plasticker-News

Anzeige

08.10.2010 | Lesedauer: ca. 6 Minuten    

AVK: Composites-Markt Europa 2010 - Niveau von 2008 fast wieder erreicht

Der Markt für Faserverbundkunststoffe/Composites 2010 wird sich voraussichtlich wesentlich besser entwickeln als 2009 prognostiziert. Das gesamte Produktionsvolumen des betrachteten europäischen Marktes wird bis Ende 2010 vermutlich um etwa ein Viertel höher ausfallen als im Vorjahr. Damit ist - früher als erwartet - das Niveau des Jahres 2008 fast wieder erreicht. Diese generell positive Entwicklung gilt aber nicht in gleichem Maße für jedes Unternehmen und nicht für jedes Land. Je nach Einsatzgebiet, Verfahren und Unternehmensgröße unterscheidet sich die Wachstumsrate teils deutlich. Die Märkte sind weiterhin sehr dynamisch. Noch immer gibt es ein enormes, bisher nicht ausgeschöpftes Potenzial der Composites als nachhaltig sinnvolle Substitution „traditionell“ eingesetzter Werkstoffe.

Faserverstärkte Kunststoffe: Marktzahlen und -entwicklung 2010
Wie im Vorjahr hat der deutsche Fachverband AVK - Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V. die Einschätzung der Produktionsmengen über eine Befragung erhoben. Aus Gründen der Vergleichbarkeit beinhaltet das hier betrachtete „Gesamt“-Europa nur die Länder, deren Produktion sich den befragten Rohstofflieferanten explizit erschließt. Die Marktdatenerfassung beruht auf dem Verstärkungsmaterial Glasfasern, das in etwa 90% der Composites-Menge verarbeitet wird.
Erstmals enthält der AVK-Marktbericht auch Daten speziell zum CFK-Markt. Diese wurden vom CCeV – Carbon Composites e.V. – erhoben.

Die Produktion Glasfaserverstärkter Kunststoffe 2010: Gesamtentwicklung
Abb. 1: GFK-Produktionsmengen in Europa nach Verfahren/Teilen (2010* = geschätzt)
Abb. 1: GFK-Produktionsmengen in Europa nach Verfahren/Teilen (2010* = geschätzt)
Die GFK-Produktionsmenge ist in Europa mit 1,015 Millionen Tonnen (s. Abb. 1) um etwa ein Viertel gegenüber dem niedrigen Volumen des Vorjahres gewachsen. Damit ist das Niveau von 2008 fast wieder erreicht. Allerdings beruht die Datenerfassung im Wesentlichen auf den Angaben der Erzeuger von Rohstoffen (Harze, Glasfasern). Es kann sein, dass nach dem zunächst erfolgten Abbau von Lagervorräten das derzeitige starke Wachstum auch durch Auffüllen der Läger bedingt ist. In Europa gibt es etwa 10.000 Composites verarbeitende Unternehmen mit über 100.000 Beschäftigten. Die meisten Unternehmen sind kleine oder mittelständische, die nur schwer statistisch zu erfassen sind. Daneben gibt es mehrere tausend Unternehmen, die Zulieferer, Ausrüster oder Dienstleister sind. Nachdem 2009 die schlechte wirtschaftliche Situation und die rückläufige Produktion das dominante Thema war, beschäftigen sich die Unternehmen nun mit der Konsolidierung der verbesserten Geschäftslage, der Wiederbelebung stillgelegter Produktionskapazitäten, dem Ausbau der Produktion sowie der Erschließung neuer Märkte. Im Wesentlichen hängt diese Entwicklung mit der deutlichen Belebung der Absatzmärkte zusammen.

