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25.07.2007 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Italien: Kunststoffindustrie muß modernisieren

Sinkenden Margen soll durch High-Tech entgegengewirkt werden

Die Margen der italienischen Kunststoffhersteller sinken derzeit infolge wachsender Rohstoffpreise. Sie können nur zum Teil über den Preis auf die Kunden abgewälzt werden. Auch die bei wichtigen Abnehmersparten anhaltende Produktionsverlagerung in Niedriglohnländer und wachsende Importe machen der Branche zu schaffen. Nur durch mehr High-Tech-Investitionen könne die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden, heisst es beim Fachverband PlasticsEurope. (Kontaktanschriften)

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Die italienische Kunststoffindustrie ist ein wichtiger Teil des Chemiebereichs. Im letzten Jahr hat sich das Produktionswachstum leicht verlangsamt. Der Fachverband PlasticsEurope Italia gibt den Produktionswert seiner 45 auf die Rohstoffherstellung konzentrierten Mitglieder mit 8,5 Mrd. Euro an. Italiens größter Kunststoffhersteller ist der Erdölmulti Eni (Ente Nazionale Idrocarburi) mit seiner Tochtergesellschaft Polimeri Europe, die im Jahr 2006 einen Umsatz von knapp 5 Mrd. Euro tätigte.

Strukturelle Schwächen, wie etwa die überwiegend kleinen Firmengrößen bei den kunststoffverarbeitenden Unternehmen, wirken sich derzeit ebenso wie die hohen Rohölpreise negativ auf die Margen aus. Ein Großteil der Kunststoffhersteller hat mit wichtigen Abnehmersparten, zum Beispiel mit der Kfz-Teilefertigung Zwölfmonatsverträge abgeschlossen, was den Spielraum für Preiskorrekturen limitiert. Das Wechselkursverhältnis zwischen Euro und US-Dollar wurde von den meisten Herstellern nicht im vollen Ausmass in ihren Preislisten berücksichtigt und drückt auf die Margen.

Um die Produktivität zu verbessern, muss die Branche investieren. Dies räumt auch ausländischen Herstellern von Maschinen und Anlagen günstige Chancen ein. Für deutsche Hersteller im High-Tech-Bereich gibt es derzeit zahlreiche Möglichkeiten. Italiens Hersteller von Kunststoffmaschinen haben auch dank der anziehenden Inlandsnachfrage im vergangenen Jahr ihre Produktion von 3,7 auf 3,85 Mrd. Euro erhöht. Damit wurden die Erwartungen des Verbandes des Kunststoff-Maschinenbaus Assocomaplast übertroffen. Laut Verbandsexperten soll sich die vor allem im 2. Halbjahr 2006 eingesetzte Erholung im laufenden Jahr kräftiger fortsetzen. Insgesamt gibt es in Italien 300 Branchenunternehmen mit rund 13.000 Beschäftigten.

Der italienische Kunststoffsektor hatte seine große Entwicklungsphase während der 90er Jahre, mit jährlichen Wachstumsraten von bis zu 10%. Ab der Jahrtausendwende hat sich sowohl die Inlandsnachfrage wie auch der Export in den EU-Raum abgeschwächt. In zahlreichen Sektoren, etwa bei großen und kleinen Elektrohausgeräten hat sich die Produktionsverlagerung ins Ausland erhöht. Gleichzeitig kämpfen die italienischen Hersteller mit den gewaltig anwachsenden Importen aus Niedriglohnländern, darunter vor allem aus der VR China.

