp 23% weniger als im Vorjahr war. Mengenmäßig gingen die Einfuhren um 14,3% zurück.

Inländisches Vorzeigeunternehmen ist der Hersteller von Fußbodenbelägen, Graboplast, der mit seinen Spezialfußböden für Sport- und Werkshallen sowie Krankenhäuser auch stark im Export engagiert ist. Der Umsatz des Unternehmen blieb 2009 mit rund 57 Mio. Euro um circa 20% hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Anfang 2010 konnte Graboplast das Herstellungsverfahren für Bodenbelag mit Hilfe der Nanotechnologie kratzfest und schmutzabweisend gemachten Bodenbelag als Patent registrieren lassen. Spezialfußböden sollen 2012 bereits zwei Drittel der Gesamtproduktion ausmachen.

Die Rubrik "sonstige Produkte aus Kunststoff" wird von dem Werk des dänischen Spielzeugherstellers Lego in Nyiregyháza dominiert, wo jährlich rund 2 Mrd. Teile produziert werden. Außer in Ungarn unterhält Lego nur noch in Tschechien und Mexiko Produktionsstandorte. Für das neue Werk in Ungarn wurden Anfang 2009 insgesamt allein 250 Spritzgießmaschinenbeschafft.

Für die inländische Produktion von Kunststoff in Primärformen liegen bislang nur die Angaben für 2008 vor. Bereits im Vorkrisenjahr war dieser rückläufig und zwar um insgesamt rund 7%. Wichtigstes Produkt ist Poliethylen. Herstellt werden Kunststoffe in Primärformen in Ungarn von TVK (Tochter der Erdölgesellschaft Mol), von BorsodChem und Dunastyr (im Eigentum der italienischen EniChem). Bei BorsodChem laufen Verhandlungen mit dem chinesischen Kunststoffhersteller Wanhua über eine strategische Beteiligung.

Kontaktanschrift:
Association of Hungarian Plastics Industry
Magyar Müanyagipari Szövetség (MMSZ)
Direktor: Péter Ollár
1036 Budapest, Bécsi út 85
Tel. 00 36 1/363 90 83, Fax -460 95 05
info@huplast.hu, www.hunplast.hu

Weiterführende Informationen

Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH, Berlin + Köln

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