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01.07.2019, 12:27 Uhr | Lesedauer: ca. 9 Minuten    

Engel: Gruppenumsatz mit sechs Prozent Plus - Automobil ist Chance und Herausforderung zugleich

Seit dem Frühjahr in Betrieb: Der Neubau am Stammsitz in Schwertberg mit dem neuen Kundenzentrum, rechts im Bild - (Bilder: Engel).
Seit dem Frühjahr in Betrieb: Der Neubau am Stammsitz in Schwertberg mit dem neuen Kundenzentrum, rechts im Bild - (Bilder: Engel).
„Die seit einigen Jahren vorhergesagte Abschwächung des über einen sehr langen Zeitraum anhaltenden Wirtschaftswachstums ist eingetreten“, berichtet die Engel Geschäftsführung im Vorfeld der K 2019. „Die Rückgänge in den letzten Monaten sind drastisch und ein erneutes Anziehen der Konjunktur derzeit nicht absehbar.“ Inwieweit die sich neu eröffnenden Marktchancen den Einbruch zumindest teilweise ausgleichen können, lasse sich ebenfalls schwer prognostizieren. Mit den jüngsten Investitionen in die Technologieentwicklung sowie den Ausbau und die Modernisierung seiner Produktionswerke sieht sich der Spritzgießmaschinenbauer und Systemlöser für die neuen Herausforderungen jedoch gut gerüstet.

Im jüngst abgeschlossenen Geschäftsjahr 2018/19 hat Engel noch einen Gruppenumsatz von 1,6 Mrd. Euro und damit ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt. „Zum erneuten Umsatzwachstum haben vor allem die deutschsprachigen Länder Europas – Deutschland, Österreich, Schweiz – und Asien beigetragen“, berichtet Dr. Stefan Engleder, CEO der Engel Gruppe. Insgesamt erwirtschaftete Engel demnach im abgeschlossenen Geschäftsjahr 54 Prozent seines Umsatzes in Europa, 21 Prozent in Asien und 24 Prozent in Amerika. Weltweit arbeiten aktuell 6.900 Menschen in den Werken und Niederlassungen der Engel Gruppe, 3.900 davon in den drei österreichischen Werken in Schwertberg, St. Valentin und Dietach.

Umsatzentwicklung der letzten 11 Jahre mit durchschnittlich 10,5 Prozent Wachstum pro Jahr - (Grafik: Engel).
Umsatzentwicklung der letzten 11 Jahre mit durchschnittlich 10,5 Prozent Wachstum pro Jahr - (Grafik: Engel).


Entwicklung Mitarbeiterzahl in den letzten 11 Jahren mit durchschnittlich 6,5 Prozent Zuwachs pro Jahr - (Grafik: Engel).
Entwicklung Mitarbeiterzahl in den letzten 11 Jahren mit durchschnittlich 6,5 Prozent Zuwachs pro Jahr - (Grafik: Engel).

Dass Engel seine weltweite Position bei Spritzgießmaschinen und integrierten Systemlösungen zum Spritzgießen weiter behaupten kann, führt die Engel Geschäftsführung auf die starke internationale Präsenz, die hohe Innovationskraft und die konsequente Ausrichtung auf Qualität und Kundenorientierung zurück. Der Anteil an maßgeschneiderten Systemlösungen, die Engel weltweit aus einer Hand liefert, ist im Auftragseingang erneut gestiegen.

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War die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2018/19 noch von robusten Wachstumsraten geprägt, spürte Engel im Sommer vergangenen Jahres erste Anzeichen für einen Produktionsrückgang in der wichtigsten Zielbranche Automotive. „Inzwischen ist der Absatzmarkt drastisch zurückgegangen und das weltweit“, so Engleder. Die politischen Ursachen machen es demzufolge schwierig, die weitere Entwicklung einzuschätzen. Die Auswirkungen der Strafzölle und Sanktionen, der weiterhin unklare Brexit sowie die Debatte um Dieselgrenzwerte und -fahrverbote würden weltweit zu Verunsicherungen und einem zögerlichen Kaufverhalten der Konsumenten und in Folge der Industrieentscheider führen. Engel geht für die nächsten zwei bis drei Jahre von einer weiteren Abkühlung, im besten Fall einer Seitwärtsbewegung aus.

