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27.09.2013, 06:04 Uhr | Lesedauer: ca. 7 Minuten    

AVK: GFK-Markt Europa 2013 - Insgesamt leicht positive „Seitwärtsbewegung“

Nach dem Rückgang der Produktionsmenge von glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) im vergangenen Jahr wird für den europäischen Markt in diesem Jahr ein leichtes Wachstum erwartet. Es gibt Anwendungen, Länder und auch Herstellungsverfahren mit positiver Entwicklung, aber auch solche mit negativer. Wie in den Vorjahren folgt die GFK-Entwicklung damit als spezielles Segment der Kunststoffindustrie weitgehend der derzeit herrschenden allgemeinen Wirtschaftsentwicklung bzw. der Entwicklung der Kunststoffverarbeitung generell.

Der betrachtete Markt
Die hier über eine Befragung der AVK - Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V. dargestellte Situation in Europa beinhaltet wieder die Länder, deren Produktionszahlen sich valide erfassen lassen. Die Menge in der Türkei wird mitbetrachtet, mangels langjähriger Vergleichbarkeit aber (noch) separat ausgewiesen.

Materialseitig werden unter GFK alle glasfaserverstärkten Kunststoffe mit einer duroplastischen Matrix sowie glasmattenverstärkte Thermoplaste (GMT) und langfaserverstärkte Thermoplaste (LFT) verstanden. Auf kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (CFK) wird im zweiten Teil des Marktberichtes separat eingegangen.

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Die Produktion von GFK 2013: Gesamtentwicklung
Nachdem die GFK-Produktionsmenge im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr noch leicht gesunken ist, gibt es 2013 wieder ein schwaches Wachstum. Der Gesamtmarkt in Europa wächst um 1 % auf geschätzte 1,02 Millionen Tonnen (s. Abb. 1). Die vor allem durch kleine und mittelgroße Unternehmen geprägte GFK-Industrie ist extrem heterogen. Das betrifft sowohl verschiedenen Verarbeitungsverfahren bzw. den Stand der Automatisierung als auch regionale Unterschiede bzw. Länderspezifika und die eingesetzten Rohstoffe.


Abb. 1: GFK-Produktionsmengen in Europa nach Verfahren/Teilen
(Kt = Kilotonnen, 2013* = geschätzt)

Tendenzielle Entwicklungen von Verfahren/Teilen

SMC/BMC
Die meist in Serie gefertigten SMC- (Sheet Moulding Compound) und BMC- (Bulk Moulding Compound) Bauteile machen immer noch ein Viertel der gesamten GFK-Menge aus. Der größte Markt ist hier die Fahrzeugproduktion. Das für die Automobilindustrie seit Langem schwierigste Jahr 2013 führt dazu, dass die SMC-Produktion um über 2 % schrumpft. Die Herstellung von BMC-Teilen kann, wie auch im Vorjahr, ein leichtes Wachstum von 1,4 % verzeichnen, was vor allem an Anwendungen in der Elektro- und Elektronikindustrie liegt.

Open mould / Offene Verfahren
Die am wenigsten automatisierten sogenannten Offenen Verfahren (Handlaminieren, Faserspritzen) sind weiterhin rückläufig. Während die Menge der im Faserspritzverfahren hergestellten Bauteile stagniert, sinkt der Markt für Handlaminate um über 2 %.

RTM
Die Produktion von RTM- (Resin Transfer Moulding) Bauteilen wächst in 2013 überdurchschnittlich stark um 5 %. Aufgrund seiner breiten Produktionsmöglichkeiten und der starken Variationsmöglichkeiten seiner Prozessparameter sind die RTM-Verfahren derzeit eines der am stärksten beachteten Verfahren im Hinblick auf die Entwicklung von Großserienverfahren im Composites-Bereich.

Continuous Processing / Kontinuierliche Verfahren
Die Herstellung von GFK-Platten und -Bahnen in kontinuierlichen Verfahren wächst in 2013 vergleichsweise am stärksten um fast 8 %. Neben den Einsatzgebieten im Transportbereich erschließen die Anbieter immer mehr auch neue Anwendungen im Sport- und im Baubereich (z. B. für Fassaden).

Der Markt für GFK-Pultrusionsprofile kann sich nach dem Rückgang im Vorjahr in 2013 behaupten und geht europaweit derzeit nicht weiter zurück.

Pipes and tanks / Rohre und Tanks
Vor allem in den westeuropäischen Ländern ist die Produktion von Rohr- und Tankbauteilen, die mit Schleuder- bzw. Wickelverfahren gefertigt werden, mit minus 2 % leicht rückläufig. Generell gibt es hier aber länderspezifisch Unterschiede und z.B. im Trinkwasserbereich große Projekte in mittel- bzw. südosteuropäischen und nordafrikanischen Ländern, die sich in den Produktionszahlen für Europa nicht wiederfinden.

GMT/LFT
Wie auch im Vorjahr ist die Entwicklung für glasmattenverstärkte Thermoplaste (GMT) und langfaserverstärkte Thermoplaste (LFT) überdurchschnittlich positiv. Das Haupteinsatzgebiet ist die Automobilindustrie, wobei es den Herstellern von thermoplastischen Materialien vor allem gelingt, andere Werkstoffe zu ersetzen und neue Anwendungsbereiche, auch außerhalb der Automobilindustrie, zu erschließen.

