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16.09.2013, 06:00 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Kolloquium Zukunft Kunststoff-Verwertung 2013: „Ressourcen richtig managen“

„Kolloquium Zukunft Kunststoff-Verwertung 2013“, Auditorium
„Kolloquium Zukunft Kunststoff-Verwertung 2013“, Auditorium
Ressourcen sind endlich. Dennoch wird zu wenig getan, um Materialien sparsam und intelligent zu nutzen und als Sekundärrohstoffe wieder in den Kreislauf zurückzuschleusen. Die Teilnehmer beim Kolloquium von Fraunhofer Umsicht und der BKV Plattform für Kunststoff und Verwertung am 10. und 11. September in Duisburg waren sich einig: Europa braucht verlässliche politische Rahmenbedingungen, die effizientes Wirtschaften fördern. Außerdem neue Recyclingverfahren für komplexe Werkstoffe und einen transparenten Wettbewerb der Verwertungswege, der einer stofflichen Verwertung faire Chancen einräumt.

Die Welt steuert auf eine Ressourcenkrise zu. Und das nicht nur bei Öl, sondern bei nahezu allen Rohstoffen, die für eine moderne Volkswirtschaft essentiell sind: Mineralien, Metalle, Phosphor, seltene Erden. „Wir erreichen in absehbarer Zeit einen Peak bei fast allen wichtigen Ressourcen“, warnt Prof. Gerhard Sextl, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung. Die Referenten beim diesjährigen Kolloquium Zukunft Kunststoffverwertung betonten unisono: Ein sparsamer, intelligenter und verantwortungsbewusster Umgang mit den endlichen Ressourcen ist eine der wichtigsten Herausforderungen der Zukunft. Eine Herausforderung, die Industrie, Politik und Recyclingwirtschaft nur gemeinsam meistern können.

Klar ist: Stoffliche Verwertung am Ende der Wertschöpfungskette ist und bleibt ein wichtiger Baustein für die Schonung von Primärressourcen. Heutige Recyclingverfahren reichen allerdings für viele moderne Produkte nicht mehr aus. Ob Elektroauto, Windkraftanlage oder funktionelle Verpackungen – sie alle enthalten Werkstoffe aus komplexen Verbunden oder komplizierten Rezepturen, für deren Recycling häufig noch keine geeigneten Verfahren entwickelt sind. Prof. Gerhard Sextl fordert daher ein „Recycling 2.0“, also neue Konzepte und Prozesse, die Sekundärrohstoffe weltweit in die Produktion zurückführen.

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Vieles davon kann die deutsche Wirtschaft mit ihrem umfassenden Recycling-Know-how entwickeln. Allerdings braucht sie dafür geeignete Rahmenbindungen: Mehr Fördermittel für einschlägige Projekte, Anreize für Innovationen und Forschungsprogramme, um kritische Rohstoffe zu ersetzen, effiziente Prozesse zu entwickeln und hochwertige Verwertung voranzubringen.

Davon ist die Realität im Moment weit entfernt. „Der Recyclingstandort Deutschland ist gefährdet“, konstatierte auf dem Kolloquium Dr. Andreas Bruckschen, Geschäftsführer BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V. -. Die derzeit gültigen Rahmenbedingungen schleusen viele Sekundärrohstoffe in den Export oder in die Verbrennung, so die Kritik vieler Verwerter. Besonders kritisch ist die Situation bei Kunststoffen. Sammelsysteme und Verwertungsverfahren stagnieren auf dem Niveau der 90er Jahre. Gegen Dumpingpreise der Verbrennungsanlagen hat die hochwertige stoffliche Verwertung kaum eine Chance. Auch wird viel zu wenig getan, um bei der Entwicklung neuer Produkte Aspekte des „Design for Recycling“ zu berücksichtigen.

Gleichzeitig zeigt sich gerade bei Kunststoffen: Wer als Verwerter Qualität erzeugt, ist auch unter schwierigen Bedingungen auf dem Markt erfolgreich. Die Walther Faltsysteme GmbH in Kevelaer beispielsweise nutzt speziell compoundierte Regenerate in der Produktion von Lager- und Transportboxen. „Da das Material Neuwarequalität hat, sind unsere Kunden begeistert und die Nachfrage insbesondere aus dem Handel wächst“, sagt Thomas Walther, geschäftsführender Gesellschafter der Firma. Ähnliches gilt für biobasierte Kunststoffe, die in immer mehr Anwendungsbereiche vordringen. Auch sie finden nur dann Akzeptanz, wenn sie alle Ansprüche des Kunden erfüllen. Obwohl Biokunststoffe technisch durchaus auf Augenhöhe mit fossil basierten Polymeren sind, „ist bei den Kunden noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten“, betonte auf dem Kolloquium Carmen Michels, Geschäftsführerin der FKuR Kunststoff GmbH in Willich.

Recycler werden sich auch weiterhin im Spannungsfeld zwischen politischen Vorgaben und freiem Markt einrichten müssen. Bereits im vergangenen Jahr entwickelte die Ingenieurgesellschaft HTP gemeinsam mit dem Öko-Institut Vorschläge für neue Quoten für die Erfassung und Verwertung, um mehr Wertstoffe aus Haushalten ins Recycling zu schleusen. Neu justierte und anspruchsvolle Quoten sind aber nur ein Punkt auf der Wunschliste der Kolloquiumsteilnehmer an den künftigen Bundesumweltminister.

Dazu gehören außerdem eine Revision des Kreislaufwirtschaftsgesetzes und ein Wertstoffgesetz, um dem hochwertigen Recycling wieder Schub zu verleihen. Nicht zuletzt ein fairer Kostenwettbewerb zwischen thermischer und stofflicher Verwertung. Unabhängig davon, wie sich der Recyclingstandort Deutschland weiterentwickelt, der Zwang zu mehr Ressourceneffizienz lenkt den Blick immer auch auf das weltweite Geschehen. „Global gesehen hat das, was wir in Deutschland recyceln, kaum Auswirkung“, konstatiert Dr. Klaus Wittstock, Leiter der Einheit Industry Affairs bei der BASF. Weltweit, so Dr. Wittstock, landen jährlich beispielsweise über 100 Millionen Tonnen Kunststoffe auf Deponien oder in der Umwelt. Sein Plazet: Dort ansetzen, wo schon einfache Maßnahmen viel bewirken. Das muss nicht unbedingt in weit entfernten Regionen der Welt sein. Auch in Europa liegt noch viel im Argen: Keiner bestreitet heute mehr, dass ein konsequentes Deponieverbot für recyclingfähige Abfälle mehr Wirkung hätte als alle EU- Abfallrichtlinien zusammen.

Weitere Informationen: www.bkv-gmbh.de, www.umsicht.fraunhofer.de

Fraunhofer UMSICHT + BKV, Oberhausen + Frankfurt

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