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17.04.2009 | Lesedauer: ca. 5 Minuten    

Russland: Trübe Aussichten für Markt für Kunststoffrohre

Halbierung der Nachfrage prognostiziert / Zwei Drittel der russischen Wasserleitungen verschlissen

Der russische Markt für Kunststoffrohre ist 2008 um 11% gewachsen. Auftragsrückgänge aus der staatlichen Wasserwirtschaft sowie im Bereich privater Baumaßnahmen dürfte den seit nunmehr einem Jahrzehnt anhaltenden Boom 2009 beenden. Marktbeobachter prognostizieren 20% weniger Nachfrage. Einige Branchenunternehmen gehen sogar von einer Halbierung des Marktvolumens aus und rechnen mit einem Konzentrationsprozess in der Branche. Weiterhin hoch im Kurs stehen doppelschichtige gewellte Kunststoffrohre. (Kontaktanschriften)

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Auf dem Gebiet der Russischen Föderation, dem größten Staat der Welt, liegen 535.000 km Wasserleitungen. Der Großteil davon befindet sich allerdings in einem miserablen Zustand. Laut Tamara Chasowa, Leiterin der Abteilung Marktforschung beim Chemieconsulting-Unternehmen Creon, liegt der Verschleißgrad bei 60 bis 65%. Dasselbe desaströse Bild ergibt sich beim 250.000 km langen Wärme-. bzw. Gasleitungsnetz in Russland. Auch hier sind zwei Drittel aller Rohrsysteme völlig veraltet und müssen dringend erneuert werden. Mit immensen Schäden: Wegen der schlecht isolierten Rohre verliert Russland Jahr für Jahr Wärmeenergie im Wert von mindestens 500 Mrd. Rbl (Wechselkurs vom 6.4.09: 1 Euro = 44,78 Rbl).

Der politischen Führung des Landes ist dieser Missstand sehr wohl bekannt. Mittlerweile werden jedes Jahr 1,6% des gesamten Wasser- und Wärmeleitungsnetzes modernisiert. Das hat Produzenten für Kunststoffrohre in den vergangenen Jahren Rekordumsätze beschert. Von 2000 bis 2008 hat sich das Marktvolumen versechsfacht, zuletzt legten die Verkäufe um 10,8% auf 432.000 t zu. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs der vergangenen Jahre und praller Staatskassen investierte die öffentliche Hand nicht genug in den Sektor, schließlich lag der Verschleiß bei 3% pro Jahr. Das heißt: Trotz der Investitionen stieg der Verschleißgrad alle zwölf Monate um weitere eineinhalb Prozentpunkte. Das könnte sich jetzt rächen, da es an den nötigen Mitteln für den Erwerb neuer Rohre mangelt.

Nachfragerückgang um 20 Prozent erwartet
Die Marktforschungsfirma Creon rechnet für 2009 mit einem Nachfragerückgang um 20%, die Produktion könnte in einem fast vergleichbaren Ausmaß sinken. Der Präsident der Holding Poliplastik, Miron Goriloswski, rechnet sogar mit einem noch herberen Dämpfer für die Branche: Das Marktvolumen könnte sich seiner Meinung nach 2009 halbieren. Im ersten Quartal habe sein Unternehmen, das größte der Branche, 40% weniger Umsatz erzielt als von Januar bis März 2008. Auf Ganzjahressicht rechnet er mit einem Erlösrückgang von 25 bis 30% für seinen Konzern.

Bis vor kurzem reichten die Kapazitäten in Russland nicht aus, um die eigene Nachfrage zu decken, deshalb mussten Jahr für Jahr tausende Tonnen Kunststoffrohre importiert werden, 2008 waren es 71.000 t. Bei Polyethylen-Rohren ist Deutschland das wichtigste Lieferland, bei PVC-Rohren lag die Bundesrepublik 2008 auf dem zweiten Platz hinter Polen. Die meisten Einfuhren verzeichnete Russland allerdings bei Rohren aus Polypropylen. Bei diesem Kunstoffprodukt waren Polen, die Türkei und die Tschechische Republik die wichtigsten Lieferanten - vor Deutschland.

Ob private Bauwirtschaft oder staatlich finanzierte Infrastrukturprojekte - die wichtigsten Abnehmer von Rohren aus Polymeren werden sich bis 2010 stark zurückhalten mit Aufträgen, prognostiziert Gorilowski. Das Marktniveau von 2008 werde Russland frühestens im Jahr 2012 erreichen. Während neue Wärme- und Wasserleitungen bereits jetzt merklich schlechter nachgefragt werden, bleiben die Kanalarbeiten bis dato weiterhin stabil. Das liegt auch daran, dass die Nutzer in den Wintermonaten noch über die nötigen Mittel verfügten, ihre Rechnungen fürs Abwasser zu begleichen. Wenn die privaten Haushalte aber nicht mehr über die entsprechenden Einkommen verfügen und ihre Kanalgebühren schuldig bleiben, dann könnte es auch in diesem Sektor zu Modernisierungsverzögerungen kommen.

Starker Konzentrationsprozess bei Produzenten von Polymerrohren erwartet
In Russland gibt es rund 200 Produzenten von Polymerrohren, 100 fertigen auf PE-Basis, 50 Stellen Rohre aus PVC und ebensoviele aus PP her. Marktexperten glauben, dass nicht alle Hersteller zwei Jahre Krise überstehen werden und rechnen daher mit einem starken Konzentrationsprozess. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele Unternehmen noch mit veralteter und ineffizienter Technik produzieren. Jene Firmen hingegen, die frühzeitig in neue Anlagen investiert haben, könnten als Gewinner aus der Krise hervorgehen. Vor allem solche, die Maschinen zur Herstellung für doppelschichtige gewellte Kunststoffrohre gekauft haben. Die Nachfrage nach diesem Rohrtyp ist ungebrochen groß.

Die Branche sieht ihren größten Gegner allerdings nicht in der Wirtschaftskrise, sondern in der staatlichen Unterstützung der Metallurgiekonzerne. Diese erhalten in schwierigen Zeiten finanzielle Hilfen und können profitieren von gesetzlichen Rahmenbedingungen, die die Verwendung von Stahlrohren anstelle von Kunststoffrohren fördern. Das kritisierte eine Reihe von Unternehmern bei der 3. Internationalen Creon-Konferenz "Polimernye truby" Anfang April in Moskau Das gelte sowohl für das Wärmeleitungs- als auch für das Wasserrohrsystem. Dabei seien Kunststoffrohre seit geraumer Zeit nicht nur in der Lebenserwartung, sondern auch bei den Anschaffungskosten preiswerter als Metallrohre. Der Kostenvorteil bei PE-Rohren gegenüber von Stahlrohren liegt in Russland etwa bei 30 bis 60%.

Kontaktanschriften:
SAO Creon
Prosp. Universitetski 9, 119296 Moskau
Tel.: 007 495/797 49 07, Fax: -938 00 08
org@creon-online.ru, www.creon-online.ru
Ansprechpartnerin: Tamara Chasowa (Vizepräsidentin)
(Creon erstellt Marktstudien aus der Chemiebranche, veranstaltet Konferenzen und berät Unternehmen)

Gruppa Poliplastik
Ul. Generala Dorochowa 14, 119530 Moskau
Tel: 007 495/745 68 57, Fax: -440 02 00
sts@polyplastic.ru, www.polyplastic.ru

Weiterführende Informationen

Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH, Berlin + Köln

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