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13.02.2009 | Lesedauer: ca. 6 Minuten    

Indien: Nachfrage nach Kunststoff- und Gummiprodukten gibt nach

Langfristig verfügt der Markt über ein großes Wachstumspotenzial

Die nachlassende Konjunktur trifft auch die gummi- und kunststoffverarbeitenden Betriebe in Indien. Bemerkbar machen sich die gesunkene Nachfrage des lokalen Automobilsektors sowie anderer Industriezweige. Das Analyseinstitut CMIE prognostiziert für den Zeitraum Januar bis März 2009 rote Zahlen in der Branche. Vertreter der Industrie zeigen sich dennoch optimistisch und erwarten nach einer zeitweiligen Flaute wieder kräftige Zuwachsraten bei Gummi- und Kunststofferzeugnissen. (Kontaktanschriften)

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Indien ist der viertgrößte Kautschukkonsument weltweit und belegt gleichzeitig Rang zehn unter den Herstellerländern. In den letzten Jahren sind der Verbrauch und die Produktion von Gummi stetig gestiegen, wobei Kautschuk mit einem Anteil von gut 90% an der Fertigung und 75% am Verbrauch gegenüber synthetischem Gummi eine größere Bedeutung zukommt. Bis zum Finanzjahr 2007/08 (1.4. bis 31.3.) legte der Absatz von Kautschuk über einen Zeitraum von vier Jahren mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 6% auf 861.000 t zu. Die Produktion stieg währenddessen um knapp 4% auf 825.000 t. Den Branchenumsatz schätzte die Wirtschaftsberatung KPMG in einer Studie für die India Brand Equity Foundation (IBEF) im Juli 2008 auf rund 5,6 Mrd. US$.

Wichtigster Abnehmer von Erzeugnissen aus Gummi ist die von der Finanzkrise stark getroffene Automobilindustrie. Die sinkende Nachfrage nach Kfz hat sich auch in den Bestellungen für Reifen niedergeschlagen. Das Rubber Board des Ministry of Commerce and Industry vermeldete für Oktober 2008 einen Rückgang um 2,7% gegenüber dem Vorjahresmonat. Die noch nicht veröffentlichten Statistiken für Dezember dürften eine noch deutlichere Sprache sprechen, denn die Autohersteller haben zum Jahreswechsel 2008/09 fast ausnahmslos die Produktion heruntergefahren.

Auch die insgesamt gedämpfte Industrieproduktion dürfte die Nachfrage nach Gummierzeugnissen, insbesondere nach Riemen und Schläuchen für den industriellen Einsatz, senken. Das Centre for Monitoring Indian Economy (CMIE) prognostizierte im Januar 2009 einen Zuwachs des industriellen Outputs von nur noch knapp 4% im Finanzjahr 2008/09 (2007/08: +8,5%). Zugleich schieben die Konsumenten angesichts der unsicheren Wirtschaftslage größere Ausgaben für Gebrauchsgüter auf. Die meisten dieser Produkte enthalten Gummi- oder Kunststoffkomponenten.

Von einem weiter nachlassenden Bedarf geht auch das Rubber Board aus, das Ende Januar seine Prognosen für die Produktion und den Verbrauch von Kautschuk für das Finanzjahr 2008/09 nach unten korrigierte, und zwar von 875.000 t auf 861.000 t beziehungsweise von 899.000 t auf 862.000 t.

Die Flaute in der Branche dürfte indes nicht von Dauer sein. Langfristig gilt Indien als einer der aussichtsreichsten Wachstumsmärkte der Automobilbranche, und damit dürfte auch für gefüllte Auftragsbücher in der Reifenindustrie gesorgt sein. Impulse für die Nachfrage nach Gebrauchsgütern beziehungsweise den entsprechenden Gummikomponenten werden von dem hohen Bevölkerungswachstum sowie den steigenden Einkommen erwartet. Der höhere Absatz von Gebrauchsgütern würde zugleich die Industrieproduktion und dadurch die Gumminachfrage für industrielle Zwecke antreiben.

Rund 90% des indischen Kautschuks werden im Bundesstaat Kerala gewonnen, der Rest in den Nachbarstaaten Tamil Nadu und Karnataka. Die den Rohstoff verarbeitende Industrie konzentriert sich auf die beiden letztgenannten Unionsstaaten. Die Branche ist stark fragmentiert. Von den rund 6.000 gummiverarbeitenden Betrieben sind schätzungsweise 5.600 Klein- und Kleinstbetriebe, 300 mittlere und etwa 30 große Hersteller. Zu den größten Unternehmen zählen die Reifenhersteller Apollo Tyres (Umsatz 2007/08: knapp 1,1 Mrd. $), MRF (1,1 Mrd. $), JK Tyres (800 Mio. $) und Ceat (650 Mio. $) sowie der Schuhfabrikant Bata India (220 Mio. $).