Kurzfaserverstärkte Thermoplaste
Die mengenmäßig schwer zu erfassenden und in den hier dargestellten GFK-Zahlen nicht enthaltenen kurzfaserverstärkten Thermoplaste wachsen gegenüber dem GFK-Markt eher überdurchschnittlich auf sehr hohem Niveau. Es ist davon auszugehen, dass die Gesamtmenge in Europa über 20 % größer ist, als die hier angegebene GFK-Produktionsmenge. Etwa die Hälfte der Produktion geht in Anwendungen im Transportbereich, ca. ein Viertel in den Elektro- und Elektronikbereich und etwas mehr als 15 % in den Bereich Sport und Freizeit.

Die Anwendungsindustrien im Überblick
Auch in 2013 gibt es für das betrachtete Europa so gut wie keine Verschiebung des Anteils der einzelnen Anwendungsindustrien am Einsatz von GFK-Bauteilen. Jeweils ein Drittel der gesamten Produktionsmenge wird für den Transportbereich und für den Baubereich hergestellt. Weitere Absatzmärkte sind der Elektro-/Elektronikbereich (E & E) sowie das Segment Sport und Freizeit.


Abb. 2: Aufteilung der GFK-Produktion in Europa auf Anwendungsindustrien (Jahr: 2013)

Die GFK-Produktion 2013: Länder-Betrachtung
Abb. 3 zeigt deutliche Unterschiede der Entwicklung in den einzelnen Ländern, die sehr eng mit der jeweiligen volkswirtschaftlichen Entwicklung bzw. den Hauptanwendungen für GFK-Bauteile in den Ländern zusammenhängt. Nur wenige Länder verzeichnen überhaupt Wachstum. Wie auch im vergangenen Jahr sind dies Deutschland, UK/Irland sowie die osteuropäischen Staaten. Deutschland partizipiert dabei insbesondere von seiner insgesamt guten gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. In Osteuropa sind es vor allem größere Infrastrukturprojekte, die das Wachstum beflügeln. In den südeuropäischen Ländern, deren Volkswirtschaften sich weiterhin in der Rezession befinden, ist die GFK-Produktion immer noch am stärksten rückläufig, wobei es ein Abschwächen dieser Negativentwicklung gegenüber 2012 gibt. Auch die Menge in den Benelux-Ländern schrumpft, wohingegen in Österreich und der Schweiz der Markt stagniert. Auch für 2013 wird in der Türkei nach Angaben des Türkischen Composites-Verbandes (TCMA) wieder von einem, im europäischen Vergleich, überdurchschnittlichen Wachstum von fast 10 % ausgegangen.

Die Entwicklung des in 2013 insgesamt nur schwach wachsenden europäischen GFK-Marktes hängt eng zusammen mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Europas. Dem steht derzeit kein so starkes Wachstum der anderen Regionen der Weltwirtschaft gegenüber wie noch im Vorjahr. Zwar wird für 2013 ein weiteres Wachstum der BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) erwartet, allerdings deutlich schwächer als in den Vorjahren.

Abb. 3: GFK-Produktionsmengen in Europa – und in der Türkei - nach Ländern/Ländergruppen
(Kt = Kilotonnen / 2013* = geschätzt / Eastern Europe** = Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Serbien, Kroatien, Mazedonien, Lettland, Litauen, Slowakei und Slowenien / Turkey*** = Quelle: TCMA)

Ausblick
Vor dem Hintergrund der derzeit sehr fragilen und unsicheren gesamtwirtschaftlichen Situation in vielen Ländern ist die Einschätzung der künftigen Composites-Marktentwicklung äußerst schwierig. Weiter erschwert wird dies durch die äußerst heterogene und auf unterschiedliche industrielle Anwendungen ausgerichtete Composites-Industrie.

Vor allem die deutsche Composites-Industrie ist gestärkt aus der Krise in den Jahren 2008/2009 hervorgegangen. So konnte der Anteil an der Gesamtproduktionsmenge im betrachteten Europa auf fast 19% ausgebaut werden. Deutschland ist somit innerhalb von vier Jahren zum bedeutendsten Produktionsland in Europa geworden. Maßgebend hierfür sind oftmals die gute Qualität der gefertigten Produkte und das hohe Niveau der angebotenen Dienstleistungen.

Chancen eröffnen sich für die Composites-Unternehmen generell dann, wenn maßgeschneiderte Lösungen gefunden werden müssen, oder es gilt, Spezialsegmente und -Anwendungen zu bedienen. Individuelle Anforderungen sowie die Entwicklung von spezifischen Lösungen ermöglichen letztendlich den Aufbau von Wettbewerbsvorteilen und die Generierung entsprechender Mehrwerte für den Kunden. Wie in bestimmten Industriesegmenten in der Vergangenheit deutlich wurde, ist ein rein über den Preis geführter Wettbewerb auf Dauer für deutsche und auch europäische Unternehmen nicht zu gewinnen.

Ein sicheres und auf längere Sicht nachhaltiges Wachstum wird sich generell nur dann einstellen, wenn effektive und effiziente Verarbeitungsprozesse zusammen treffen mit ressourcenschonendem Materialeinsatz, Ingenieurs- und Erfindergeist und dem Mut, mit Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette, und bei Bedarf auch außerhalb des eigenen Materialsegments, zusammenzuarbeiten.

Über die AVK
Die AVK - Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V. ist der deutsche Fachverband für Faserverbundkunststoffe/Composites und vertritt die Interessen der Erzeuger und Verarbeiter auf nationaler und europäischer Ebene.

Das Dienstleistungsspektrum umfasst u.a. Facharbeitskreise, Seminare und Tagungen sowie die Bereitstellung von marktrelevanten Informationen.

National ist die AVK einer der vier Trägerverbände des GKV - Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie - und international Mitglied im europäischen Composites-Dachverband EuCIA - European Composites Industry Association.

Weitere Informationen: www.avk-tv.de

AVK Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V., Frankfurt

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