21.09.2016, 13:19 Uhr | Lesedauer: ca. 5 Minuten |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Nach einjähriger Entwicklungs- und Testphase hat die neocomp GmbH kürzlich in Bremen eine Aufbereitungsanlage für glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) in den Vollbetrieb genommen. GFK gilt als Material mit vielen Vorteilen, das in zahlreichen Branchen, wie dem Schiffbau, der Automobilindustrie, der Energiewirtschaft und der Luftfahrt, zum Einsatz kommt. Als Nachteilig gelten jedoch die begrenzten Wiederverwertungsmöglichkeiten und die daraus resultierende Umwelt- und Entsorgungsbelastung. Die in der neocomp-Anlage produzierten Ersatzstoffe werden einer vollständigen thermischen wie stofflichen Verwertung zugeführt und finden bei der Herstellung von Zement sowie in der weiterverarbeitenden Industrie ihre Anwendung. Glasfaserverstärkte Kunststoffe sind ein Faser-Kunststoff-Verbund aus Glasfasern und einem Kunststoff, etwa Polyesterharz oder Epoxidharz. Aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften wie einer hohen Elastizität, Witterungsbeständigkeit und Bruchfestigkeit sowie einer guten elektrischen Isolationswirkung und nicht zuletzt aus Kostengründen wird das Material in vielen Branchen und Produkten verwendet. So bestehen heutzutage Fahrzeug- oder Flugzeugteile, Rohre, Fensterprofile, Freizeitartikel wie Ski oder Rotorflügel von Windkraftanlagen aus diesen hochwertigen Verbundstoffen. Doch was passiert mit den Faserverbundabfällen, wenn die Produkte das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben? Eine langfristige Deponierung des Materials ist seit dem Jahr 2005 per Gesetz verboten. Für eine Entsorgung in Verbrennungsanlagen eignet sich GFK nicht: Denn das Material ist schlecht brennbar und hat einen hohen Asche- sowie mineralischen Glasanteil. Die Folge: Durch die Verbrennung entstünden Schäden am Rost sowie an den Filtrationssystemen. Gleichzeitig sinkt der Wirkungsgrad der Anlange deutlich. Als nachteilig gelten auch die begrenzten Wiederverwertungsmöglichkeiten: Ist der Verbund aus Kunststoffen und Harzen erst einmal ausgehärtet, lässt sich dieser nicht wieder einschmelzen. Zudem verschlechtern sich die Materialeigenschaften der Fasern nach mechanischen oder thermischen Bearbeitungsprozessen. Ein grundsätzliches Recycling wäre zwar technisch möglich, jedoch gilt solch eine Aufbereitungsmethode als wirtschaftlich nicht tragbar. Vollständige thermische und stoffliche Verwertung Die neocomp GmbH, ein Unternehmen der Nehlsen Gruppe sowie der Lüneburger neowa GmbH, hat nun nach einjähriger Entwicklungs- und Testphase in Bremen eine Aufbereitungsanlage für solch glasfaserverstärkte Kunststoffe in Bremen in Betrieb genommen, mit der ein umweltgerechter und geschlossener Verwertungskreislauf entsteht. Die in der neocomp-Anlage produzierten Ersatzstoffe werden einer vollständigen thermischen wie stofflichen Verwertung zugeführt und werden für die Herstellung von Zement sowie in der weiterverarbeitenden Industrie genutzt. Frank J. Kroll, Geschäftsführer der neocomp GmbH: "Mit dem neuen Aufbereitungsverfahren ist es uns gelungen, eine umweltgerechte und wirtschaftliche Verwertung zu entwickeln. Dieses Verfahren ist in Europa einzigartig und in dieser technischen Auslegung nicht ohne weiteres kopierbar. Dabei haben wir den "Zero-Waste-Prozess" – also die vollständige Verwertung – stets im Blick." Mehrstufiger trockenmechanischer Verarbeitungsprozess In der Anlage werden glasfaserverstärkte Kunststoffe sowie sogenannte Spuckstoffe aus der Papierindustrie verarbeitet. Die GFK-Abfälle erhält das Unternehmen vorranging aus der Windkraftindustrie sowie aus der Automobil-, Freizeit- und Elektroindustrie, der maritimen Wirtschaft und der Luftfahrt. Der Kooperationspartner und Spezialist für den Rückbau von ausgedienten Windkraftanlagen aus Gütersloh, die Hagedorn GmbH, versorgt neocomp mit aus Faserverbundstoffen bestehenden Rotorblättern. Diese werden vor Ort mit geeigneten technischen Geräten in einzelne Stücke von sechs bis acht Metern Länge geschnitten und dann zur weiteren Zerkleinerung nach Bremen zum Neocomp-Betriebsgelände transportiert. In einem mehrstufigen trockenmechanischen Verarbeitungsprozess zerteilt zunächst ein Schredder diese Stücke aus den Rotorblättern wie auch die Produktionsabfälle anderer Bereichen in Kleinstgrößen. Darauf folgt die Zugabe der Spuckstoffe aus der Papierindustrie, die nach einem vorgegebenen Verhältnis mit den zerkleinerten Faserverbundabfällen vermengt werden. Nach der weiteren Aufbereitung dieses Gemischs im Querstromzerspaner mit Siebgeometrie entstehen, nachdem Fremdstoffe wie