Dr. Christoph Steger, CSO von Engel, erläuterte gegenüber dem plasticker: „In diesem Jahr profitieren wir wie alle Maschinenhersteller noch von einem großen Auftragsbestand aus dem Vorjahr, der noch abzuarbeiten ist. Trotzdem wird es voraussichtlich für alle europäischen Spritzgießmaschinenbauer eine Herausforderung, den kürzlich vom VDMA für 2019 prognostizierten Umsatzrückgang von durchschnittlich -10 Prozent über alle Branchensegmente - (siehe auch plasticker-News vom 17.06.2019) - nicht noch zu unterschreiten.“

Digitalisierung, Technologien und Kreislaufwirtschaft sind Innovationstreiber
Zu den Wachstumstreibern, die der Abschwächung gegenüberstehen, gehörten laut Engel die weiter voranschreitende Digitalisierung, die Transformation der Automobilindustrie, der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe und das insgesamt steigende Qualitätsbewusstsein, das verbunden mit einem zunehmenden Wohlstand in vielen Regionen vor allem in den Bereichen Medical und Packaging spürbar sei.

Gleichwohl die Automobilindustrie als Verursacher der Abschwächung auszumachen sei, trage gerade sie wichtige Wachstumstreiber in sich. Die Trends zum autonomen Fahren und zur Elektromobilität erfordern zum Teil ganz neue Produkte und Verarbeitungstechnologien. Geht es beim autonomen Fahren im Bereich der Kunststoffverarbeitung um noch hochwertigere Oberflächen, die zugleich immer mehr Funktionen vereinen, spiegelt sich die wachsende Bedeutung der Elektromobilität in neuen effizienten Composite-Technologien sowie einem steigenden Bedarf an Elektronikkomponenten wie Steckern und Dichtungen wider.

Dr. Stefan Engleder, CEO Engel Gruppe: „Wir sind auf die sich verändernden An­forder­ung­en der Auto­mo­bil­in­dustrie sehr gut vor­be­reit­et. Unsere Kunden­nähe er­möglicht es uns, Trends jeweils sehr früh zu antizipieren.“
Dr. Stefan Engleder, CEO Engel Gruppe: „Wir sind auf die sich verändernden An­forder­ung­en der Auto­mo­bil­in­dustrie sehr gut vor­be­reit­et. Unsere Kunden­nähe er­möglicht es uns, Trends jeweils sehr früh zu antizipieren.“
„Wir sind auf die sich verändernden Anforderungen der Automobilindustrie sehr gut vorbereitet“, betont Stefan Engleder. „Unsere Kundennähe ermöglicht es uns, Trends jeweils sehr früh zu antizipieren. So haben wir über die letzten Jahre stark in die Technologieentwicklung sowohl im Bereich der Oberflächen als auch des Composite-Leichtbaus investiert und können heute eine große Bandbreite an serienreifen Verfahren anbieten.“

Neues Kundentechnikum
70 Mio. Euro investiert Engel im Jahr in die Forschung und Entwicklung. Daneben investiert das Unternehmen kontinuierlich in seine weltweiten Produktionswerke und Niederlassungen. Das Investitionsprogramm 2020, das größte seit der Gründung des Unternehmens 1945, ist fast abgeschlossen. Im Rahmen dieses Programms flossen mehr als 375 Mio. Euro allein in den Ausbau und die Modernisierung der Produktionswerke. Das größte Bauvorhaben, die Erweiterung des österreichischen Großmaschinenwerks in St. Valentin, soll im kommenden Jahr als letztes Projekt im Programm 2020 abgeschlossen werden. Im Frühjahr dieses Jahres konnte Engel den Neubau am Stammsitz in Schwertberg in Betrieb nehmen. Im Norden des Werksgeländes wurde ein neues Kundenzentrum errichtet, dessen Herzstück mit 1.700 Quadratmetern Maschinenstellfläche das „Engel Technikum. Fortschritt im Zentrum“ ist.

„Wir haben die Kapazität für Kundenversuche und gemeinsame Entwicklungsarbeiten deutlich erhöht“, so Engleder. „Durch die neuen Anforderungen der Digitalisierung steigt der Beratungsbedarf unserer Kunden weiter an. Dieser Entwicklung tragen wir mit dem neuen Technikum Rechnung.“ Zum Kundenzentrum gehören außerdem der gesamte Trainingsbereich mit Seminarräumen und einem großen Schulungstechnikum sowie eine Firmenausstellung.

