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04.04.2007 | Lesedauer: ca. 6 Minuten    

Russland: Ausbau der Polypropylen-Kapazitäten

Nachfrage wächst weiter stark / Importe werden allmählich verdrängt

Der russische Polypropylenmarkt steht vor größeren Veränderungen. Die Nachfrage bleibt dynamisch und wird in den nächsten Jahren nach Schätzungen jeweils um 10 bis 15% wachsen. Wurde der Bedarf der russischen Industrie zuletzt zu mehr als einem Drittel durch Importe gedeckt, so wird sich das bald ändern. Denn zahlreiche neue Polypropylen-Anlagen sind gerade in Betrieb genommen worden, und weitere sind geplant. Für Importe wird der Spielraum enger. Experten fürchten aber, dass Überkapazitäten und Preisdruck die Folge sein könnten. (Kontaktanschriften)

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Wenn die größte Chemie-Gruppe Russlands, die Sibur-Holding, ihre Polypropylen-Pläne tatsächlich realisieren sollte, dann wird das den Markt ziemlich durcheinander wirbeln. Sibur beziehungsweise die eigens dafür gegründete Tochtergesellschaft, OOO Tobolsk Polimer (Tobolsk), beabsichtigt, eine große neue Polypropylen-Anlage zu errichten und Ende 2010 in Betrieb zu nehmen. Bei dem Vorhaben wird Sibur mit dem unabhängigen Erdgasproduzenten Novatek, der den Rohstoff für die Polypropylenproduktion liefern soll, zusammenarbeiten. Die Kapazitäten werden sich in der ersten Phase auf 500.000 t /Jahr belaufen. Und das ist nur der Anfang, denn in der zweiten Phase könnte auch diese erweitert werden.

In Tobolsk wird damit die mit Abstand größte Polypropylen-Anlage Russlands entstehen. Die bestehenden russischen Kapazitäten beliefen sich Ende 2006 auf gerade mal 300.000 t /Jahr. Zwei weitere neue Anlagen kamen zwar in den vergangenen Wochen hinzu. Doch auch ihre Kapazitäten reichen an die von Tobolsk Polimer nicht heran. Bei Nishnekamskneftechim (NKNCh, Tatarstan) ist eine Polypropylenanlage für 180.000 t Polypropylen pro Jahr und bei Stavrolen (Budjonnowsk; Lukoil-Neftechim) eine weitere für 120.000 t/Jahr errichtet worden. Die erste arbeitet bereits, die zweite wird im April/Mai 2007 mit der industriellen Produktion beginnen.

Die Investitionskosten für die erste Phase in Tobolsk werden auf 20,5 Mrd. Rbl (rd. 600 Mio. Euro) beziffert. Im Laufe 2007 sollen Tender für die Projekterstellung, Ausrüstung und den Bau der Anlage durchgeführt werden. Als mögliche Lizenzgeber für die Dehydrierung werden UOP und ABB Lummus Global (beide USA), für die Polypropylenproduktion Basell (Deutschland), Dow, Novolene (USA) und Ineos (Großbritannien) in Betracht gezogen, sagte Wjatscheslaw Kuznetzow, Haupttechnologe von OOO Tobolsk-Polimer auf der Fachkonferenz "Polypropylen 2007" (Veranstalter: Marktforschungsfirma Creon) Mitte März 2007 in Moskau. Aufträge für den Anlagenbau könnten an Tecnimont, Uhde, Linde, TEC, Technip, Samsung Eng vergeben werden.

Das Vorhaben wird zum einen mit dem schnell wachsenden Polypropylenmarkt in Russland begründet, der die zusätzlichen Mengen des Kunststoffs nach Meinung von Sibur-Vertretern leicht schlucken wird. Der andere Grund ist aber, dass Sibur einen Teil der in Tobolsk (Tobolsk-Neftechim) hergestellten leichten Kohlenwasserstofffraktionen (natural gas liquids, russisch: "SchFLU", Ethan, Propan, Butan) bisher gefährlich und teuer über 1.500 km per Bahn zur weiteren Verarbeitung nach Tomsk transportiert. Nun soll mit der Anlage in Tobolsk eine wirtschaftlichere Alternative geschaffen werden, so Vertreter von Tobolsk-Polimer.

Branchenexperten sind jedoch skeptisch, ob sich das Vorhaben als wirklich sinnvoll erweisen wird. Sie geben zu bedenken, dass die Transportkosten von Tobolsk zu den wichtigsten Abnehmern im In- und Ausland hoch sein werden. Zum anderen wird eine solch große Anlage zumindest in den ersten Jahren, solange der russische Markt selbst nicht die notwendige Größe erreicht, auf Exporte angewiesen sein. Doch die globale Konkurrenz schläft nicht - in der VR China, einem möglichen wichtigen Abnehmer - werden derzeit eigene große Kapazitäten gebaut, und in Saudi Arabien wächst ebenfalls ein großer Wettbewerber (Anlage Jubail) heran.