Von drei wichtigen Sektoren werden derzeit Impulse erwartet. Im Verpackungsmittelsektor geht der Trend zu superleichten Kunststoffverpackungen. Rund 50% des Inlandabsatzes von Kunststoff entfallen auf den Verpackungsmittelsektor. Italien ist der europaweit größte Verbraucher von Mineralwasser mit einer jährlichen Produktion von 12,2 Mrd. Litern und einem Pro-Kopf-Verbrauch von 193 Litern pro Jahr. Der Mineralwasserumsatz belief sich 2006 auf 3,2 Mrd. Euro. Rund 80% der Mineralwasserflaschen sind aus Kunststoff. Der weltweit zweitgrößte Hersteller von PET/PEN-Flaschen, Gruppo Mossi & Ghisolfi, hat in Norditalien seinen Sitz. Im Jahr 2006 belief sich der Umsatz auf rund 1,8 Mrd. Euro. Die Verpackungsmittelindustrie wird als eine noch auf Jahre hinaus entscheidende Abnehmerbranche eingeschätzt, wobei vor allem von Lebensmittelverpackungen sowie den Design-bewussten Verpackungen im Pharma- und Kosmetiksektor Impulse kommen.

Anreize kommen neuerdings auch vom Fahrzeugbau. Allein im 1. Halbjahr 2007 hat der Pkw-Verbrauch in Italien um 6%, die Produktion um knapp 10% zugenommen. Laut den Fachverbandsexperten entfallen knapp 5% der italienischen Kunststoffproduktion auf den Kfz-Sektor. Die Anwendung von Kunststoff bei der Fahrzeugherstellung befindet sich auch dank der verstärkten Benutzung von Klebern im Steigen. Nicht nur bei Rennwagen (Ferarri), auch in den herkömmlichen Pkws steigt die Zahl der eingesetzten Klebstoffe. Mindestens 15 Kilogramm befinden sich in jedem Fahrzeug. Das Kleben ist zu einer Schlüsseltechnologie geworden, die das Schweissen mehr und mehr ersetzt. Die deutsche Henkel-Gruppe zählt zu den Marktführern in diesem Bereich und ist vor allem bei den sogenannten schlagzähen Klebstoffen in der Pkw-Branche marktführend. Aber auch im Flugzeugbau avanciert der Kunststoff zum Protagonisten. Beim neuen Boeing B-787-8 Modell (Dreamliner), dem sogenannten "Plastik-Flugzeug" entfallen 50% des Materials auf Kohlefasern. Die halbstaatliche Alenia Aeronatica (Gruppe Finmeccanica) erzeugt in ihren süditalienischen Werken in Foggia und Grottaglie wichtige Verbundstoffe aus Kohlefasern, die für den Rumpf des neuen Dreamliners eingesetzt werden.

Wichtiger als der Kfz-Sektor ist die Baubranche, welche rund 12% des gesamten Kunststoffverbrauchs des Landes absorbiert. Impulse kommen vom neuen Infrastrukturplan der Regierung mit Investitionen von geschätzt 100 Mrd. Euro bis 2011. Im Tiefbau werden vor allem bei Kunststoffrohren (u.a. bei der Kanalisation) gute Absatzmöglichkeiten gesehen. Bei Bauchemikalien zählt unter anderem die deutsche BASF-Gruppe mit einem in Italien getätigten Umsatz von 2,5 Mrd. Euro ebenso wie die italienische Mapei-Gruppe (Estrich, Klebstoffe) zu den Marktführern. Der Trend zur Energieeffizienz dürfte sowohl beim Neubau von Wohnungen, aber auch bei den Renovierungsarbeiten den Absatz von Isoliermaterial (u.a. zur Wärmedämmung) fördern. Auch bei der Schuhherstellung geht der Trend zu immer mehr Kunststoffanwendung. Deutsche Unternehmen, wie etwa BASF, Henkel, Bayer sind in Italien mit eigenen Produktionsanlagen gut positioniert.

Kontaktanschriften:

PlasticsEurope Italia
Via Giovanni da Procida, 11
I-20149 Mailand
Tel.: 0039 02/ 34 56 53 55, Fax: -34 56 53 11
plasticseuropeitalia@federchimica.it, www.plastica.it

Verband der Kunststoff- und Gummimaschinenbauer Assocomaplast
(Associazione Nazionale Costruttori di Macchine e Stampi per Materie Plastiche e Gomma)
Centro Direzionale Milanofiori, Palazzo F3
I-20090 Assago/Mailand
Tel.: 0039-02/8 22 83 71, Fax: -57 51 24 90
info@assocmaplast.org, www.assocomaplast.org

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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