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21.05.2003 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

6. Internationaler Altkunststofftag des bvse in Berlin

"Der eingeschlagene Weg der Nachhaltigkeit in der Abfallwirtschaft muss konsequent umgesetzt werden", erklärte Ministerialdirigent Dr. Helmut Schnurer vom Bundesumweltministerium auf dem 6. Internationalen Altkunststofftag des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (www.bvse.de) am 04. April 2003 in Berlin.

Schnurer betonte, dass Ressourcenschonung und Wirtschaftlichkeit als Bestandteile der Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur aus Umweltgesichtspunkten sinnvoll und notwendig seien, sondern auch Chancen für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen in einer sich schnell verändernden Abfall- und Recyclingwirtschaft böten.

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Der Unterabteilungsleiter Abfallwirtschaft im Bundesumweltministerium machte deutlich, dass hier das Kunststoffrecycling eine wichtige Rolle spiele. Dabei sei die Umsetzung von EU-Regelungen in nationales Recht, hier vor allem die Altfahrzeugverordnung, die Elektrogeräte-Richtlinie, aber auch nationale Verordnungen wie die Verpackungsverordnung und die Gewerbeabfallverordnung von besonderer Bedeutung.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden nach Schnurers Worten in der Abfallwirtschaft zur Zeit starken Veränderungen unterzogen. Beispielhaft nannte er hier die geplante Novelle der Verpackungsverordnung. Nach Einschätzung Schnurers werde die geplante Novelle insgesamt einen Zuwachs bei Kunststoff-Mehrwegverpackungen nach sich ziehen, auch wenn eine gewisse Verschiebung zu Kartonverbundverpackungen nicht ausgeschlossen werden könne.

In seinem Statement hob Schnurer hervor, dass PET das Potential habe, das Ziel der ökologischen Vorteilhaftigkeit zu erreichen. Voraussetzung wäre aber, dass die Einsatzquote von recyceltem Material insbesondere bei den 1,5-Liter-Flaschen gesteigert werden könne.

DKR: Energetische Verwertung gewinnt an Bedeutung

Den hohen Stand des Kunststoffrecycling auf dem Hintergrund der gesetzlichen Grundlagen demonstrierte Dr. Volker Gibs von der Deutschen Gesellschaft für Kunststoff-Recycling (DKR, www.dkr.de). Er zeigte auf, dass in 2001 in Deutschland 51 Prozent der Kunststoffe werkstofflich und 49 Prozent rohstofflich verwertet wurden. Die Anforderungen aus Sicht der Ökoeffizienz an das Recycling seien heute eine entsprechende Markt- und Kostenorientierung, hohes technisches Innovationspotential und hohe Energieeffizienz sowie nachprüfbare Qualitätssicherung.

Gibs: "Die besonderen Rahmenbedingungen in Deutschland für das Kunststoffrecycling sind die Ausschreibung der DSD-Leistungsverträge und die Pflichtpfandregelung." Die Förderung der Kunststoffartentrennung und die Kostensenkung für die Verwertung seien besondere Ziele der DSD-Leistungsverträge. Ab 2005 werde unter Wahrung der erreichten hohen ökologischen Standards eine Vergütung von 150 Euro je Tonne Kunststoffe angestrebt. Gerade die Kunststoffartentrennung, die durch moderne Sortier- und Erkennungstechniken erreicht wird, trägt nach Auffassung des DKR-Geschäftsführers entscheidend zur oköeffizienten Kunststoffverwertung bei.

Dr. Volker Gibs betonte, dass sich die DKR neben der Kostensenkung besonders durch eine vertiefte Verwertungskontrolle, transparente Verwertungsleistung, automatisierte Mengenstromführung und Förderung des Wettbewerbs bei der Kunststoffverwertung auszeichne. "Die ehrgeizigen Ziele der DKR sollen zukünftig durch einen Wettbewerb der Verwertungsverfahren, also einen Verwertungsmix aus werkstofflicher, rohstofflicher und energetischer Verwertung, sichergestellt werden", erklärte Gibs.

Zentrales Thema der Diskussionen war vor allem der Stellenwert der künftigen rohstofflichen und werkstofflichen Verwertung von Kunststoffen auf dem Hintergrund der Neugründung von tecpol. Herbert Snell, Vizepräsident des bvse, und bvse-Fachreferent Dr. Thomas Probst thematisierten die Gefahr einer starken Verdrängung des werkstofflichen Recyclings durch den geplanten Betrieb von großtechnischen Anlagen zur Herstellung von chemischen Edukten. Dieses chemische Recycling wird von tecpol als Verwertungsalternative für technische Kunststoffe aus den Bereichen Automobil und Elektro- und Elektronik-Altgeräten sowie für Standardkunststoffe aus DSD-Sammlungen gefördert. In dieser Verwertungsoption sahen die bvse-Vertreter eine Gefahr für das hochwertige Kunststoffrecycling, das seinen besonderen Stellenwert auch aus der Verwertungshierarchie der EU-Verpackungsrichtlinie und in der deutschen Verpackungsverordnung herleite.