Metalle und Nicht-Metalle vom Material separiert worden sind, schließlich die Endprodukte: Die sogenannten Ersatzstoffe, die als Substitut für Rohmaterialien zum Beispiel in der Zementindustrie zur Herstellung von Klinkern eingesetzt werden. "Aufgrund unserer Verfahrenskompetenz arbeiten wir sehr eng mit der Zementindustrie zusammen. Gemeinsam mit den Abnehmern haben wir die Rezepturen für die Ersatzstoffe erarbeitet und passgenau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten", erläutert Kroll den Fokus auf die Zementhersteller. Aufgrund der chemischen und physikalischen Zusammensetzung eignen sich die Ersatzstoffe sehr gut für die Herstellung der Zementklinker. Das in GFK enthaltene und im Ersatzstoff verbleibende Silikat ist ein wichtiger Ausgangsstoff für die Zementproduktion. Die Spuckstoffe liefern darüber hinaus die notwendige Kalorik, also den Brennwert. Des Weiteren entspricht die Konzentration an chemischen Elementen wie Antimon, Chlor und Brom genau dem Anforderungsprofil der Industrie an eben diese Stoffe, das sich aus gesetzlichen und hauseigenen Vorgaben ergibt. Derzeit produziert die neocomp GmbH mit der GFK-Anlage täglich 100 Tonnen Ersatzstoffe. Ausbau der Kapazitäten und Vertriebswege Den Erwartungen der neocomp GmbH zufolge wird die Menge an Faserverbundabfällen in Zukunft steigen: Denn eine Windkraftanlage hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 20 Jahren. Spätestens dann haben die aus GFK gefertigten Rotorblätter das Ende ihres Lebenszyklus‘ erreicht und müssen entsorgt werden. Aufgrund thermischer sowie mechanischer Belastungen liegt dieser Zeitpunkt tatsächlich aber meist vor der durchschnittlichen Lebensdauer. Laut einer Untersuchung der Technischen Universität Dresden und des Frauenhofer-Instituts für Chemische Technologie ICT liegt die aktuell zu entsorgende Menge an Rotorblättern jährlich weit unter 10.000 Megagramm (MG). In etwa 25 Jahren wird die Menge schon weit über 20.000 Megagramm (MG) pro Jahr betragen. Mit Blick auf diese Prognosen sowie die hohe Nachfrage nach den Ersatzstoffen am Markt, plant das Unternehmen schon jetzt den Ausbau der internen Kapazitäten. Dafür baut die neocomp GmbH aktuell bereits die Vertriebswege zu weiteren Zementherstellern und Branchen als Abnehmer der Ersatzstoffe aus. Über die neocomp GmbH Betreiber der GFK-Aufbereitungsanlage ist die neocomp GmbH - ein Unternehmen der Nehlsen Gruppe sowie die neowa GmbH. Das im Jahr 2015 gegründete Unternehmen ist auf die nachhaltige Entsorgung von Glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) spezialisiert. Als professioneller Aufbereiter bietet das Unternehmen eine einhundertprozentige Verwertungsgarantie. Weitere Informationen: www.neocomp.eu, www.fibreglass-recycling.eu |
neocomp GmbH, Bremen
» insgesamt 1 News über "neocomp" im News-Archiv gefunden
Ihre News im plasticker? Bitte senden Sie Ihre Pressemitteilungen an redaktion@plasticker.de!
» zurück zum Seitenanfang |
Top-Meldungen der letzten Tage
IPL: Fusion mit Schoeller Allibert
HP-T: Kunststoffrecycler erweitert Geschäftsführung – Die dritte Generation übernimmt Verantwortung
Hexpol: Übernahme der restlichen Anteile an Almaak International
PlasticsEurope Deutschland: Kunststofferzeugung sinkt deutlich
Meist gelesen, 10 Tage
Emirates Biotech: Samsung E&A errichtet PLA-Komplex in Abu Dhabi
PlasticsEurope Deutschland: Kunststofferzeugung sinkt deutlich
TU Dresden: Neuer Polymerkristall leitet Strom wie ein Metall
Aramco + Sinopec: Cracker am Raffineriestandort Yanbu in Planung
SKZ: Neue Leitung für die Forschungsgruppe „Vernetzte Materialien“
Fraunhofer LBF: Compoundieren ohne PFAS in flammgeschützten Formulierungen – Projektpartner gesucht
Meist gelesen, 30 Tage
Kunststofftechnik S & W / 'Jopa': Großbrand in Ahlen in Westfalen
Webasto: Automobilzulieferer baut in Deutschland rund 650 Stellen ab
Ypsomed: Startschuss für zweites Produktionswerk in Schwerin
Landbell: Förderung des Recyclings von PP-Kunststoffen in Europa - Neue Partnerschaft mit PureCycle
Meist gelesen, 90 Tage
Kunststofftechnik S & W / 'Jopa': Großbrand in Ahlen in Westfalen
Arburg: Deutlicher Umsatzrückgang in 2024 – Reduzierung des Mitarbeiterstamms und Kurzarbeit
Reifenhäuser: Moderater Personalabbau in Troisdorf
Wittmann Battenfeld: Ehemaliger Geschäftsführer Georg Tinschert unerwartet verstorben
Gerresheimer: Mögliche Übernahme durch Private Equity Investoren
Hanselmann: Rupp Solutions übernimmt insolventen Kunststoffverarbeiter
Neue und gebrauchte Maschinen & Anlagen finden Sie in der großen Maschinenbörse.
Kostenfreie Nutzung aller Börsen! Registrieren Sie sich jetzt!
Kunststoffchemie für Ingenieure
|