Die Größe der indischen Kunststoffindustrie schätzt IBEF für das Finanzjahr 2007/08 auf 6,6 Mrd. $. Angaben der Investment Information and Credit Rating Agency of India (ICRA) zufolge wurden 2006/07 rund 5,3 Mio. t Kunststoff verbraucht. Bis 2011 soll das Land der drittgrößte Konsument von Polymeren werden, wie die Dachorganisation der Kunststoffindustrie, Plastindia Foundation, Mitte November prognostizierte. Damit würde ein Anstieg der Nachfrage nach Rohmaterialien, Maschinen sowie halbfertigen und fertigen Erzeugnissen einhergehen. Allein in den nächsten drei Jahren werden laut einer im Januar veröffentlichten Studie von KPMG für IBEF 30.000 neue kunststoffverarbeitende Maschinen und Projektinvestitionen im Wert von etwa 9,5 Mrd. $ benötigt.

Das Wachstumspotenzial des Kunststoffmarktes auf dem Subkontinent ist groß. Bisher ist die Marktdurchdringung von Kunststofferzeugnissen vergleichsweise gering. Indiens jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch beträgt nur 6 kg gegenüber 17 kg in der VR China und 27 kg im weltweiten Durchschnitt. Als Wachstumssegmente benennt die KPMG-Studie Verpackungen (insbesondere für Lebensmittel und kurzlebige Konsumgüter), Anwendungen in der Landwirtschaft sowie der Infrastruktur (unter anderem Materialien für den Bausektor wie Türen oder Fensterprofile sowie Rohre für Trinkwasser und Abwasser), technisch weiterentwickelte Kunststoffe für Konsumgüter und den Automobilsektor sowie innovative Produkte für den Informations- und Kommunikationssektor.

Nach Angaben des Fachverbandes All India Plastics Manufacturers´ Association (AIPMA) ist die Nachfrage nach Polymeren im Zeitraum von Juli bis Dezember 2008 um 10% gegenüber der Vorjahresperiode gesunken. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise relativierte auch Plastindia seine Einschätzung von November 2008, dass sich der Pro-Kopf-Verbrauch bis 2010 deutlich auf 12,5 kg erhöhen würde. Mit einer Verdoppelung auf 12,0 kg sei nun erst 2012 zu rechnen.

Polymere werden in Indien zumeist durch Extrusion verarbeitet (76%), seltener im Spritzgussverfahren (18%) oder durch Blasformung (5%). Eingesetzt werden Kunststoffe vor allem für flexible (42%) und unelastische (14%) Verpackungen, im Bausektor (12%), in Haushalten (9%), für Geräte (7%) und Kabel (6%).

Wie die gummiverarbeitende Industrie ist auch die Kunststoffbranche stark fragmentiert. Von den rund 55.000 verarbeitenden Betrieben sind etwa drei Viertel Klein- und Kleinstunternehmen, die für insgesamt 25% der Produktion stehen. Textilfasern fertigen etwa 2.000 Betriebe, davon sind 80% kleine Firmen. Zu den großen Branchenakteuren zählen der Gepäckfabrikant VIP Industries (Umsatz 2007/08: 138 Mio. $) sowie die Kunststoffhersteller Nilkamal Industries (125 Mio. $) und Supreme Industries (2004: 427 Mio. $). Attraktive Standorte für die Kunststoffindustrie sind laut IBEF Gujarat und Maharashtra, da ihre Nähe zu den Rohstofflieferanten einen Wettbewerbsvorteil darstellt und sie außerdem Investitionen fördern.

Kontaktanschriften:
All India Plastics Manufacturers´ Association (AIPMA)
AIPMA House, A-52, Street No. 1, M.I.D.C. Marol, Andheri (East), Mumbai - 400 093
Tel. 0091 22/28 21 73 - 24/25, Fax -28 25 22 95
office@aipma.net, www.aipma.net

Plastindia Foundation 401, Landmark B, Suren Road, Off Andheri Kurla Road, Andheri (East), Mumbai - 400 093 Tel. 0091 22/26 83 29 11 14, Fax -26 84 58 61
plastindia@vsnl.com, www.plastindia.org

Rubber Board / Ministry of Commerce and Industry
P. B. No. 1122, Kottayam - 686 002
Tel. 0091 481/230 12 31, Fax -257 13 80
info@rubberboard.org.in, http://rubberboard.org.in

Weiterführende Informationen

Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH, Berlin + Köln

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