Die Ausstellung ist ein neues Angebot von Engel an seine Gäste im Werk Schwertberg. Sie gewährt nicht nur Einblicke in die Unternehmensgeschichte, sondern soll die Besucher animieren, gemeinsam mit Engel Visionen für die Zukunft des Spritzgießens zu entwickeln. Das Kundenzentrum befindet sich in den oberen Etagen des Neubaus. Im Erdgeschoss sind neben einer neuen, größeren Kantine und einem Datencenter zusätzliche 2.250 Quadratmeter Montagefläche entstanden. Die zusätzliche Fläche unterstützt Engel dabei, flexibel auch kurzfristige Kundenaufträge zu bedienen.

Zentraleuropa weiterhin Technologietreiber
Dr. Christoph Steger, CSO Engel Gruppe: Wir haben dezentral in den Regionen verstärkt Know-how aufgebaut und damit in Branchen mit sehr spezifischen Anforderungen das Vertrauen der Kunden in Engel weiter gestärkt.“
Dr. Christoph Steger, CSO Engel Gruppe: Wir haben dezentral in den Regionen verstärkt Know-how aufgebaut und damit in Branchen mit sehr spezifischen Anforderungen das Vertrauen der Kunden in Engel weiter gestärkt.“
In der regionalen Betrachtung lässt sich ein differenzierteres Bild der Herausforderungen und Chancen zeichnen. Zentraleuropa mit den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz hat im zuletzt abgeschlossenen Geschäftsjahr den größten Teil zum erneuten Wachstum der Engel Gruppe beigetragen. „Die Region bleibt der Technologievorreiter. Außerdem haben hier starke internationale Konzerne ihren Sitz, die von Europa aus weltweit investieren“, berichtet Dr. Christoph Steger, CSO der Engel Gruppe. Es gibt in der Region noch Potenzial, wenngleich die Abschwächung der weltweiten Automobilindustrie auch hier angekommen ist. „Wir hoffen, dass sich Politik und Automobilindustrie wieder auf eine gemeinsame Richtung einigen“, so Steger.

Besonders in den Ländern Westeuropas, wo Engel traditionell hohe Marktanteile hält, ist der Gegenwind massiv spürbar. In UK warten viele OEMs die weitere Entwicklung des Brexits ab, was sich über die gesamte Zulieferkette auswirkt. Die größte Chance liegt aus Sicht des Unternehmens in dieser Region aktuell im hohen Anteil sehr anspruchsvoller Anwendungen, wo Engel demnach viele Projekte aufgrund seiner Technologiekompetenz für sich entscheiden könne. Industrie-4.0-Technologien spielen hierbei eine wichtige Rolle, ebenso wie in Osteuropa, wo vielfach die Globalisierung der Geschäfte die Digitalisierung vorantreibt. Vor allem intelligente Assistenzsysteme werden verstärkt nachgefragt. In vielen Betrieben setzen sie den ersten Schritt auf dem Weg zur Smart Factory.

Elektromobilität in Asien weiter Wachstumstreiber
In Ostasien ist die Automobilindustrie ebenfalls zugleich die größte Herausforderung und die größte Chance. In China steigt der Anteil an Elektromobilen – New Electric Vehicles (NEV) – weiter massiv an und führt zu einem steigenden Bedarf an innovativen Spritzgießlösungen, während die Automobilverkäufe insgesamt zurückgehen. Der chinesische Automobilmarkt ist zum ersten Mal seit 1990 rückläufig. In Südostasien dagegen eröffnen sich vor allem in Vietnam neue Chancen. Als Folge des Handelskonflikts zwischen den USA und China siedeln sich dort Automobilkonzerne an und ziehen ihre Zulieferer mit. Ein besonders spannendes Bild zeichnet die Region METAI (Middle East, Türkei, Afrika, Indien). Hier erschweren in vielen Gebieten die geopolitische Situation und eine schlechte Infrastruktur den Marktzugang. Gleichzeitig eröffnet jedoch die schnell wachsende Bevölkerung mit einem hohen Anteil junger, gebildeter Menschen ungeheure Chancen. Globalisierung und Digitalisierung führen dazu, dass der Lebensstandard und damit die Qualitätsansprüche innerhalb kurzer Zeit steigen.

