02.07.2010 | Lesedauer: ca. 4 Minuten |
Krise hin, Krise her - der Markt für Kunststofffolien in Russland wächst und wächst. Auch 2010 sehen Marktforscher die Branche im Aufwind. Neue Produktionskapazitäten entstehen, Innovationen werden vorangetrieben, Importe substituiert. Die Marktforschungsfirma Creon prognostiziert für 2010 ein Wachstum von acht bis zehn Prozent. Und das Potenzial bleibt riesig: Schließlich liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Kunststofffolien in den USA oder Westeuropa noch weit über dem russischen Niveau. (Kontaktanschriften) Die Nachfrage nach Kunststofffolien in Russland ist im Krisenjahr 2009 leicht auf 909.000 Tonnen gestiegen. Sie könnte 2010 die Eine-Million-Tonnen-Marke knacken, prognostiziert Fares Kilzie, Präsident der Marktforschungs- und Chemieberaterfirma Creon. Der Chemieexperte erwartet nämlich ein Nachfrageplus von acht bis zehn Prozent. Diese Einschätzung kommt nicht von ungefähr. Im internationalen Vergleich rangiert der russische Pro-Kopf-Verbrauch weit hinter gesättigten Märkten. In Nordamerika oder Westeuropa kommen auf einen Bürger zwischen 16 und 17 Kilogramm Kunststofffolie pro Jahr. In Russland sind es gerade einmal 6,4 Kilogramm. Im Jahr 1990 wurden lediglich 275.500 Tonnen produziert. Bis 1996 sank das Produktionsvolumen sogar auf ein Drittel, also auf knapp 95.000 Tonnen. Seither boomt dieser Zweig der Kunststoffverarbeitung, der Ausstoß hat sich in den vergangenen 13 Jahren versiebenfacht und lag 2009 bei 686.400 Tonnen. Im Jahr 2010 könnte die Produktion zusätzlich um 12 bis 15 Prozent steigen - auch dank neuer Kapazitäten. Das wiederum bietet deutschen Lieferanten von Maschinen zur Folienproduktion gute Geschäftsaussichten. So plant etwa Biaxplen, eine Tochter der Sibur-Holding, auf dem Gelände des Chemiekonzerns Tomskneftechim ein Werk zur Produktion von biaxial gereckten PP-Folien, den sogenannten BOPP-Folien. Baubeginn soll 2011 sein, der Abschluss der Arbeiten ist für 2012 geplant. Die Unternehmensleitung rechnet mit Kapazitäten von 30.000 bis 35.000 Tonnen PP-Folien. Die Kosten sollen sich auf 25 Millionen bis 30 Millionen Euro belaufen. Selbst die Wirtschaftskrise in Russland, die dem Land 2009 ein Minus beim Bruttoinlandsprodukt von 7,9 Prozent beschert hat, konnte der Inlandsproduktion kaum etwas anhaben. Im Gegenteil: Im Vergleich zu 2008 steigerten russische Folienproduzenten ihren Output sogar noch einmal um 8,9 Prozent. Zugegeben: Vor der Krise, also von 2006 auf 2007 stieg die Produktion um 12,7 und von 2007 auf 2008 noch um 10,2 Prozent. Sprich: Die Dynamik hat leicht nachgelassen. Aber gemessen am allgemeinen Abwärtssog der Konjunktur und in einigen Branchen sogar Stillstand der Wirtschaft hat sich die Kunststofffolienbranche ausgezeichnet behauptet, konstatiert Fares Kilzie. Allerdings ist das Wachstum kein Selbstläufer. Negativ wirken sich die hohen Preise der Vorprodukte, also Polyethylen niedriger und hoher Dichte, Polyvinylchlorid und Polypropylen, auf die Produktion im Inland aus. Im April war PVC in Russland um 30% teurer als in Westeuropa und sogar in Asien. Und das, obwohl Russland selbst über den Ausgangsstoff, nämlich Erdöl, verfügt. Von Dezember 2009 bis April 2010 hat sich Polypropylen in Russland um über 40 Prozent verteuert. Zum Vergleich: In Westeuropa stiegen die Preise nicht halb so rapide an. Besonders gefragt sind in Russland Polyethylen-Folien. Die Produktion stieg 2009 um 13 Prozent auf 341.800 Tonnen. Russische Kunststoffverarbeiter steigerten auch den Ausstoß von Polypropylen-Folien um 10,0 Prozent auf 130.300 Tonnen. Der wichtigste Produzent am Markt für BOPP-Folien ist die Sibur-Tochter Biaksplen. Nur die Produktion von PVC-Folie ging von 82.000 auf 75.000 Tonnen zurück. Die Folienimporte sind aufgrund zusätzlicher Produktionskapazitäten um 11,3 Prozent zurückgegangen. Ein Drittel sämtlicher Kunststofffolienimporte gehen auf solche aus Polyethylen zurück, gefolgt von PVC-Folien. Deutschland ist nach China der zweitwichtigste Zulieferer des begehrten Verpackungsmaterials. Dagegen dominieren Polypropylenfolien mit drei Viertel aller russischen Folienexporte in der Ausfuhrstatistik. Wichtigste Abnehmer sind die Ukraine, Belarus und Kasachstan. Mit der Nachfrage nach Kunststofffolien steigt auch der Umsatz mit Farben und Modifikationen dieser Produkte. Der stellvertretende Generaldirektor der Firma NPF Bars2, Aleksandr Grigorow, schätzt das Marktvolumen solcher Konzentrate für das Jahr 2009 auf 2.800 Tonnen pro Monat. Im Vorjahr seien russlandweit rund 2.500 Tonnen pro Monat verkauft worden und 2007 etwa 2.300 Tonnen pro Monat. Eigenen Angaben zufolge kommt Bars2 auf einen Marktanteil von über einem Viertel, gefolgt von A. Schulman, Tosaf, Gabriel Chemie, Global Colors und Clariant und eine Reihe russischer Konkurrenten. Auf Importe entfallen etwas mehr als 27 Prozent Marktanteil. Weiterführende Informationen Weitere Informationen: www.creon-online.ru |
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