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17.07.2020, 15:41 Uhr | Lesedauer: ca. 4 Minuten    

Engel: Umsatzrückgang um 19 Prozent, Auftragseingang schwächt sich weiter ab, Personalabbau dennoch nur im geplanten Umfang

Dr. Stefan Engleder, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Engel Austria GmbH - (Bild: Engel).
Dr. Stefan Engleder, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Engel Austria GmbH - (Bild: Engel).
Normalerweise gab Engel in den letzten Jahren seine jährlichen Unternehenszahlen stets im Rahmen der Pressekonferenz zur Messe Chinaplas bekannt, deren Termin üblicherweise im April-Mai liegt, passend zum Geschäftsjahr des großen Herstellers von Spritzgießmaschinen, welches jeweils von Anfang April bis Ende März läuft. Doch in diesem Jahr ist leider bekanntlich nichts normal, die Chinaplas fällt 2020 coronabedingt aus, und so nutzte CEO Dr. Stefan Engleder das traditionelle Mediengespräch im Sommer mit der Lokalpresse in Oberösterreich, um die gesamten Zahlen und Ergebnisse des Maschinenbaukonzerns in seinem abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2020 zu berichten und einen Ausblick auf das laufende Jahr zu geben.

Wie erwartet, war die Entwicklung im letzten Jahr wie auch aktuell seit Beginn der Corona-Krise wenig erfreulich. Zum ersten Mal seit zehn Jahren erlebte der Konzern mit Hauptsitz in Schwertberg bei Linz einen deutlichen Umsatzrückgang. So ging der weltweit erzielte Umsatz per Ende März auf rund 1,3 Mrd. Euro zurück, nach noch 1,6 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2018/2019, was einer Verminderung um etwa 19 Prozent entspricht. Für Engel bedeutet dies eine Zäsur nach einer langen Zeit des kontinuierlichen Wachstums: Zwischen 2008 und 2018 konnte der Konzern - auch inklusive der tiefen "Delle" in 2009/2010 durch die Finanzkrise - durchschnittlich jedes Jahr um 10,5 Prozent zulegen, der Umsatz stieg in dieser langen Wachstumsphase von rund 0,6 Mrd. Euro im Jahr auf den bisherigen Rekordwert von 1,6 Mrd. Mit den nun verzeichneten schwächeren Erlösen befand sich Engel ungefähr wieder auf dem Umsatzniveau von 2016 (siehe plasticker-News vom 01.07.2019).

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Auftragseingang um 20 Prozent niedriger als im Vorjahr und weiter rückläufig
Auch der Ausblick auf das aktuelle Jahr ist nicht rosig: Konnte Engel zu Beginn des Geschäftsjahres 2019/2020 noch von einem größeren Auftragsbestand aus dem Vorjahr als Polster profitieren, so musste das Unternehmen wie alle Spritzgießmaschinenhersteller einen erheblichen Rückgang beim Auftragseingang hinnehmen. (siehe plasticker-News vom 17.06.2019). Bei Engel ließen die Eingänge von Neuaufträgen den Angaben zufolge im Berichtszeitraum um rund 20 Prozent nach. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Engel laut Engleder, dass das Geschäftsvolumen noch einmal deutlich nach unten gehe, ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen.

Einbruch bei Automotive, leichte Kompensierung durch andere Branchen, zuversichtlicher Blick nach vorn
Hauptursache für die Rückgänge sei die gesunkene Nachfrage aus der Autoindustrie, insbesondere bei den Großmaschinen, die Engel im Werk in St. Valentin fertigt. Lichtblicke seien dagegen die Absatzmärkte in den Anwenderbranchen Medizintechnik und Verpackung, die zumindest einen Teil der Einbrüche im Automobilsektor wettmachten; hier "haben sich die Auftragsstände teils verdoppelt", so Engleder gegenüber den OÖNachrichten.

Engleder, der zur vierten Inhabergeneration des Familienunternehmens gehört, zeigte sich dennoch überzeugt, dass Engel stärker als Mitbewerber aus der Krise hervorgehen werde, weil das Unternehmen in weitere interne Verbesserungen und noch stärker automatisierte Abläufe investiere, ebenso wie in Forschung und Entwicklung. Außerdem, so betonte er, habe Engel in der jüngeren Vergangenheit gelernt, mit Krisen umzugehen. Er erinnerte dabei an die Hochwasserkatastrophe von 2002 mit der weitgehenden Zerstörung des Stammwerkes in Schwertberg und die Finanzkrise von 2008/2009. "Kunststoff ist unabdingbar, mittel- und langfristig werden wir zu alter Stärke zurückkehren“, zeigte sich Engleder überzeugt.

Kein zusätzlicher Personalabbau geplant - Hälfte der Belegschaft in Kurzarbeit
Ausdruck dieser Zuversicht und des Vertrauens in die eigene Stärke ist vermutlich auch, dass über den bereits Ende 2019 initiierten Personalabbau bislang keine weiteren Maßnahmen zur Reduzierung des Mitarbeiterstamms geplant sind, wie Engleder erläuterte.

Engel beschäftigte zu Anfang des aktuellen Geschäftsjahres am ersten April den Angaben zufolge weltweit 6.500 Mitarbeiter. Im Jahr davor waren es zur selben Zeit noch 6.900 Personen, 3.900 davon in den drei österreichischen Werken in Schwertberg, St. Valentin und Dietach, wo die Mitarbeiterzahl seit Herbst 2019 schon von 3.900 auf nunmehr 3.600 reduziert wurde.

So waren bereits Ende 2019 rund 50 Leiharbeiter („Leasingarbeiter“) im Werk St. Valentin freigesetzt und eine Reduktion der Stammbelegschaft um fünf bis zehn Prozent - also bis zu 390 Mitarbeiter - angekündigt worden. Der aktuelle Sozialplan geht nun von zehn Prozent der Stellen aus, von denen die Hälfte bereits abgebaut wurde. Laut Engel erfolgte dies je etwa zur Hälfte durch Kündigungen und über natürliche Fluktuation. Man habe vor, die weiteren Kürzungen - abhängig von der Auslastung in diesem Herbst - bis Oktober umzusetzen, erläuterte Engleder. Aktuell gehe er davon aus, dass Engel mit den im Herbst 2019 angekündigten Maßnahmen auskommen werde.

Seit Ostern wird bei Engel kurzgearbeitet, zuvor waren alle drei Werke in Österreich für drei Wochen wegen Coronafällen innerhalb der Belegschaft geschlossen worden (siehe plasticker-News vom 19.03.2020). Dabei seien 50 Prozent der Belegschaft zur Kurzarbeit angemeldet; diese Angestellten arbeiteten zur Zeit im durchschnitt rund 70 Prozent der Normalarbeitszeit, wie Engel berichtet. Im August sei noch einmal ein zweiwöchiger Betriebsurlaub vorgesehen, ansonsten sei Engel "bis September insgesamt vernünftig ausgelastet", so Engleder. Darüber hinaus gab er keine Prognosen ab.

Weitere Informationen: www.engelglobal.com

Engel Austria GmbH, Schwertberg, Österreich

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