Anzeige


Tendenzielle Entwicklungen von Verfahren/Teilen
Die Steigerung der Fahrzeugproduktion ist einer der Hauptgründe für das Wachstum der Produktion von duroplastischen Teilen. Die von der Krise relativ am stärksten betroffenen Verarbeiter waren die meist kleinen und mittleren Unternehmen, die mit vergleichsweise wenig automatisierten Verfahren arbeiten. Die teilweise eingebrochenen Märkte für großflächige Bauteile in eher geringer Stückzahl haben sich zwar erholt, aber nicht im gleichen Umfang wie andere Anwendungen.
Die Produktion von den mit geschlossenen Verfahren hergestellten Bauteilen konnte sich in den Krisenjahren recht gut behaupten. Eine beispielhafte Abnehmerbranche ist die Windenergie-Sparte. Auch Thermoplastische Formmassen und Halbzeuge sind ebenso wie andere Verfahren vor allem von der Entwicklung des Automobilbereichs abhängig und wachsen jetzt wieder überdurchschnittlich.

Die Anwendungsindustrien im Überblick
Abb. 2: Aufteilung der GFK-Produktion in Europa auf Anwendungsindustrien (Jahr: 2010)
Abb. 2: Aufteilung der GFK-Produktion in Europa auf Anwendungsindustrien (Jahr: 2010)
Der Anteil der einzelnen Anwendungsindustrien am Einsatz von GFK-Bauteilen ist in Abb. 2 dargestellt. Während Anwendungen im Transport- und im Elektro-/Elektronikbereich gegenüber den Vorjahren relativ leicht zugenommen haben, war der Bausektor relativ konstant.
Anwendungen im Freizeit- und Sportbereich haben etwas abgenommen, was aber zum Teil auch am vergleichsweise geringeren Wachstum gegenüber den von der Krise stärker betroffenen Anwendungen liegt.

Die GFK-Produktion 2010: Länder-Betrachtung
Abb. 3: GFK-Produktionsmengen in Europa nach Ländern/Ländergruppen (2010* = geschätzt, Eastern Europe** = Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Serbien, Kroatien, Mazedonien)
Abb. 3: GFK-Produktionsmengen in Europa nach Ländern/Ländergruppen (2010* = geschätzt, Eastern Europe** = Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Serbien, Kroatien, Mazedonien)
Die „Big Five“ (s. Abb. 3) sind weiterhin Spanien, Italien, Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Die unterschiedliche Länder-Entwicklung hängt eng mit den differierenden Entwicklungen der Industrie-Anwendungen zusammen. Auch die wirtschaftspolitischen Reaktionen auf die Krise hatten Einfluss: So hat in Deutschland die Förderung von Kurzarbeit dazu geführt, dass der betriebswirtschaftlich eigentlich erforderliche Beschäftigungsabbau gebremst wurde. Auf wachsende Nachfrage konnte dann gut und schnell reagiert werden. Im Zuge der Globalisierung spielen die asiatischen Märkte für die europäischen Composites-Unternehmen künftig eine immer größere Rolle.

Naturfaser- und kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (CFK)
Viele der generellen Aussagen des GFK-Marktes, insbesondere was das hohe Substitutionspotenzial anderer Werkstoffe betrifft, treffen in ähnlicher oder gleicher Weise auf naturfaser- und kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe zu.

Weltweite Produktionsvolumina 2010 und 2009 in Mrd. € nach Verfahren [ACM]
Weltweite Produktionsvolumina 2010 und 2009 in Mrd. € nach Verfahren [ACM]
Carbonfasern, das Ausgangsmaterial für CFK, werden weltweit von nur wenigen Herstellern produziert, wohingegen die Anzahl der Komponentenhersteller und somit die Menge der hergestellten Produkte sehr hoch und damit schwer zu beurteilen ist. Die Bewertung des Marktvolumens erfolgt daher anhand des Geldwertes der verkauften Fasern.

Im Rahmen der Wirtschafts- und Finanzkrise hat sich der Carbonfaser-Markt analog zur allgemeinen Industrie im Jahr 2009 rückläufig entwickelt. Inzwischen geht es deutlich aufwärts. Bis 2011 wird das Niveau von 2008 voraussichtlich wieder erreicht sein. Die Produktion von CFK-Komponenten beginnt sich, bei vermutlich deutlich geringeren Einbrüchen als auf der Faserseite, ebenfalls schnell zu erholen. 2010 wird voraussichtlich ein Wachstum von 7,5 % bringen. Dies entspricht einem weltweiten Produktionsvolumen von 5,8 Mrd.€.