Kundennähe in Lateinamerika weiter verstärkt
In den USA ist die wirtschaftliche Stimmung zwar weiterhin positiv, erlangte jedoch in der zweiten Jahreshälfte 2018 einen Dämpfer und wird sich Prognosen zufolge in den kommenden Quartalen weiterhin verschlechtern. „Es werden aufgrund der Verunsicherungen Investitionen zum Teil zurückgestellt“, berichtet Steger. Ein Gegentrend sei, dass die Zölle die Inlandsproduktion stärken. Beim Ausbau der Produktionskapazitäten und der Modernisierung der Werke setzen die Verarbeiter in Nordamerika immer stärker auf Industrie-4.0-Technologien, was eine Chance darstellt.

In Südamerika profitiert die Branche von einer steigenden Kaufkraft. Gleichzeitig investiert die Industrie verstärkt in energieeffiziente Lösungen. Während die Lage in Venezuela schwierig bleibe, geht Engel in Brasilien, Kolumbien, Chile und Peru aufgrund der stabilen politischen Verhältnisse von einem Wachstum in den nächsten Jahren aus. „Wir haben verstärkt in die Region investiert und unser Vertriebs- und Servicenetz deutlich ausgebaut“, so Steger. „Damit können wir die sich eröffnenden Chancen gut ausschöpfen.“

Mexiko sei nach einem hervorragenden Geschäftsjahr 2018/19 nach dem ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2019/20 im Plan. Die kommerzielle Unsicherheit führtezwar auch hier zu einem immer kurzfristigeren Kaufverhalten, gleichzeitig würden aber vor allem die internationalen Unternehmen weiter in ihre Standorte investieren. Dies betreffe die Volumenproduktion der großen Automarken, aber zum Beispiel auch den Bereich der Dünnwandverpackungen. Mit der Gründung eines zweiten Standorts in Monterrey im Norden des Landes hat Engel die Kundennähe in Mexiko weiter gestärkt. „Wir können damit noch flexibler und schneller auf kurzfristige Anfragen reagieren“, sagt Steger.

Dezentrales Branchen-Know-how bringt neue Kunden
Auf die Branchen bezogen sind es die Bereiche Teletronics, Medical und Packaging, von denen Engel positive Impulse erwartet. In Medical und Packaging konnte Engel im letzten Geschäftsjahr eine Reihe neuer Kunden hinzugewinnen, viele davon in Asien, wo die Einführung der Business-Unit-Struktur jetzt voll zum Tragen komme. „Mit der Internationalisierung unserer Business-Unit-Struktur haben wir dezentral in den Regionen verstärkt Knowhow aufgebaut, was vor allem in Branchen mit sehr spezifischen und zugleich extrem hohen Qualitätsanforderungen das Vertrauen der Kunden in Engel weiter stärkt“, betont Steger.

In der Verpackungsindustrie ist Engel vorranging im High-tech-Bereich zu Hause. Hierzu gehören die Produktion von Getränkeverschlüssen ebenso wie von Dünnwandverpackungen, wozu Engel die beiden vollelektrischen Hochleistungsmaschinenbaureihen e-cap und e-motion anbietet. Von den neuen Verboten bestimmter Einwegprodukte sei Engel deshalb kaum betroffen. In der Teletronics-Industrie kommen die Impulse aus Hochpräzisionsanwendungen, unter anderem mit Silikon. Ein Beispiel hierfür sind Kameralinsen und Dichtungen für Smartphones. Die vollelektrische und holmlose e-motion TL Spritzgießmaschinenbaureihe, die Engel genau für dieses Marktsegment entwickelt hatte, habe sich in der Teletronics-Industrie in Asien sehr gut etabliert.

Ein weiteres Wachstumsfeld in dieser Branche sind Hybridanwendungen mit Metallinserts. Hinzu kommt, dass Engel mit der neuen AMM (Amorphous Metal Moulding) Technologie die Tür in einen neuen Geschäftsbereich aufgestoßen habe. In der Zusammenarbeit mit Heraeus sei es Engel gelungen, die Effizienz beim Spritzgießen amorpher Metalle so drastisch zu steigern, dass die innovativen Materialien auch für Großserienanwendungen ins Blickfeld der Produktentwickler rücken. Premiere feierte der neue Verarbeitungsprozess auf der Hannover Messe im April dieses Jahres. Bereits zur K 2019 soll der nächste große Entwicklungsschritt folgen, die Verarbeitung von amorphem Metall und Silikon im Zwei-Komponenten-Spritzguss.

Weitere Informationen: www.engelglobal.com

Engel Austria GmbH, Schwertberg, Österreich

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