"Der zunehmende Kunststoffeinsatz in technischen Produkten und die hiermit verbundene Verwertungsproblematik hat zur tecpol-Gründung geführt", erklärte Ulrich Schlotter von der tecpol GmbH i. Gr. Gesellschafter der tecpol sind die chemische Großindustrie und die großen Kunststoffverarbeiter. Schlotter führte aus, dass das abfallpolitische Umfeld die neuen Herausforderungen für die Produktverantwortung definiere. Er folgerte daraus, dass in der Abfallwirtschaft ein Umdenken notwendig werde, weg von segmentalen anwendungsbezogenen Lösungen hin zu stoffstromorientierten Lösungen, die sich an der Ökologie, der Ökonomie, der verfügbaren Technik sowie einer Offenheit für verschiedene Verwertungswege ausrichteten. Schlotter forderte deshalb zwar einen politischen Rahmen, machte aber auch deutlich, dass dieser keine technischen Detailvorgaben enthalte dürfe. Schlotter: "Die tecpol wird ein integriertes Stoffstrommanagement erarbeiten, um die zunehmende Altkunststoffmengen zu verwerten.".

Alternativen zum bestehenden Kunststoffrecycling

Ein Angebot zur Fortentwicklung vom Abfallverwerter zum Kunststoffproduzenten unterbreitete Dr. Gerald Altnau, Geschäftsführer der CreaCycle, dem Mittelstand. Dr. Altnau und Dr. Andreas Mäurer vom Fraunhofer Institut zeigten Alternativen zu der bestehenden Kunststoffverwertung unter Eliminierung von Verunreinigungen, Schadstoffen und Additiven auf. Sie berichteten, dass über Lösemittelverfahren mit anschließender Fällung der Kunststoff mit solch hoher Reinheit gewonnen werde, dass er als Neumaterial vermarktet werden könne. Gerade bei expandiertem Polystyrol werde viel Luft durch die Gegend gefahren. Das Polystyrol könne besonders vorteilhaft in Lösemittelcontainern aufgenommen werden und in einem anschließenden einfachen Verfahren gereinigt, von anderen Kunststoffen abgetrennt, von Additiven befreit und dann in höchster Qualität zurückgewonnen wird. Dieses Verfahren könne auch auf andere Kunststoffarten ausgeweitet werden und wird in ähnlicher Form bereits bei PVC im technischen Maßstab eingesetzt.

Novelle der EU-Verpackungsrichtlinie bringt in Deutschland wenig Veränderung

Die Novellierung der EU-Verpackungsrichtlinie stand im Mittelpunkt der Ausführungen von Caspar van den Dungen, Vizepräsident des EuPR, der auf die kommenden Quotenerhöhungen verwies, die aus den Beschlüssen der EU-Gremien resultieren werden. Während die Quote für die stoffliche Verwertung aller Verpackungsmaterialien deutlich ansteigen wird, sind die zu erwartenden Quotenerhöhungen für die Verwertung insgesamt und für das Kunststoffrecycling eher moderat. Die Definition von werkstofflichem Recycling wird von der EU sehr eng eingegrenzt auf die Herstellung von stofflich dem Ausgangsmaterial ähnlichen Rezyklaten, so dass jede Art von thermischer und rohstofflicher Verwertung definitiv ausgeschlossen ist. Van den Dungen zeigte auf, dass Deutschland bereits heute einen hohen Anteil an werkstofflicher und rohstofflicher Verwertung erreicht hat. Dennoch hat die thermische Verwertung von Kunststoffen in Deutschland immer noch einen relativ hohen Stellenwert.

"Das PET-Recycling ist auch europaweit der Schrittmacher für das hochwertige Kunststoffrecycling. Gerade bei PET darf der Export nach Fernost nicht den werkstofflichen Verwertungsquoten innerhalb der EU gutgeschrieben werden, " bekräftigte van den Dungen. Die nachhaltige Verwertung von Kunststoffen erfordere eine möglichst hochwertige Verwertung, und hier die Verwertung innerhalb des Binnenmarktes sowie den Abbau von Barrieren für den Einsatz von Rezyklaten. Van den Dungen führte aus, dass die Voraussetzung für die Durchsetzung dieser Forderungen der Aufbau europäischer Standards für die Kunststoffverwertung ist.

Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., Bonn

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