Die CFK-Produktion findet derzeit hauptsächlich in vier Regionen statt. Hierbei entfällt der Hauptanteil auf Nordamerika (36%) und Westeuropa (34%). In der Asien-Pazifik Region und in Japan werden jeweils etwas mehr als 10% des weltweiten Volumens produziert.
Die Hauptanwendungsindustrie von CFK-Komponenten ist die Luftfahrtindustrie. Hier werden etwa 29% der Produkte verwendet. Weitere wichtige Bereiche sind die Windkraft (13%), der Fahrzeugbau, der Sportbereich und allgemeine Industrieanwendungen (jeweils 11%). Etwa 7% entfallen auf den Medizinbereich.

Für die nächsten Jahre sind die Aussichten sehr positiv: Dem Carbonfaser- und damit dem CFK-Markt wird bis 2015 ein überdurchschnittliches Wachstum prognostiziert, wobei Europa dann allein möglicherweise die Hälfte des Weltbedarfs ausmachen wird.

Ein ausführlicher Bericht zum weltweiten CFK-Markt, der vom CCeV (Carbon Composites e.V.) erstellt wird, ist über die AVK erhältlich.

Naturfasern bilden einen eher kleinen Teil der Verstärkungsfasern. Sie werden derzeit vor allem im Automobilbau angewendet. In den vergangenen Jahren sind darüber hinaus neue Anwendungen, etwa im Konsumgüterbereich, hinzugekommen.

Ausblick
Der in dem Ausmaß einmalige Rückgang der Composites-Produktionsmenge in den Jahren 2008 und 2009 ist gestoppt. Die Unternehmen blicken wieder zuversichtlich in die Zukunft. Sie werden versuchen, die Potenziale zu nutzen, die sich bieten.

Image und Bekanntheit der Werkstoffe
Die Unternehmen haben auch in der Krise die Netzwerkarbeit intensiviert. Man hat erkannt, dass die Vorteile von allen Partnern gemeinsam besser dargestellt werden können. Eine der Kernaufgaben wird es sein, allen am Herstellungsprozess Beteiligten die Vorteile des Werkstoffes in speziellen Anwendungsgebieten bekannter zu machen, weitere Märkte zu öffnen und bestehende Potentiale zu nutzen. Hierzu bedarf es gemeinsamer, abgestimmter und durchdachter Strategien.

Nachhaltigkeit
Die Anforderungen der Endkunden und der Anwendungsindustrien an nachhaltige Produkte und einen entsprechenden Nachweis steigen kontinuierlich. Es gibt eine steigende Menge an Faserverbundkomponenten, für die dauerhafte Entsorgungs- und Recyclingkonzepte noch erarbeitet werden müssen. Im Composites-Markt gibt es erste Ansätze,
unternehmensübergreifend zu definieren, wie Nachhaltigkeit dokumentiert werden kann. Die AVK hat einen ersten Nachhaltigkeits-Bericht erstellt und arbeitet in exemplarischen Studien zu Verwertungskonzepten an Lösungen.

Weitere Informationen: www.avk-tv.de

AVK Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V., Frankfurt

» insgesamt 164 News über "AVK" im News-Archiv gefunden

Ihre News im plasticker? Bitte senden Sie Ihre Pressemitteilungen an redaktion@plasticker.de!


» zurück zum Seitenanfang


Top News / Meist gelesen
plasticker Newsletter
Wir informieren Sie schnell, umfassend und kostenlos über das, was in der Branche passiert.

» Jetzt anmelden!

» Weiterempfehlen

Jetzt Kosten im Einkauf senken!
Neuware-Restmengen, Regranulate oder Mahlgüter für Ihre Produktion erhalten Sie in der Rohstoffbörse.

Neue und gebrauchte Maschinen & Anlagen finden Sie in der großen Maschinenbörse.

Kostenfreie Nutzung aller Börsen! Registrieren Sie sich jetzt!

Aktuelle Rohstoffpreise
Neue Fachbücher
Experimentelle und simulative Analyse der Mischwirkung in Einschneckenextrudern

Eine Vielzahl von Kunststoffen wird zur Produktion von Halbzeugen und Fertigprodukten auf Einschneckenextrudern aufbereitet bzw.