Außerdem sind auch in Russland außer in Tobolsk andere große neue Polypropylen-Kapazitäten geplant. Nach Angaben von Tamara Chazowa, Vize-Präsidentin von Creon, haben den Bau solcher Anlagen unter anderen OAO Titan (Omskij Kautschuk; ab 2008: 180.000 t/Jahr) und Tatneft/TAIF in Nishnekamsk (2010; 220.000 t/Jahr) angekündigt. Eine Erweiterung auf bis zu 130.000 t/Jahr und später sogar auf 180.000 (evtl. eine neue als Ersatz) ist bei OAO Tomskneftechim (Tomsk) beabsichtigt. Weitere Polypropylen-Anlagen würden nach 2010 ferner in Astrachan und in Orenburg ins Auge gefasst, so die Creon-Expertin.

In vier Jahren könnten die Kapazitäten in Russland damit auf mehr als 1,5 Mio. t anwachsen. Für den GUS-Markt sind ferner die bereits bestehenden Kapazitäten von OAO Lisitschansknefteorgsintez (TNK-BP) von 100.000 t/Jahr in der Ukraine und die der Raffinerie Turkmenbaschinskij NPZ von 90.000 (geplante Erweiterung auf 120.000) t/Jahr in Turkmenistan von Bedeutung. Die Anlagen im kasachischen Atyrau mit einer Kapazität von 30.000 t/Jahr sind zwar stillgelegt worden. Aber auch in Kasachsten soll nach Informationen der Fachzeitschrift "Ewrazijskij Chimitscheskij Rynok" im kommenden Jahrzehnt die Errichtung von Anlagen unter anderem für Polypropylen (400.000 t/Jahr) geplant sein.

Derweil boomt der russische Polypropylenmarkt weiter. Der Binnenverbrauch hat sich nach Schätzungen von Creon seit 2001 etwa verdoppelt - von 227.370 t auf 453.100 t im Jahr 2006. Das starke Marktwachstum ist vor allem der Nachfrage, die von dem wachsenden Verbrauch und der lokalen Produktion von Kunststofffolien, Behältern und Verpackungen ausgeht, zu verdanken. Stark angezogen habe nach Worten von Chazowa auch die Verarbeitung von Polypropylen in der Kunststoffrohrindustrie. Die lokale Produktion erreichte 2006 schon 317.800 t gegenüber 301.500 t im Jahr davor. Die offizielle russische Statistik gibt zwar für 2006 mit 376.000 t ein deutlich höheres Produktionsergebnis an. Diese Angaben seien aber nach Einschätzung von Chazowa falsch und wahrscheinlich auf Doppelzählungen zurückzuführen.

Kontaktanschriften:

Sibur-Gruppe (Holding)
117218 Moskau/Russische Föderation
ul. Krshishanowskogo 16, korp. 1
Tel.: 007/495/777 55 00, Fax: -718 79 98
info@sibur.ru, www.sibur.ru

OOO Tomskneftechim (Sibur, Polypropylen-Kapazitäten: 110.000 t/Jahr)
Kuzowlewskij Trakt 2, str. 202, 634067 Tomsk/Russische Föderation
Tel.: 007/3822/73 00 09, Fax: -73 02 97
tnh@tnh.tomsk.ru, www.tnhk.ru

OOO Tobolsk Polimer (Sibur)
626150 Tobolsk, Gebiet Tjumen/ Russische Föderation
Tel.: 007/3456/39 77 45, Fax: -39 77 89
ion@tn.tob.ru

Nishnekamskneftechim (Polypropylen-Kapazitäten: 180.000 t/Jahr)
Direktor des Polyolefin-Werkes: Wiktor Sergejewitsch Trifonow
423574 Nishnekamsk, Republik Tatarstan/ Russische Föderation
Tel.: 007/495/37 71 81, -37 78 38, Fax: -37 93 09
nknh@nknh.ru, www.nknh.ru

OOO NPP Neftechimia (früher Teil der Raffinerie Moskowskij NPZ; Polypropylenkapazitäten: 100.000 t/Jahr)
Kapotnja, 2-j kwartal, 1, str. 36, 109429 Moskau/ Russische Föderation
Tel./Fax: 007/495/355 20 38, -355 05 92

ZAO Lukoil-Neftechim
Ul. Bolschaja Ordynka 3, 115035 Moskau/ Russische Föderation
Tel.: 007/495/5 04 05 00, -9 73 71 17, Fax: -9 73 71 21
mail@LN.LUKoil.com, www.lukoil-neftekhim.ru

Tochtergesellschaft OOO Stavrolen (Polypropylen-Kapazitäten: 120.000 t/Jahr)
Ul. R. Luxemburg 1, Budjonnowsk/ Russische Föderation
Tel.: 007/65559/416 11, Fax: -326 22
mail@stavrolen.lukoil.com

Ufaorgsintez (Polypropylen-Kapazitäten: 100.000 t/Jahr)
450037 Ufa, Republik Baschkortostan/ Russische Föderation
Tel: 007/3472/42 95 11, Fax: -43 52 00

ZAO Creon
Präsident: Dr. Fares Kilzie
119296 Moskau
Prosp. Universitetskij 9
Tel.: 007/495/797 49 07, Fax: -938 00 08
info@creon-online.ru, www.creon-online.ru, www.rcc.ru

Weiterführende Informationen

bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft, Köln

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