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22.09.2008 | Lesedauer: ca. 3 Minuten    

Polen: Hoher Bedarf an Kunststoffen wird durch Importe gedeckt

Wegen der anhaltend guten Konjunktur in vielen Abnehmerbranchen dürfte der Absatz von Chemikalien und chemischen Produkten in Polen auch 2009 steigen. Da der einheimische Chemiesektor den hohen Bedarf, insbesondere an Spezialkunststoffen, nicht decken kann, ist die Wirtschaft auf Importe angewiesen. Davon können deutsche Branchenunternehmen profitieren. Experten rechnen noch über Jahre mit einer expandierenden Nachfrage, da der polnische Pro-Kopf-Verbrauch von Chemikalien im europäischen Vergleich noch niedrig ist.

Marktentwicklung/-bedarf
Die optimistischen Nachfrageerwartungen für 2009 und darüber hinaus dürften (neben der - wenn auch leicht abgeschwächten - anhaltend guten Konjunktur) hauptsächlich auf den im europäischen Vergleich noch niedrigen Pro-Kopf-Verbrauch von Chemikalien (circa 35 bis 40% des EU-Durchschnitts) zurückzuführen sein. An der gesamten verkauften Chemieerzeugung in der EU hat Polen aber erst einen Anteil von knapp 2%. Der Importanteil am polnischen Gesamtverbrauch chemischer Erzeugnisse stieg in den letzten drei Jahren von 60% auf rund 70% (2007).

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Das jährliche Umsatzwachstum bei Chemikalien liegt nach Expertenschätzungen im Mittel bei rund 8%. In einigen Sparten, wie der Bauchemie, die angesichts bevor stehender Investitionen im Zuge der Fußball-EM 2012 große Aufträge erwartet, dürften die Zuwachsraten noch erheblich höher ausfallen. Vom Aufschwung in der Bauindustrie profitieren auch Hersteller von Farben und Lacken sowie fertigen Kunststoffprodukten (Fenster-, Türrahmen, Bodenbeläge, synthetische Eisenoxide für Sichtbeton).

Infolge von Großinvestitionen in die Kfz- und Haushaltsgeräteindustrie (vor allem weiße Ware) ist die Nachfrage nach Kunststoffen enorm. Zu Großabnehmern entwickeln sich zudem Flatscreen-Hersteller. Vor allem in technischen Einsatzbereichen werden große Mengen an speziellen Gummierzeugnissen benötigt.

Den steigenden Bedarf an (hochwertigen) Polymeren im Land kann die polnische Kunststoffbranche kaum befriedigen. Bei den meisten Kunststoffen ist Polen daher auf Importe angewiesen. Das gilt besonders für Polyamidkunststoffe, aber auch für expandierendes Polystyrol (EPS), das zu etwa 60% eingeführt werden muss. Ähnliches gilt für Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP). Polymere, Epoxidharze und Polyamide in Grundformen werden in größeren Mengen auch in Polen hergestellt.

Die Potenziale für die Zusammenarbeit mit polnischen Chemieunternehmen sind vielfältig. Häufig gibt es dabei einen direkten Umweltbezug - zum Beispiel durch Energieeinsparung. So arbeitet BASF eng mit dem Hersteller von Isolationsmaterialien Termoorganika zusammen. Auch bei der schadstoffintensiven Produktion von Kunststoffdünger ist deutsches Know-how gefragt (mit dem Ziel der Emissionsreduzierung).

Produktion/Branchenstruktur
Polens Chemiesektor ist strukturell nicht wettbewerbsfähig, da er in hohem Maße auf die Erzeugung chemischer Grundstoffe konzentriert ist. Zu den Global Playern des Landes zählen Produzenten von Melamin, Kaprolaktam, Titanweiß, Ammoniak sowie von Kalium-, Phosphor- und Stickstoffdünger. In Pulawy sitzt der größte einheimische Chemiebetrieb für Stickstoffdünger (Marktanteil Polen: 30%, EU: 5,5%) und in Police für Phosphor- und Mehrnährstoffdünger. ZA Pulawy ist gleichzeitig der einzige Hersteller von Melamin in Polen und der größte seiner Art in Mittelosteuropa.

Basischemikalien (Alkene und Aromate) werden kaum produziert. Die Ethylenerzeugung ist deutlich niedriger als in anderen Ländern Europas. Wegen der fehlenden Ausgangsprodukte gilt das auch für Kunststoffe. Durch ausländische Investitionen verbessert sich die Situation langsam.

Einheimische Firmen, wie der Düngemittelbetrieb in Tarnow, stellen ihre Produktion teilweise auf moderne Kunststoffe für die Bauindustrie um. Synthos Chemical Innovation investiert in die Erzeugung von Industrieklebstoffen sowie von hoch entwickelten Polystyrolen. Die Ciech-Gruppe will 2008 über 550 Mio. Zl für verschiedene Projekte aufwenden.

Außenhandel
Das Außenhandelsdefizit Polens bei chemischen und verwandten Erzeugnissen (SITC-Pos. 5) weitete sich 2007 (Januar bis Mai 2008) um 31,0 (13,5) Mrd. Zl aus. Einen leichten Bilanzüberschuss im Chemikalienhandel hat das Land nur bei Kautschuk, Dünger und Kosmetik. Am größten ist das Defizit bei Pharmazeutika, Kunststoffen in Primärformen und speziellen organischen Chemikalien. Fachleute sind sich darin einig, dass nur neue Investitionen diesen Negativtrend stoppen können.

Polen ist der Hauptabnehmer deutscher Chemieerzeugnisse in Mitteleuropa. Es werden vor allem Kunststoffe aus Deutschland bezogen.

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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