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18.02.2008 | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Russland: Deutsche Kunststoffmaschinen führend

Russland bleibt einer der wichtigsten Märkte für deutsche Hersteller von Kunststoff- und Gummimaschinen. Nach den USA und der VR China ist das Land heute weltweit das drittwichtigste Zielgebiet. Die Exporte nach Russland legten 2007 wieder zweistellig zu. Für die kommenden Jahre rechnet der Maschinenbauverband VDMA mit einer Abschwächung der hohen Zuwachsraten. Russische Hersteller von Verpackungen, Baustoffen und Automobilzubehör werden aber weiter für eine lebhafte Nachfrageentwicklung sorgen.

Für Russlands Kunststoffverarbeiter sind deutsche Hersteller die wichtigsten Maschinenlieferanten. Auf sie entfallen etwa 40% der weltweiten Lieferungen von Kunststoff- und Gummimaschinen in das osteuropäische Land. Der Boom in der Nahrungsmittelindustrie (Bedarf an Kunststoffverpackungen), Bauindustrie (Kunststoffrohre, Dämmmaterialien, Fensterprofile) oder in der Automobilindustrie sorgt seit Jahren für zweistellige Zuwachsraten bei den deutschen Exporten von Kunststoff- und Gummimaschinen in Richtung Russland.

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Das Liefervolumen hat 2007 einen neuen Rekord erreicht, wie die Zehnmonatszahlen des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) zeigen. Demnach konnten deutsche Hersteller zwischen Januar und Oktober 2007 Kunststoff- und Gummimaschinen im Wert von 210 Mio. Euro in Russland absetzen - ein Plus von über 30% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Den größten Anteil daran haben Extruder und Extrusionsanlagen und innerhalb dieser Gruppe Maschinen zur Herstellung von Rohren, Profilen und Folien, erklärte Claudia Frey vom VDMA-Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen auf der Moskauer Fachmesse Interplastica (29.1. bis 1.2.08, Veranstalter: Messe Düsseldorf). Innerhalb der deutschen Gemeinschaftsbeteiligung stellten in diesem Jahr 141 Aussteller ihre Produkte vor. Für 2008 und die nahe Zukunft rechnet Branchenexpertin Frey mit einer Abschwächung der Wachstumsraten, weil die Ausgangsbasis des deutschen Exportvolumens inzwischen eine stattliche Größe erreicht hat. Dennoch werden die deutschen Lieferungen nach VDMA-Prognosen weiter steigen.

Auf ihrer Führungsposition ausruhen können sich die deutschen Hersteller in Russland aber nicht. Nicht nur europäische Wettbewerber aus Italien oder Frankreich mischen auf dem Riesenmarkt kräftig mit. Gerade bei Maschinen zur Herstellung einfacher Spritzgussteile wird auch die Konkurrenz aus der VR China immer stärker, berichteten deutsche Messeteilnehmer in Moskau. Daher müssten sich westeuropäische Anbieter auf anspruchsvollere Produkte konzentrieren, zum Beispiel auf Anlagen für technische Kunststoffteile. "Automobilzulieferer und Verpackungshersteller fragen verstärkt Maschinen nach", hat Klaus Engel beobachtet. Er ist Exportleiter des rheinland-pfälzischen Unternehmens Dr. Boy, das auf Spritzgießautomaten spezialisiert ist.

Seit Jahren erfolgreich in Russland ist der bayerische Maschinenbauer Kurtz. Sehr gut verkaufen sich derzeit Anlagen zur Verarbeitung von aufgeschäumtem Polystyrol (EPS) und Polypropylen-Schaumstoff (EPP), so Peter Kusche, der im Service von Kurtz arbeitet. Die Endprodukte finden hauptsächlich in der Bauindustrie als Baustoff (Blockformen) oder als Dämmstoff Einsatz. Kunden sind zum Beispiel russische Gasproduzenten, die für ihre Mitarbeiter ganze Wohnsiedlungen hochziehen. Perspektiven für den Absatz von Kunststoffmaschinen des von ihm vertretenen Unternehmens sieht Kusche auch bei Verpackungsherstellern und Automobilzulieferern.

Auch für den hessischen Maschinenbauer Mann+Hummel ProTec wird der russische Markt wichtiger. "Die Kunden hier können sich inzwischen europäische Anlagen leisten", sagt Rainer Riediger, der den Messeauftritt des Unternehmens in Moskau geleitet hat. Mann+Hummel ProTec baut Peripheriegeräte für die Kunststoff verarbeitende Industrie. Dazu gehören Anlagen für Lagerung, Transport, Trocknung und Dosierung der Ausgangsmaterialien. Allerdings räumt Riediger ein, dass die Finanzierung für russische Kunden häufig ein Problem sei, da sie oft über keine Sicherheiten verfügten. Kommt der Vertrag jedoch zu Stande, "dann ist die Zahlungsmoral besser als in Frankreich oder Italien", erzählt der Prokurist.

Für Spezialanbieter rund um die Kunststoffverarbeitung bietet Russland großes Potenzial. So hat sich die Würzburger Firma Octagon im Jahr 2008 erstmals an der Interplastica in Moskau beteiligt, um den Markt zu sondieren. Das Unternehmen liefert Mess- und Regeltechnik für Folienblasanlagen und konnte auf der Messe die ersten Geschäfte abschließen. Verkaufsmanager Peter Keim sieht vor allem bei Lebensmittelverpackungen und beim Einsatz von Medizintechnik (zum Beispiel Infusionsbeutel) noch gute Wachstumschancen.

Auf Rohstofflieferungen konzentriert sich Innospec aus Leuna. Das Unternehmen produziert einen Spezialkunststoff, der zum Beispiel zur Herstellung von Verpackungsfolie verwendet wird. Das Russland-Geschäft verzeichnet enorme Zuwächse. "Wir sind erst seit zwei Jahren hier aktiv, doch letztes Jahr ging es gleich von Null auf Hundert", erzählt Verkäufer Thomas Friedrich. Er schätzt den Gesamtmarkt für diesen Spezialkunststoff auf ein Volumen von 15.000 Tonnen jährlich und die Zahl der potenziellen Abnehmer (Hersteller von Kunststofffolien) in Russland auf bis zu 200. Das biete gerade relativ kleinen, aber flexibel reagierenden Anbietern wie Innospec mehr als eine Nische. Zumal die russische Konkurrenz große Qualitätsprobleme habe, so Friedrich. Da jedoch immer mehr moderne Produktionsanlagen in Russland eingesetzt würden, steige auch der Bedarf an hochwertigen Ausgangsstoffen.

Laut VDMA hat Russland 2006 Kunststoff- und Gummimaschinen für insgesamt 552 Mio. Euro im Ausland eingekauft. Neben deutschen Herstellern sind italienische Maschinenbauer die wichtigsten Lieferanten.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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