12.11.2008 | Lesedauer: ca. 3 Minuten |
Resorbierbare Implantate gegen Herzscheide- wanddefekte und gegen die überaktive Harnblase - Zweifache Auszeichnung für das IKV Angeborene Defekte der Herzscheidewand sollen mit einem neuartigen Implantat aus resorbierbarem Kunststoff verschlossen werden. Alle gegenwärtig verfügbaren Implantate bestehen bislang aus einer Kombination von Metallrahmen und einer synthetischen Kunststoffbespannung oder -füllung, die für die Dauer der natürlichen Lebenserwartung als Fremdmaterial im Körper verbleiben. Auf Grund der Erkenntnis, dass diese "permanenten" Implantate nach einigen Monaten vollständig eingewachsen sind und damit körpereigenes Gewebe letztlich die den Defekt verschließende Funktion des Implantats übernommen hat, wurde ein vollständig resorbierbares Implantat entwickelt, das sich nach dem Verschluss durch körpereigenes Gewebe selbstständig auflöst. Insbesondere bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern könnte das neue Implantat Langzeitrisiken durch den Fremdkörper vermeiden. Das Forschungsprojekt mit dem Titel "Realisierung und tierexperimentelle Erprobung eines vollständig bio-resorbierbaren Verschlusssystems zur katheterinterventionellen Behandlung von Herzscheidewanddefekten" wird in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV, www.ikv-aachen.de) an der RWTH Aachen und der Abteilung Kinderkardiologie der Justus Liebig Universität Gießen sowie verschiedenen Partnern aus der Industrie bearbeitet. Das IKV untersuchte bereits die Verarbeitbarkeit des hochwertigen Materials und konnte einen Prototypen in kunststoffverarbeitenden Verfahren herstellen und wird nun in weiteren Schritten die Optimierung vorantreiben. Es ist eines von zwei Vorhaben mit IKV-Beteiligung, das als Gewinner aus dem Innovationswettbewerb Medizintechnik hervorgegangen ist. Das zweite ausgezeichnete Vorhaben mit IKV-Beteiligung trägt den Titel "Neuartige intravesikale Therapie der überaktiven Harnblase mittels eines biodegradierbaren ‚Drug-Release-Systems´". Dieses System soll aus einem resorbierbaren Trägermaterial und dem benötigten Wirkstoff bestehen. Einmal mit einem Katheter in die Blase eingebracht, wird das Trägermaterial, wie an einer Perlenkette aufgereihte Kugeln, auseinandergespreizt und kann so nicht mehr durch die Harnröhre ausgespült werden. Die kleinen Kugeln bauen sich sukzessive ab und setzen das Medikament frei. Bei guter Verträglichkeit sollen sie lang anhaltend und wirksam den überaktiven Blasenmuskel dämpfen. Dieses Projekt wird in Zusammenarbeit zwischen dem IKV und der Urologischen Klinik des Universitätsklinikums Aachen bearbeitet. Auch hier untersucht das IKV die Herstellung des Implantats aus resorbierbarem Kunststoff, ein Prototyp konnte bereits hergestellt werden. Die Projekte werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Von über 90 eingereichten Projektskizzen wurden 14 bewilligt, davon zwei für das IKV und seine Projektpartner. Die Gewinner wurden bei einer festlichen Veranstaltung des Innovationsforums Medizintechnik am 23. Oktober 2008 in Berlin bekannt gegeben. Ina Michaelis, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IKV und verantwortlich für die Arbeitsgruppe Medizintechnik nahm die Auszeichnung dankend entgegen. Bundesgesundheitsministerin besucht IKV Zeitgleich mit der Auszeichnung in Berlin besuchte die Bundesministerin für Gesundheit Ulla Schmidt das IKV, um sich über Kunststoffe in der Medizintechnik aus erster Hand zu informieren. Am 24. Oktober 2008 begrüßte sie Institutsleiter Professor Walter Michaeli (Bild) am Institut in Aachen. Nach einer kurzen Vorstellung des Instituts und seiner Arbeitsweise und Ziele durch Professor Michaeli, erläuterte Ina Michaelis, verantwortlich für die Arbeitsgruppe Medizintechnik des IKV, die derzeit aktuellen Projekte in diesem Bereich. Neben den oben genannten ausgezeichneten sind dies die "Entwicklung eines teilresorbierbaren Textil-Schaum-Verbunds für einen Dünndarmersatz" und die "Implantatentwicklung für Frakturen der kleinen Röhrenknochen". Bei der Besichtigung des Spritzgießtechnikums demonstrierten die Kunststofftechniker des IKV die Verarbeitung von Kunststoffen an laufenden Spritzgießmaschinen. Die Ministerin zeigte sich angenehm überrascht, was man mit Kunststoffen in der Medizin bewirken kann. Zudem nahm die Ministerin erfreut mit auf den Weg, dass am Vortag zwei der insgesamt vier Forschungsprojekte als Gewinner aus dem "Innovationswettbewerb Medizintechnik 2008" hervorgegangen sind. |
Institut für Kunststoffverarbeitung, Aachen
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