21.11.2008 | Lesedauer: ca. 5 Minuten |
Preisverfall und Absatzprobleme führen zur Schließung vieler Kleinbetriebe / Impulse weder vom Binnenmarkt noch vom Export Der chinesische Markt für Kunststofferzeugnisse ist innerhalb weniger Wochen abgestürzt. Der rapide Verfall der Preise lässt die produzierenden Unternehmen auf ihren aufgelaufenen hohen Produktionskosten sitzen. In der Folge mussten wohl tausende kleiner Firmen Konkurs anmelden, und auch größere Betriebe kamen mächtig unter Druck. Die Konsolidierung des stark zersplitterten Sektors war zwar ohnehin überfällig, aber die derzeitige Krise wird den Vorgang zweifellos beschleunigen. Eine Erholung wird frühestens im 2. Quartal 2009 erwartet. Die chinesischen Hersteller von Kunststofferzeugnissen gerieten im 3. Quartal 2008 in eine schwierige Situation. Die nachlassende Dynamik der wichtigen Abnehmerbranchen wie Kraftfahrzeuge und der Bausektor, aber auch die geringere Exportnachfrage führten zu einer Situation, in der viele Firmen schon zusammengebrochen sind oder vor dem Zusammenbruch stehen. Die Branche sei unversehens in den "Winter" geraten, heißt es beim Informationsdienst hc360 über eine jüngst in der Ostprovinz Zhejiang durchgeführten internationalen Fachtagung des Kunststoffsektors. Verschiedene Quellen, darunter die "Zhonghua Xinwang" (China Chemical Industry News - CCIN), berichten, dass möglicherweise 10.000 kleinere Unternehmen in Konkurs gingen, da die Nachfrage eingebrochen sei, und viele mittelgroße Firmen - die Rede ist von bis zu 40% - die Produktion eingestellt oder zumindest reduziert hätten. Mit einer Umsatzrendite von nur 3,9% (2007) ist die Branche ohnehin relativ ertragsschwach, so dass eine beträchtliche Zahl von Betrieben die Krise nicht überleben dürfte. Die Preise auf dem Binnenmarkt, die ohnehin im Lauf des Jahres aufgrund der hohen Preise für Öl und Vorprodukte stark fluktuierten, sind offensichtlich im Oktober zusammengebrochen. Für viele Kunststoffwaren, die auf dem Höhepunkt für 17.000 RMB pro Tonne verkauft wurden, können derzeit nur noch 6.000 RMB realisiert werden. Dies entspricht einem Rückgang von knapp zwei Dritteln. Dass sich die Kunststofferzeuger, die bisher im Export zweistellige Zuwachsraten gewohnt waren, auf einen nachlassenden Auslandsbedarf einstellen müssen, zeigt die Ausfuhr in den ersten drei Quartalen 2008. Wurden im Gesamtjahr 2007 noch Enderzeugnisse im Wert von 14,5 Mrd. $ (+8,8%) beziehungsweise 7,7 Mio. t (+5,8%) ausgeführt, ging von Januar bis September 2008 die Steigerungsrate auf +1,6% (11,0 Mrd. $) zurück. Der Menge nach reduzierten sich die Ausfuhren sogar um 4,3% auf 5,4 Mio. t. Insbesondere die Lieferungen von Rohren und Profilen aus Kunststoff sei stark gesunken, berichtet CCIN in einer aktuellen Analyse. Der Branche stehen daher mindestens zwei sehr harte Quartale bevor, da bis in den September auch bei der Produktion noch hohe Zuwachsraten erzielt worden waren. Alleine in diesem Monat erhöhte sich der Ausstoß nach Angaben des National Bureau of Statistics (NBS) im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,7% auf 3,5 Mio. t. Die Erlössituation war Angaben des NBS zu Folge bis in den August hinein (letztverfügbare Werte) überaus dynamisch. Nach diesen Zahlen erhöhten sich die Umsätze in den ersten acht Monaten 2008 im Vergleich zur Vorperiode um nominal 22,0% auf 588 Mrd. RMB. Zwar dürften die kommenden Monate für die Branche noch schwierig sein, und weitere Firmen könnten gezwungen sein, Konkurs anzumelden. Aber es gibt auch einige wenige Lichtblicke. So hat die nationale Reformkommission die Umsatzsteuererstattungen für Exporte von Kunststofferzeugnissen zum 1.11.08 in unterschiedlichem Umfang nach oben gesetzt. In der darniederliegenden Spielzeugindustrie, deren Lieferungen ins Ausland in den ersten drei Quartalen 2008 nur noch um 3,7% auf 6,3 Mrd. $ zulegen konnten, wurde der Erstattungssatz von 13% auf 14% angehoben. Der gleiche Satz gilt für gewebte Tüten, Verpackungsfolien, Kunstleder sowie Chemiefasern. Auch Enderzeugnisse wie Badewannen, Duschen, Waschbecken und Spülen aus Kunststoff kamen in den Genuss einer höheren Rückerstattung: die Sätze erhöhten sich von 5 auf 9%. Ferner dürften sich die staatlichen Stützungsmaßnahmen für den Wohnungsbau günstig auf den Absatz von Baubedarfsartikeln aus Kunststoff auswirken. Trotz dieser Stützungsmaßnahmen bezweifelt aber kaum ein Beobachter die prekäre Situation der Branche. Die schwierige Lage der Kunststoffhersteller hat sich zwar bislang noch nicht auf den Import von Kunststoffmaschinen niedergeschlagen. So erhöhten sich die Einfuhren in den ersten drei Quartalen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20,4% auf 2,3 Mrd. $. Für das vierte Quartal jedoch wird allgemein ein empfindlicher Rückgang erwartet, der sich auch in den ersten Quartalen 2009 deutlich zeigen dürfte. In der Rezession dürfte sich die Branche daher stark konsolidieren, da die Produktion bisher stark zersplittert ist und sich auf dem Markt unzählige Kleinstfirmen tummeln, deren Wettbewerbsfähigkeit nunmehr in Frage gestellt ist. Nach Angaben des Branchenverbandes "China Plastics Processing Industry Association" (CPPIA) gab es 2007 knapp 15.000 Hersteller von Kunststofferzeugnissen, deren Bruttoproduktion mit 802 Mrd. RMB (etwa 77 Mrd. Euro; 1 Euro = 10,42 RMB - Jahresdurchschnitt) angegeben wird. Der Verbrauch (Produktion ./. Export + Import) dürfte daher rein rechnerisch bei 732 Mrd. RMB gelegen haben. Regional konzentrieren sich knapp zwei Drittel der chinesischen Kunststoffproduktion auf nur vier Provinzen (in Klammern Ausstoß 2007 in Tsd. t sowie Anteile an der Gesamterzeugung in %): Zhejiang (7.661; 23,2), Guangdong (7.545; 22,8), Jiangsu (3.275; 9,9) sowie Shandong (3.155; 9,6). (S.G.) Weiterführende Informationen |
bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln
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